König Nebukadnezar war mächtig und erfolgreich – der Führer des mächtigsten Volkes der damals bekannten Welt. Wenn die Menschen ihn in seiner Zeit gesehen haben, werden sie durch seine Pracht, seine Macht und seine Bedeutung mit Ehrfurcht erfüllt worden sein. Man hielt ihn für einen Halbgott; doch in einem entscheidenden Punkt war er sehr, sehr menschlich: Er hatte einen immer wiederkehrenden Albtraum.
Die Träume eines Königs
In seinem Traum sah Nebukadnezar ein großes Standbild, und »dieses Bild war gewaltig … Das Haupt dieses Bildes war aus gediegenem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Erz, seine Oberschenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton« (Dan. 2,31-33). Während der König diesen Traum sah, geschah Folgendes:
»Du sahst zu, bis sich ein Stein losriss ohne Zutun von Menschenhänden und das Bild an seinen Füßen traf, die aus Eisen und Ton waren, und sie zermalmte. Da wurden Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold miteinander zermalmt; und sie wurden wie Spreu auf den Sommertennen, und der Wind verwehte sie, sodass keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde« (V. 34-35).
Nebukadnezar gefiel seine nächtliche Vision überhaupt nicht. Sein Geist beunruhigte sich, und er konnte nicht mehr schlafen. Sorgen, die im Tageslicht kaum problematisch erscheinen, werden in der Dunkelheit der Nacht sogar angsteinflößend, und Dinge, mit denen wir umgehen oder sie in Schach halten können, wenn wir uns auf den Beinen befinden, überwältigen uns, wenn wir in der Horizontalen liegen.
Nebukadnezar mag der mächtigste Herrscher der damaligen Welt gewesen sein; doch er wird durch seinen Traum zu einem zitternden Nervenbündel.
Und so tut er das, was ein König in jener Zeit tat – er ruft seine Weisen: »die Traumdeuter und die Wahrsager, die Zauberer und die Chaldäer« (V. 2). Er hat eine sehr einfache Bitte: »Sagt mir den Traum und seine Deutung!« (V. 6). Und als König, der daran gewöhnt ist, seinen eigenen Willen durchzusetzen, benutzt er Zuckerbrot und Peitsche zugleich: »Wenn ihr mir nicht den Traum samt seiner Deutung verkündet, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser zu Misthaufen gemacht werden; wenn ihr mir aber den Traum und seine Deutung verkündet, so sollt ihr von mir Geschenke und Gaben und große Ehre empfangen« (V. 5-6).
Doch diese weisen Männer können ihm keine Antwort geben. Sie wissen nicht, um was es in diesem Traum überhaupt geht; deshalb können sie ihn auch nicht deuten, um dem König zu gefallen: »Denn die Sache, die der König verlangt, ist schwer. Es gibt auch niemand, der es dem König mitteilen könnte, ausgenommen die Götter, deren Wohnung nicht bei den Menschen ist!« (V. 11).
Das ist ein gutes Argument! Doch der König ist zu verzweifelt – und vielleicht auch zu erschöpft – und zu sehr daran gewöhnt, das zu bekommen, was er will‚ um auf bloße Logik zu hören. Er wurde »aufgebracht und sehr zornig, und er befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. Und der Befehl ging aus, und die Weisen von Babel sollten getötet werden; und man suchte auch Daniel samt seinen Gefährten, um sie zu töten« (V. 12-13).
Hier sehen wir, was geschieht, wenn Unsicherheit, Zorn und Macht sich vereinen. Das ist eine seltsame Reaktion: alle Ratgeber zum Tod zu verurteilen, weil sie nicht etwas tun können, was menschlich unmöglich ist. Doch das ist kein ungewöhnliches Verhalten und auch nicht auf die Antike beschränkt. Das erreicht auch unser Zuhause und unser Herz, oder? Egal, wie groß oder klein unser eigenes Reich ist: Sind nicht unsere Wutausbrüche und unser irrationales Verhalten, wenn die Dinge nicht so laufen, Zeichen dafür, dass wir tief in unserem Innersten wissen, dass wir nicht wirklich die Kontrolle besitzen, und dass wir diese Wahrheit nicht mögen? Oder um es anders auszudrücken: Tief in unserem Innersten wissen wir, dass wir nicht Gott sind, und das gefällt uns gar nicht.
