Besonnen und keusch sein

11 Februar, 2023

Kategorie: Erbauung

Bibelbuch: Titus

Besonnen und keusch sein



Ich kann noch immer meinen Vater sagen hören: »Dieses Kind hat nur Wind im Kopf!« Und weißt du was? Manchmal meinte er mich damit! Und soll ich dir noch etwas sagen? Er hatte recht! Mein Vater gab sich viel Mühe, etwas »Sinn« in mich hineinzubekommen. Er hatte nicht immer Erfolg damit, auch wenn er es verdient hätte. Und so wuchs ich zu einer jungen Frau heran, der immer noch das fehlte, was mein Vater als »guten Sinn« bezeichnete. 

Du brauchst nicht weit zu gehen, um junge Frauen zu finden, denen es – genau wie mir früher – am »guten Sinn« mangelt. Was mein Vater »guten Sinn« nennt, bezeichnet die Bibel als »besonnen sein« (Tit. 2,5). Natürlich wusste Gott, dass es den Frauen – seit jenem Moment, in dem Eva sündigte – schwer fallen würde, immer besonnen zu sein. Also befahl Er den älteren Frauen, den jüngeren Frauen beizubringen, besonnen zu sein, und sie dazu anzuhalten und zu ermutigen. 

»Besonnen sein« ist die Übersetzung des griechischen Wortes sophron. Sophron ist ein breiter Begriff und bedeutet »von gesundem Verstand, vernünftig, umsichtig, selbstbeherrscht, mäßig, züchtig«. Ausgehend von diesen Bedeutungen dachte ich an einige praktische Anwendungen. Die ältere Frau soll die jüngeren Frauen lehren und ermutigen, sich diese Eigenschaften anzueignen.

Biblische Prioritäten setzen

Viele junge Frauen wollen heute alles auf einmal haben. Sie wollen einen Mann, Kinder und Bildung und Karriere. Aus diesem Grund stehen sie in der Gefahr, die Beziehung zu ihrem Mann und zu den Kindern (von Gott ganz zu schweigen) ernsthaft zu gefährden, nur um ihren Willen durchsetzen zu können. Ich habe schon von mehr als nur einer Frau gehört, die fest entschlossen war, jedes diesbezügliche Hindernis zu überwinden – seien es die Finanzen oder die nötige Pflege der Kinder –, um die Ziele ihrer Karriere zu erreichen. Milde ausgedrückt, verhält sie sich nicht sehr besonnen. 

Besonnen ist ein altmodisches Wort und bedeutet »weise, vernünftig«. Da der Tag nur so wenige Stunden hat, müssen junge Frauen und Mütter besonnen darüber entscheiden, wie sie diese nutzen. Sie könnten von der Warnung profitieren, die Paulus den Ephesern gab: »Seht nun darauf, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise; und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern seid verständig, was der Wille des Herrn ist!« (Eph. 5,15-17).

In Psalm 90 spricht Mose von der Weisheit, die uns von Gott zugemessenen Tage zu nutzen: »Lehre uns unsere Tage richtig zählen, damit wir ein weises Herz erlangen!« (Ps. 90,12).

Je älter ich werde, desto mehr denke ich über die mir noch verbliebene Zeit nach. Wenn ich (so der Herr will) noch zwanzig weitere produktive Jahre im Dienst für Ihn vor mir habe, dann möchte ich am Ende dazu in der Lage sein, auf diese Jahre zurückzuschauen und zu sehen, dass ich durch Seine Gnade Sein höchstes Ziel für mein Leben erreicht habe. Gott gebrauchte diesen Wunsch in meinem Leben, um mich davon abzuhalten, an einer großen, christlichen Universität den Magistertitel in Religion zu erwerben, so dass ich stattdessen das Buch »Eine tugendhafte Ehefrau«1 schreiben konnte. Was ist aus der Sicht auf die Ewigkeit wohl wichtiger? Offensichtlich, den Frauen zu helfen, gottesfürchtige Ehefrauen zu werden. 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine junge Frau entweder nicht versteht oder aber dagegen rebelliert, dass ihr Dienst in erster Linie zu Hause stattzufinden hat. Sie hat sowohl ihrem Mann zu dienen, als auch den Kindern und der Gemeinde. Oft haben junge Frauen unweise und unbiblische Prioritäten. Sie können sehr beschäftigt und fleißig sein, dabei aber nicht das tun, was der Herr von ihnen erwartet. Die älteren Frauen sollten das biblische Konzept lehren, es vorleben und die jüngeren Frauen dazu ermutigen, es in ihrem persönlichen Leben umzusetzen. 

