Wenn der Hirte Seine Schafe zu sich ruft, nähern sie sich unweigerlich einander an. Wenn wir zu Christus kommen, werden wir gleichzeitig auch anderen, die zu Ihm gekommen sind, nähergebracht. Christsein bedeutet der Definition nach, zur Gemeinde Jesu zu gehören – und das wiederum bedeutet, einer bestimmten Ortsgemeinde eingegliedert zu werden.
Die Menschen haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was das beinhalten mag und wie wichtig oder unwichtig es sei. Im Neuen Testament werden jedoch zwei Dinge ganz klar hervorgehoben: Erstens, die Zugehörigkeit zur Gemeinde ist eines der Privilegien des Christseins, und zweitens ist sie auch eine unserer zentralen Pflichten. Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde ist nicht eine Option; sie ist eine Pflicht, wenn wir Kinder Gottes sind. Wir müssen auch verstehen, dass die Gemeinde Jesu weder irgendein Verein ist noch mit einem Verein verglichen werden kann.
Warum ist die Gemeinde so wichtig?
Manche Christen sind sehr überrascht, wenn sie erfahren, dass es in der ersten Hälfte des Neuen Testaments – in den vier Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – nur zwei Stellen gibt, in denen das Wort »Gemeinde« vorkommt. Kann es denn dann so wichtig sein? Beide Male ist das Wort von Jesus Selbst gesprochen. Das erste Mal kommt es in Matthäus 16,18 vor: »Und Ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.«
Die zweite Stelle steht in Matthäus 18,15-17: »Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner.«
Niemand sonst in den Evangelien verwendet diesen Begriff. Dennoch stand bei Jesus die Gemeinde im Mittelpunkt, mehr als bei jedem anderen. Aus den Worten in Matthäus 16,18 geht hervor, dass Jesus eine Erklärung von enormer Bedeutung abgab. Er umreißt Seinen Auftrag und beschreibt, was Er zu erreichen beabsichtigt. Er ist gekommen, um Seine Gemeinde zu bauen. Er hat bereits vor 2000 Jahren damit begonnen, Er setzt dieses Werk fort, und eines Tages wird Er es vollenden, nämlich dann, wenn Er wiederkommt.
Der Apostel Paulus zeigte die Bedeutung der Gemeinde für Jesus, als er die erstaunliche Behauptung aufstellte, dass der Herr Jesus Christus den gesamten Kosmos im Hinblick auf das Wohlergehen der Gemeinde regiert (Eph. 1,22). Später beschreibt er im selben Brief (der viel über die Gemeinde aussagt) die Art und Weise Seiner Beziehung zur Gemeinde: »… gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich Selbst für sie hingegeben hat« (Eph. 5,25).
Die Gemeinde ist dem Herrn Jesus so wichtig: Er hat sie geliebt und ist für sie gestorben. Erkennst du, wie bedeutsam sie für Ihn ist? Er opfert für sie alles, Er regiert das ganze Weltgeschehen zum Wohl Seiner Gemeinde! Sie ist für Ihn so wichtig, so zentral bezüglich Seiner Absichten; Er liebt sie so sehr, dass Er bereit war, für sie zu sterben. In einem Lied heißt es:
Fest stehet die Gemeinde,
gebaut auf Jesus Christ;
sie Seine neue Schöpfung
durch Wort und Wasser ist;
Er kam herab zur Erde,
erwarb sie sich als Braut,
hat sich mit Seinem Leben
ihr ewig angetraut.
Wenn das wahr ist – und das ist es gewiss –, dann ergibt sich daraus, dass ich als Nachfolger Jesu ebenfalls die Gemeinde lieben sollte. Sie sollte neben Christus zum Mittelpunkt meines Lebens werden. Es ist einfach nicht möglich, ein gottesfürchtiges Leben zu führen, wenn mein Leben nicht auch gemeindezentriert ist.
Alles, was für den Herrn Jesus Christus von zentraler Bedeutung ist, muss auch für jeden Christen zentral sein, nicht wahr? Wenn du also über deine eigenen Grundwerte nachdenkst, lohnt es sich, dass du dich prüfst und dich fragst: »Inwieweit bin ich wirklich auf die Gemeinde ausgerichtet? Und betrachte ich die Gemeinde auch als ›meine‹ Gemeinde, mein Zuhause, meine Familie? Ist sie für mich wirklich zentral, so wie sie es für Jesus und für die ersten Christen war?«
Warum soll die Gemeinde eine Vorrangstellung haben?