Nebukadnezar ist daran gewöhnt, der Herr seines Schicksals zu sein, der Kapitän seines Schiffes. Deshalb sollte es uns nicht überraschen, dass dieser König, der sich selbst für so mächtig und so bedeutend hält, durch seinen Albtraum verunsichert und durch seine fehlende Kontrolle über die Ereignisse zu einer derartigen Gräueltat getrieben wird.
Und genau hier geraten auch Daniel und seine Freunde in die Schusslinie. Denn nachdem sie in Kapitel 1 an der »Universität von Babel« ihren Abschluss gemacht hatten, werden sie zu den Ratgebern des Königs gezählt, und damit stehen sie gleichermaßen auf der Todesliste.
Gold, Silber, Erz, Eisen – und der Stein, der alles zerschmettert
Der »Gott des Himmels« zeigt Daniel den Traum des Königs und seine Bedeutung (V. 19). Daniel geht daraufhin direkt zu Arioch, »den der König beauftragt hatte, die Weisen von Babel umzubringen«, und sagt: »Bringe die Weisen von Babel nicht um! Führe mich vor den König, so will ich ihm die Deutung verkünden!« (V. 24).
Hier können wir lesen, was der Traum bedeutet: »Du, o König … bist das Haupt aus Gold!« (V. 37-38). Man kann sich vorstellen, wie Nebukadnezar sofort denkt: »Das ist ein guter Anfang. Ich frage mich, warum ich mich über den Traum so gesorgt habe und deshalb so wütend auf jeden geworden bin. Ich hätte nicht drohen sollen, dich hinzurichten, Daniel, du bist ein guter Mann.« Sein »Ich« sitzt nun wieder ein wenig höher auf seinem Thron doch dann fährt Daniel fort: »Nach dir aber wird ein anderes Reich aufkommen, geringer als du … Und ein viertes Königreich wird sein« (V. 39-40).
Für die anderen Reiche stehen das Silber, das Erz und das Eisen. Die vier Reiche sind traditionell – und korrekt, wie ich meine – als Babel, Medo-Persien, Griechenland und Rom identifiziert worden. Darüber hinauszugehen wäre reine Spekulation, die kaum hilfreich wäre. Das hat leider nicht verhindert, dass zahllose Bücher darüber geschrieben und zahllose Predigten darüber gehalten wurden, wofür jeder einzelne Zeh des Fußes stehen würde usw. Statt zu spekulieren, ist es besser, sich auf die von Gott verliehene Interpretation Daniels zu beschränken: sozusagen wieder einen Schritt von dem Gemälde zurückzutreten, damit wir es als Ganzes betrachten und auch die Wirkung wahrnehmen können, die der göttliche Künstler damit beabsichtigt. Welche großartige Geschichte wird durch dieses Bild erzählt? Es ist die folgende: dass Gott Königreiche errichtet und auch wieder niederreißt. Diese Reiche – ganz gleich, wie mächtig und grausam sie sind – werden also kommen und gehen. Und was geschieht dann?
»Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht untergehen wird; und Sein Reich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird alle jene Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende machen; es selbst aber wird in Ewigkeit bestehen; ganz so, wie du gesehen hast, dass sich von dem Berg ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden losriss und das Eisen, das Erz, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte« (V. 44-45).
Man kann sich vorstellen, dass sich der König auf seinem Thron etwas verkrampfte und dann zusammensank. »Doch vielleicht hat ja dieser hebräische Emporkömmling Unrecht? Schließlich ist es nur eine Deutung, oder?«, fragt er sich. Es heißt aber weiter: »Der große Gott hat den König wissen lassen, was nach diesem geschehen soll. Und der Traum ist zuverlässig, und seine Deutung steht fest!« (V. 45).