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Frau, nur weil sie etwas für den Herrn tut, nicht unbedingt das tut, was Er in dem Moment von ihr erwartet. Wenn eine Frau ihre eigene Familie vernachlässigt und gegen den Rat ihres Mannes zu verschiedenen Veranstaltungen fährt, sind ihre Prioritäten unbiblisch. Wenn dieser Dienst der Wille Gottes für sie ist, wird sie ihn auch dann noch tun können, wenn ihre Kinder erwachsen sind und sie mehr Zeit für andere Dinge hat. Alles hat seine Zeit im Leben. Dienste, die außerhalb des Hauses viel Zeit in Anspruch nehmen, sind gewöhnlich für eine junge Frau und Mutter nicht vernünftig. 

Vielleicht fragst du dich, ob eine junge Frau und Mutter überhaupt etwas außerhalb des Hauses machen sollte. Natürlich ist es keine Sünde, wenn sie es tut. Was sündig ist, sind unbiblische Prioritäten und unweiser Umgang mit Zeit und Energie.

Neulich fragte mich eine junge Fraue nach Prioritäten. Sie hatte zwei kleine Kinder und sagte: »Heute ist Donnerstag, und ich war diese Woche bisher jeden Abend in der Gemeinde. Was denken Sie darüber?« Nun, ich denke, das ist zu viel. Offensichtlich war sie frustriert. Ich empfahl ihr, mit ihrem Mann darüber zu sprechen und einige Aktivitäten einzustellen. Es ist für sie viel vernünftiger, weniger »für den Herrn« zu tun und stattdessen ihre Prioritäten biblisch richtig zu setzen – ihrem Mann zu dienen, für die Familie zu sorgen, die Kinder »in der Zucht und Ermahnung des Herrn« aufzuziehen – und diese Dinge gut und gerne für den Herrn zu tun (Eph. 6,4; 5,22-24).

Keusch sein

Als ich Christ wurde, dachte ich, ich sei so heilig! Ich fühlte mich sogar heilig. Dann kam der Tag, an dem ich entdeckte, dass auch Gedanken sündig sein können. An dem Punkt erkannte ich, dass ich nicht annähernd so heilig war, wie ich angenommen hatte. Tatsächlich beging ich ständig große Sünden gegen Gott. 

Das griechische Wort für »keusch sein«, das in Titus 2,5 verwendet wird, ist hagnos. Hagnos bedeutet »frei von ritueller Verunreinigung; heilig; geweiht; züchtig; rein; frei von Sünde; unschuldig, lauter, unbefleckt«. Dieses Wort ist dem Wort hagios ähnlich, das oft mit »heilig« übersetzt wird. Diese rechte, wirkliche Keuschheit oder Reinheit besteht nicht nur in äußerlicher Bescheidenheit, sondern auch in innerem Freisein von sündigen Gedanken. Oft denkt man, die Bindung an sündige Lust sei ein reines Männerproblem. Doch das stimmt nicht. Auch Frauen können sich in die Welt der Fantasie, Selbstbefriedigung, Pornografie und Unmoral verleiten lassen. Das alles beginnt in der Gedankenwelt. 

Reine Gedanken

Das Herz des Menschen – im biblischen Sinne – ist sein inneres Wesen. Es beinhaltet die Art, wie er denkt und was ihn motiviert. Wir sind vor Gott voll dafür verantwortlich, was wir tun und was wir denken. Der Herr Jesus Christus war sehr besorgt um die Reinheit des Menschenherzens. Er erklärte, dass das Herz durch die Gedanken unrein wird, die sich dann auch nach außen kundtun.

»Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Das ist’s, was den Menschen verunreinigt! Aber mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den Menschen nicht« (Mt. 15,18-20).

Es ist also äußerst wichtig, dass jede christliche Frau sich von allen sündigen Tagträumen, sexuellen Fantasien und von der Selbstbefriedigung abwendet. Es ist gewöhnlich sehr schwer, mit diesen sündigen Gewohnheiten zu brechen, aber durch Gottes Gnade ist es nicht unmöglich. Wenn eine Frau sich angewöhnt hat, lüstern zu denken, kann sie es sich durch Gottes Gnade auch wieder abgewöhnen. Wenn sich ein unreiner Gedanke in ihr einnistet, dann muss sie ihn durch einen Gedanken ersetzen, der Gott verherrlicht. Die Sünde erzeugt für eine kurze Zeit ein gewisses Maß an Befriedigung, aber dieser kurze Spaß ist es nicht wert, sich vor Gott Schuld aufzuladen. 

Die biblischen Kriterien für reine Gedanken finden wir in Philipper 4,8: »Im Übrigen, … alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!« Dabei handelt es sich um genau die Gedanken, die nicht zur Lust führen. Je größer die sexuelle Lust ist, desto härter muss eine Frau daran arbeiten, ihre Gedanken von ihr abzuwenden und ihr Gemüt auf Gott auszurichten. 