Jeder von uns lebt in gewissen Sphären. Die meisten Menschen haben ihr Zuhause in ihrem Familienleben. Fast alle von uns haben auch eine Berufstätigkeit, die uns in der Regel für viele Stunden pro Woche aus unserem häuslichen und familiären Umfeld herausführt. Ansonsten sind wir auch Bürger und haben gewisse Pflichten gegenüber den Menschen um uns herum. Und wenn wir Christen sind, dann ist da noch die Gemeinde. Wie sind diese Lebensbereiche in einem gut geordneten Christenleben miteinander verbunden?
Das ist ein wichtiger Punkt, worüber wir als Christen nachdenken müssen. Aber auch die Verse, die wir bereits erwähnt haben, deuten darauf hin, dass die Gemeinde für Christen sehr zentral sein sollte. Sie ist kein zusätzliches Extra – das Sahnehäubchen auf dem Kuchen eines »guten Lebens«. Nein, vielmehr verleiht uns unser Leben in der Gemeinde ein Gespür für die Menschen um uns herum; es spornt uns in unserem Berufsleben an, Salz und Licht in der Welt zu sein; und es ist etwas Grundlegendes für unser Familienleben – und nicht nur eine Option.
In gewisser Hinsicht ist die Gemeinde sogar so zentral für das biblische Verständnis des Christenlebens, dass sie sogar grundlegender ist als alle anderen Bereiche des Familienlebens. Wer das noch nicht verstanden hat, wird die negativen Folgen in seiner Familie erleben.
Lieber Christ, du solltest sorgfältig darüber nachdenken. Vielleicht verstehst du die volle Bedeutung der Gemeinde noch nicht ganz. Aber es ist die logische Konsequenz aus mindestens drei Aussagen Jesu. Erstens: »Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht wert« (Mt. 10,37).
Hier setzt uns Jesus die obersten Prioritäten: Er Selbst steht an erster Stelle. Wenn das der Fall ist, dann hat Seine Familie – die Gemeinde – eine gewisse Priorität vor meiner eigenen Familie. Natürlich soll sich mein Familienleben durch Gottes Gnade wunderbar in die Ziele Jesu »einfügen«. Aber die Priorität ist nicht verhandelbar. Wenn es hart auf hart kommt, stehen Christus und Seine Gemeinde an erster Stelle!
Die zweite Aussage Jesu ist: »Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel« (Mt. 22,30).
Die Ehe und die familiären Beziehungen bestehen offenbar nur vorübergehend. Trotz des Wunders, der Freude und des Segens des natürlichen Familienlebens sind die familiären Strukturen nie für die Ewigkeit gedacht. Eines Tages werden unsere familiären Beziehungen vollständig in der Familie Gottes aufgehen. Wir sollten uns daher schon hier und jetzt auf diesen Prozess einlassen. Wir sollten das große Ziel Gottes vor Augen haben.
Unser Herr Selbst hat nach diesem Prinzip gelebt. Er lebte in einer Familie – zur Zeit Seines Erdenlebens bestand sie aus Seiner Mutter Maria und Seinen Geschwistern. Doch für Jesus stand die »Gemeinde« an erster Stelle. Als Seine Familie einmal zu Ihm kam und Ihn zu sich rief – möglicherweise aus Besorgnis über die Auswirkungen Seiner Lehren und Predigten und in der Befürchtung, wohin das alles führen und wo es enden könnte –, reagierte Er mit folgenden kraftvollen Worten: »Und Er streckte Seine Hand aus über Seine Jünger und sprach: Seht da, Meine Mutter und Meine Brüder! Denn wer den Willen Meines Vaters im Himmel tut, der ist Mir Bruder und Schwester und Mutter!« (Mt. 12,49-50).
Damit wir dem Sinn Seiner Aussage nicht ausweichen, indem wir behaupten, dass Jesus als Sohn Gottes eine Ausnahme gewesen sei, sollten wir uns daran erinnern, dass Maria tatsächlich Seine leibliche Mutter war (Joseph war natürlich nur Sein Adoptivvater, nicht Sein leiblicher Vater).