Hier haben wir den wichtigsten und eindeutigsten Beweis für folgende Wahrheit: Die Geschichte der Menschen steht unter der Kontrolle Gottes, und Er hat einen Plan, der sich erfüllen wird. Die Botschaft des Traumes galt dem offenbar allmächtigen König und dem jungen Exulanten gleichermaßen. Gott wird jedes Reich austauschen und Sein ewiges Reich aufrichten.
Und so kam es, dass das Babylonische Reich von den Medern und Persern überrannt wurde. Das medo-persische Reich wurde dann wiederum von den Griechen übernommen, als es in einer Schlacht von Alexander dem Großen besiegt wurde. Das Reich von Alexander dem Großen wurde am Ende schließlich aufgeteilt, und bald kam auch schon das Römische Reich auf. Und das Römische Imperium herrschte über den größten Teil der damals bekannten Welt.
Die Macht der Römer zerschmetterte Armeen, löschte ganze Völker aus, stürzte Könige und führte ihre eigene Kultur überall ein, wohin ihre Legionen gelangten. Doch ziemlich auf dem Höhepunkt der römischen Herrschaft hatte in einer hinterwäldlerischen Provinz des Nahen Ostens ein jungfräuliches Teenager-Mädchen einen Engel zu Besuch, der ihr verkündete, dass sie einen Sohn gebären werde, dessen Name Jesus sein werde, und »Gott der Herr wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben; und Er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und Sein Reich wird kein Ende haben« (Lk. 1,32-33).
»Wie kann das sein«, lautete die bekannte Antwort des Mädchens, »da ich von keinem Mann weiß?« (V. 34).
Gott wird es tun, antwortete der Engel im Wesentlichen; Er wird sich darum kümmern. Dein Sohn wird der sein, der verkünden wird, dass durch Sein Kommen das Reich Gottes nahe ist (Mk. 1,15).
Jesus war – und ist immer noch – der Stein, den Gott »ohne Zutun von Menschenhänden losriss« und damit ein Königreich aufrichtete (Dan. 2,44.45). Hierin sehen wir das ewige Reich Gottes. Viele Seiner Landsleute setzten ihre Hoffnung auf Ihn und dachten: »Hier ist sicherlich der König, der die Römer stürzen wird!« Hier war derjenige, der Jerusalem wiederherstellen und die Freiheit und Macht für Gottes Volk wieder aufrichten würde. Und dann wurden all ihre Hoffnungen doch zerschlagen, weil der König an ein römisches Kreuz genagelt wurde. Das Standbild hatte also wohl den Stein zerschmettert? Doch es war unmöglich, dass der Tod diesen König festhalten könnte (Apg. 2,24). Und dann, nach Seiner Auferstehung, sagte Er Seinen Untertanen, sie sollten in der Kraft Seines Geistes in die ganze Welt gehen und Menschen aus allen Völkern auffordern, in Sein Reich zu kommen, indem sie die Knie vor Ihm beugen und Ihn im Glauben als ihren Herrn und Retter annehmen. Und Seine Diener sollten diese Botschaft bis zu jenem Tag ausrufen, an dem Er wiederkehren würde, um sichtbar und universal über sein Reich – ein die Welt umspannendes Reich – zu herrschen.
Und obwohl es zum Ende des 1. Jahrhunderts unmöglich erscheinen musste, dass das Römische Reich je verblühen und untergehen würde, kam es doch dazu, eben als das Reich des Königs Jesus im Römischen Reich und über seine Grenzen hinaus wuchs. Der Stein zerschmetterte also doch das Standbild, und der Stein wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde. Es ist ein universales Reich. Es ist ein Volk, eine Sprache, ein Stamm und eine Zunge, die verständlich, universal den ganzen Globus umspannt. Seine Größe und Breite lassen Babel geradezu klein erscheinen, und die Herrlichkeit Seines Königs stellt Nebukadnezar als das bloß, was er immer war – nur ein Mensch.