Auf diesem Gebiet Fragen zu stellen, kann für die ältere Frau peinlich und für die jüngere Frau demütigend sein. Je sachlicher die ältere Frau ihre Fragen stellt, desto leichter wird es der jüngeren Frau fallen, sich zu öffnen und mit ihr zu reden. Offensichtlich sind diese Themen sehr heikel und sollten für einen Zeitpunkt aufgehoben werden, an dem man eine gute Beziehung aufgebaut hat. Wenn die jüngere Frau ein Problem hat, sollte die »Titus-2-Frau« sie gelegentlich freundlich zur Rechenschaft ziehen und fragen, wie sie sich diesbezüglich entwickelt. Es kann hilfreich sein, die jüngere Frau dazu aufzufordern, niederzuschreiben, was sie denken möchte, wenn sie das nächste Mal versucht wird. Zum Beispiel könnte sie in Gedanken für jemanden beten oder ein Lied singen, das Gott ehrt. 

Die ältere Frau sollte der jüngeren beibringen, gottesfürchtige, reine Gedanken zu hegen und zu pflegen, und sollte sie außerdem dazu anhalten, Situationen zu vermeiden, in denen sie versucht werden kann.

Nicht Vorsorge für das Fleisch betreiben

Der Apostel Paulus machte klar, dass jede Handlung eines Christen vor dem Herrn rein sein sollte. Christen müssen sich von ihrem alten, lüsternen Lebensstil abwenden. »Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber ist nahe. So lasst uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht bis zur Erregung von Begierden!« (Röm. 13,12-14; Hervorhebung hinzugefügt).

Nicht zu viel Vorsorge für das Fleisch zu betreiben bedeutet für eine Frau, bestimmte Dinge zu meiden, wie z. B. Seifenopern, Liebesromane, Pornografie, faules Herumliegen, bestimmte Musikrichtungen, Tagträume, usw. Ich kannte eine junge Mutter und bekennende Christin, die nicht nur viel für ihr Fleisch vorsorgte, sondern ihr ganzes Leben nach ihren »Seifenopern« einrichtete. Wenn sie etwas zu erledigen hatte oder zum Arzt musste, stellte sie sicher, dass sie rechtzeitig zu Hause sein konnte, um bestimmte Sendungen im Fernsehen nicht zu verpassen. An einigen Vormittagen arbeitete sie wie wild, um hernach ungestört das Nachmittagsprogramm anschauen zu können. Sie füllte ihr Herz (ihren Verstand) mit unreinen, schmutzigen Gedanken. So war es für mich keine große Überraschung, als sie sich eines Tages von ihrem Mann scheiden ließ, einfach weil er für sie »nicht aufregend genug« war. Kein Ehemann kann so »aufregend« sein wie der Mann, den sich eine Frau in ihren Gedanken erträumen kann. 

Zu viel Vorsorge für das Fleisch kann auch darin bestehen, dass bestimmte Menschen unsere Begierden erregen. Wenn sich eine Frau zum Beispiel in eine homosexuelle Beziehung ziehen lässt, verspürt sie eine abgöttische Bindung an eine andere Frau. In einer solch verbotenen Art von Sexualität sind die Gefühle oft überdimensional stark. Dieser Einfluss ist wirklich enorm, denn er führt zu der Tragik, von der Paulus schreibt: »Darum hat sie Gott auch dahingegeben in entehrende Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen« (Röm. 1,26). 

Wenn eine Frau behauptet, eine Christin zu sein, und nicht bereit ist, ihre Sünde zu lassen, muss die »Titus-2-Frau« zwei oder mehr Zeugen mitbringen und sie auf biblische Art und Weise mit ihrer Sünde konfrontieren (Mt. 18,15-16). Wenn sie dann nicht zur Umkehr bereit ist, wird sie ein Fall für die Gemeindezucht. Die ältere Frau sollte zu einem Ältesten gehen und die Leitung der Gemeinde in die Sache einschalten (Mt. 18,17-18). Das sind lebensnotwendige Schritte in dem Prozess, der jungen Frau beizubringen, rein bzw. keusch zu leben.

Genauso wie es den Herrn verherrlicht, wenn eine Frau von ihren unreinen Gedanken und Taten umkehrt, ehrt es Ihn auch, wenn sie keusch geblieben ist – das verherrlicht Ihn sogar noch mehr. Auch wenn manch ein Zeugnis sehr aufregend klingt und es einfach unglaublich erscheint, auf welche Weise Gott manche Menschen verändert hat, sind Menschen, die keusch geblieben sind, eine größere Trophäe Seiner Gnade. 

In Titus 1,15 schreibt Paulus: »Den Reinen ist alles rein.« Dieser Satz bedeutet nicht, dass wir naiv sein sollten. Er bedeutet auch keineswegs, dass wir uns unnötigerweise unreinen Einflüssen aussetzen dürften. Ein grundsätzliches Verständnis von bestimmten Dingen zu haben, um sich selbst, die Kinder und andere Frauen schützen zu können, ist eine Sache – aber es ist eine andere Sache, schmutzige Bücher zu lesen oder sogar Pornographie anzuschauen.


Entnommen aus dem Buch: »Lehrerin des Guten«, CMV-Verlag

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Besonnen und keusch sein

von Verena Penner Lesezeit: 9 min