In diesen drei Aussagen des Evangeliums wird uns also gezeigt, wie überaus wichtig die Gemeinde ist. Diese biblische Perspektive mag heute für viele Christen neu sein. Vielleicht ist sie auch für uns schwer zu schlucken und sogar radikaler, als wir erwartet haben. Doch du solltest dir die Fragen stellen:
»Hat die Gemeinde wirklich den Vorrang? Ist die Gemeinde wichtiger als die eigene Familie?«
Vielleicht sagst du jetzt: »So habe ich mir das Christentum nicht vorgestellt.«
Wenn du diese Wahrheit ablehnst, dann verwirfst du aber einen sehr wichtigen Schwerpunkt in der Lehre Jesu. Solange du irgendeiner Sache den absoluten Vorrang vor Christus gibst, kannst du dich niemals in dem Rahmen an ihr erfreuen, den Christus für sie vorgesehen hat. Du verlierst das Gute, wenn du es dem Besseren vorziehst, weil du damit das Beste einbüßt.
Liebe Freunde, dieser Grundsatz gilt auch für unser Verhältnis zu unserer Familie. Wenn wir unsere eigenen Ansprüche mit den Ansprüchen Jesu in Einklang bringen, werden wir im Familienleben Segnungen entdecken, von denen wir kaum wussten, dass sie existieren.
Manche Eltern vernachlässigen ständig die Gottesdienste in der Gemeinde, weil sie sagen: »Wir wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen«. Es ist ja sehr gut, sich intensiv seiner Familie zu widmen! Doch kann dies der eigentliche Sinn unseres Lebens sein? Geht es dabei nicht viel mehr darum, Geld und Zeit zu sparen, die sie sonst für Gemeindeveranstaltungen aufwenden müssten? Leider irren sie sich. Sie verlieren niemals etwas, wenn sie ihre Zeit und ihr Geld gemeinsam mit der Familie für die Gemeinde und das Reich Gottes einsetzen. Sie werden große Segnungen erleben, besonders dann, wenn sie erleben werden, dass ihre Kinder sich den himmlischen Dingen hingeben anstatt den irdischen Dingen. Der Segen wird unermesslich sein; ein solches Verhalten wird nie zum Verlust führen!
Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum es so wichtig ist, die richtige Priorität in der Gemeinde zu sehen. Meine Familie braucht die Gemeinde für ihr eigenes geistliches Wachstum und ihre Stabilität. Keine einzelne Familie verfügt in sich selbst über alle Ressourcen, die sie braucht, um wirklich eine gottesfürchtige Familie zu sein. Wir brauchen die Unterstützung, die Freundschaft, das Vorbild, das Gebet, den klugen, geistlichen Rat und vieles andere von der Gemeinde. Zwei gläubige Elternteile reichen allein nicht aus, um Kinder in der Gottesfurcht zu erziehen – dazu waren sie nie bestimmt. So ist es auch mit den Ressourcen unserer eigenen Familie – egal wie gut wir sind –, sie reichen einfach nicht aus.
Wir und vielleicht vor allem unsere Kinder brauchen die Gemeinde, und mit diesem Kontext werden wir über unsere Erwartungen hinaus gesegnet werden.
Als ich kürzlich mit meiner Familie meine alte Gemeinde besuchte, wo ich zum Teil aufgewachsen bin, kamen einige Geschwister zu mir und drückten ihre Freude darüber aus, unsere Kinder wiederzusehen. Zwei Geschwister sagten: »Dein Sohn bzw. deine Tochter war in meiner Kindergruppe. Ich freue mich, dass sie dem Herrn nachfolgen. Wir haben für sie gebetet, als sie noch klein waren.«
Wenn unsere Gemeinde zu unserer Familie wird, dann wird unsere Familie aufblühen. Und auch unsere Gemeinde wird zu einer lebendigen Familie werden. Wir sind nicht nur Gottesdienst-Besucher, sondern eine Familie! Und unsere Kinder, auch wenn sie noch klein sind, gehören dazu.
Im Zusammenhang mit solchen Segnungen müssen wir lernen, nicht zu fragen: »Wie lässt sich das Gemeindeleben in meine Pläne (für mich oder meine Familie) einfügen?«, sondern: »Wie können wir unser Familienleben in das Leben der Gemeinde einfügen?«
Lieber Freund, all dies wird für dich klarer, wenn du das grundlegende Prinzip verstehst: Die Gemeinde ist die Gemeinschaft, in der das Reich Christi zum Ausdruck kommt; sie ist keine von gewählten Vertretern geführte Demokratie, in der wir über Prioritäten diskutieren. Sie stellt das Reich unseres Herrn hier auf Erden dar.
Wenn wir als Christen das nur mehr erkennen würden, dann würde es unsere Einstellung zur Gemeinde grundlegend verändern. In der Tat würde es viele Gemeinden verändern! Viele würden nicht nur persönlich den Segen Gottes erfahren, sondern auch das Familienleben würde unter einem großen Segen gedeihen.
Was ist das Wesen der Gemeinde?
Die Heilige Schrift lehrt uns, dass Jesus der Baumeister der Gemeinde ist. Jesus sagt: »Auf diesen Felsen will Ich Meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen« (Mt. 16,18).
Der Herr Jesus verspricht hier, dass »die Pforten des Totenreiches« Seine Gemeinde nicht überwältigen werden. Die gottlosen Obrigkeiten und die Pläne der Finsternis werden sich nicht gegen die Gemeinde Gottes durchsetzen! Jesus baut sie in einem vom Feind besetzten Gebiet – in einer Welt, über die Satan zum Herrscher geworden ist. Jesus beansprucht dieses Territorium; Sein »Brückenkopf« darin ist Sein erlöstes Volk, durch welches Er verherrlicht wird. Er baut Seine Gemeinde als Ausdruck der Gegenwart Seines Reiches. Das Leben der Erlösten richtet sich nach Seinem Willen und Seiner Absicht. Christen gehören daher, unabhängig von ihrer irdischen Staatsangehörigkeit, in erster Linie zum Reich Gottes, das der Herr Jesus Christus baut; in Seinem Reich haben sie ihr wirkliches Bürgerrecht (Phil. 3,20).
Die Ortsgemeinden unterscheiden sich bezüglich ihrer geografischen Lage, ihrer Zusammensetzung, ihrer Sprache, ihrer Bildungsmöglichkeiten, ihrer sozialen Stellung und vielem mehr. Aber jede wahre Gemeinde soll ein Abglanz des Himmels sein. Der Gottesdienst, die Grundstruktur der Gemeinschaft, das gepredigte Wort, die Lieder, die geistliche Atmosphäre – dies alles sollte bei jeder einzelnen Ortsgemeinde als wahre Gemeinde Jesu in einer Weise geprägt sein, dass wir sozusagen den »Himmel auf Erden« schmecken können.
Was qualifiziert einen Menschen dazu, Mitglied einer solchen Gemeinde zu sein? Die grundlegende Antwort lautet: Das Gleiche, was uns für den Eintritt in das Reich Gottes, in den Himmel, qualifiziert!
Natürlich besteht die »Qualifikation« nicht in einem bestimmten Lebensstandard oder einer bestimmten Form von Heiligkeit oder Reife, die wir erreicht haben. Nein. Wir brauchen die Erkenntnis, dass wir den Standard Gottes von uns aus nie erreichen können, sondern dass wir nur aus Gnade und nur durch den Glauben an Christus von Ihm angenommen werden. Aber da die Zugehörigkeit zur Gemeinde auf Erden die Zugehörigkeit zum Himmel bzw. zum Reich Gottes widerspiegelt, muss die »Zugangsvoraussetzung« ein und dieselbe sein: unser Bekenntnis eines lebendigen Glaubens an Jesus Christus als unseren Retter und Herrn.
Wenn du dieses Bekenntnis noch nicht ablegen kannst, lieber Freund, solltest du auf jeden Fall die Gemeinde besuchen. Du solltest dort die anderen genau beobachten, die schon Mitglieder sind, um aus der Lehre, die du hörst, und von dem Wesen der Menschen, denen du begegnest, herausfinden zu können, was ein echter Christ ist. Aber du kannst der Gemeinde auf Erden nur angehören, wenn du wirklich an Jesus Christus als deinem Herrn glaubst, wenn du aufrichtig über deine Sünden Buße tust und ein heiliges Leben zu führen anstrebst.
Das Wort »Gemeinde« ist die Übersetzung des griechischen Wortes »ekklesia«. Es bedeutet »die Herausgerufene« oder »die Versammlung des Herrn«. Diese Aussage wurde schon zur Zeit der Wüstenwanderung benutzt, als der Herr Sein Volk aus Ägypten herausgerufen hatte, um Ihn anzubeten und Ihm zu dienen. Später sagt der Herr: »Nur euch habe Ich ersehen von allen Geschlechtern der Erde« (Am. 3,2).
Dies ist das grundlegendste Bild der Gemeinde im Neuen Testament. Sie besteht aus denen, die durch das Wirken des Heiligen Geistes neues Leben erhalten haben und sich aufgrund des Glaubens an den Herrn Jesus Christus versammeln. Sie sind eine geistliche Familie – das ist es, was die Gemeinde Jesu ausmacht.
In natürlichen Familien sehen wir oft bei den einzelnen Familienmitgliedern eine starke Ähnlichkeit zueinander. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie sich Merkmale des bestimmten Familienbildes über die Generationen hinweg fortsetzen. Sie sind oft ganz offensichtlich, und je mehr wir nach ihnen suchen, desto mehr erkennen wir sie, nicht wahr?
Das Gleiche gilt auch für die Familie Gottes; die Gemeinde ist nicht nur lokal, sondern weltweit in bestimmter Hinsicht geprägt. Ich habe bei meinen Missionsreisen durch verschiedene Länder immer wieder erfahren, wie dieselben geistlichen Familienmerkmale bei Gläubigen zum Ausdruck kommen, die sich vorher noch nie begegnet waren und die einen so unterschiedlichen Hintergrund haben – sie sind Brüder und Schwestern, die zu der einen Familie des Herrn Jesus Christus gehören. Das ist die Gemeinde. Und jeder wahre Christ erlebt das immer wieder.
Aber darüber hinaus entwickelt jeder »Zweig« dieser Familie – die Mitglieder einer einzelnen Gemeinde – besondere Familienmerkmale, da wir gemeinsam wachsen und Christus uns gemeinsam segnet, ungeachtet unserer Herkunft, Nationalität, unseres sozialen Standes und unserer Persönlichkeit. Deshalb kann Paulus davon sprechen, dass »durch die Gemeinde die mannigfaltige [oder vielseitige] Weisheit Gottes bekannt gemacht« wird (Eph. 3,10). Daraus ergibt sich eine gewisse Schlussfolgerung, wenn wir darüber nachdenken, Mitglied einer bestimmten Ortsgemeinde zu werden:
Wir müssen ebenso, wie es in unserer natürlichen Familie der Fall ist bzw. sein sollte, auch in unserer Ortsgemeinde das Empfinden haben, dass es keine andere Gemeinde gibt, der wir lieber angehören würden – auch wenn unsere Gemeinde alles andere als perfekt ist.
Es gibt große und kleine Gemeinden. Manche Gemeinden haben wirklich gute und bibeltreue, erfahrene Prediger, bei anderen fehlt es leider daran; manche verfügen über bessere Kirchengebäude oder einen besseren Gesang, andere sind missionarisch sehr aktiv, usw.
Solange der Herr dich in einen bestimmten Familienzweig, zu dem du gehörst, hineingestellt hat, sollte es dein großer Wunsch sein, sagen zu können: »Es gibt keine andere Gemeinde auf der Welt, der ich jetzt lieber angehören würde als dieser! Das ist meine Gemeinde, das ist meine Familie!«
Jede Gemeinde hat gewisse Ordnungen und Schwerpunkte; wenn wir ihr aber beitreten wollen, dann müssen wir uns dem unterordnen. Wir sind keine passiven Besucher oder nur Beobachter, sondern Teil dieser Familie. Wir geben uns der Gemeinde hin; wir dienen mit, wir freuen uns mit und trauern mit – alle zusammen, denn wir sind ein Leib!
Warum ist das so wichtig? Weil eines der Ziele, die Gott in uns und für uns in einer Ortsgemeinde verfolgt, darin besteht, in unserem Leben zu wirken und es durch diesen besonderen Zweig Seiner Familie zu formen. Er möchte, dass wir dort bestimmte Dinge lernen sollen. Angesichts der wunderbaren Familienmitglieder, die uns umgeben, der Wirkung der Predigten, die wir hören, und des besonderen Umfeldes, in dem die jeweilige Gemeinde sich versammelt, gibt es an den Christen jeder Gemeinde etwas Einzigartiges. Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde hat eine sehr tiefgehende Auswirkung auf unser Leben.
Ein wahrer Christ lernt, die Gemeinde zu lieben. Sie ist der Gegenstand der Liebe Christi, Sein Augapfel, die Leidenschaft Seines Herzens. Wenn wir wissen, dass der Herr Jesus Christus unser Erlöser ist und die Gemeinde geliebt und für sie Sein Leben dahingegeben hat, sollten wir dann nicht auch bereit sein, in der Gemeinde und für die Gemeinde zu leben, für die Er gestorben ist? Damit hat sie doch einen ganz wesentlichen Wert, sowohl für Ihn als auch für uns; und damit ist die Notwendigkeit der Gemeindemitgliedschaft offensichtlich.