Dies war die Botschaft des Traumes für die Exulanten und für den König – und auch für uns heute: Gott ist Gott; Er hat die Kontrolle, und Seine Herrschaft hat letztlich keine Konkurrenz.
Kein Grund zur Panik
Was bedeutet das aber für uns heute? Die erste Reaktion von Daniel, als er von dem Todesurteil hörte, und dann, als Gott ihm den Traum des Königs offenbarte, ist äußerst lehrreich für uns: Kein Grund zur Panik. Er versucht nicht, das Land zu verlassen, und er sitzt auch nicht herum und wartet darauf, den unvermeidlichen Stahl in seinem Nacken zu spüren. Nein, er trifft sich mit seinen gläubigen Freunden und betet: »Darauf zog sich Daniel in sein Haus zurück und teilte die Sache seinen Gefährten mit, Hananja, Misael und Asarja, damit sie von dem Gott des Himmels Erbarmen erflehen möchten wegen dieses Geheimnisses, damit nicht Daniel und seine Gefährten samt den übrigen Weisen von Babel umkämen« (V. 17-18).
Daniel möchte nicht sterben. Deshalb bittet er den Gott um Gnade, von dem er weiß, dass Er helfen kann. Und als er dann von Gott die Deutung erhalten hat, lobt er Ihn für das, wer Er ist: »Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Sein ist beides, Weisheit und Macht. Er führt andere Zeiten und Stunden herbei; Er setzt Könige ab und setzt Könige ein; Er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen den Verstand. Er offenbart, was tief und verborgen ist; Er weiß, was in der Finsternis ist, und bei Ihm wohnt das Licht! Dir, dem Gott meiner Väter, sage ich Lob und Dank, dass Du mir Weisheit und Kraft verliehen und mich jetzt wissen lassen hast, was wir von Dir erbeten haben; denn die Sache des Königs hast Du uns wissen lassen!« (V. 20-23).
Daniel setzt sein Vertrauen darauf, dass es einen Gott gibt, der die Zeiten ändert, der Könige absetzt und einsetzt und offenbart, was Er will und wem Er will (V. 21).
Heutige westliche Völker sind in einem gewissen Sinn nicht sehr viel anders als das antike Babel. Unsere Freunde reden zunehmend über Götter – wenn wir Antennen haben, dies wahrzunehmen –: den Gott der Arbeit, den Gott der sexuellen Erfüllung, den Gott der Macht, den Gott des Klimas, und so weiter. Und der einzige Gott, den diese Kultur nicht dulden kann und will, ist dieser Gott, der sagt und zeigt, dass Er der einzig wahre Gott ist. Hier gehen die wahren Christen und unsere Kultur getrennte Wege; denn wenn der moderne westliche Geist an irgendwelche Religionen denkt, kommt ihm sofort das Wort »Toleranz« in den Sinn. Doch wenn wir darauf bestehen, dass der Gott der Bibel der Gott des Universums ist und es neben Ihm keinen anderen Gott gibt, dann erhalten wir eine ganz andere Reaktion.
Wir sollten darüber nicht in Panik geraten. Wir sollten diesbezüglich auch nicht unhöflich werden. Daniel antwortete jenem Mann, der ihn töten sollte, »mit klugen und verständigen Worten« (V. 14), und du wirst in dem ganzen Buch, das seinen Namen trägt, vergeblich danach suchen, dass einer von Gottes Volk aggressiv oder wütend auf einen damaligen Heiden reagiert hätte. Wir wissen, dass es einen Gott gibt, der sich in Seinem Sohn geoffenbart und der durch diesen Seinen Sohn das Reich errichtet hat, das nicht ausgelöscht oder zu Fall gebracht werden kann. Das sollte uns Zuversicht geben, obwohl wir darauf vorbereitet sein sollten, dass unsere Sichtweise von anderen als intolerant betrachtet wird.
Hänge deine Laute nicht auf
Deshalb lehnen wir es ab, unsere Laute aus den Händen zu legen. In Psalm 137 sehen wir einige Exulanten, und hier beobachten wir, was sie tun und wie sie sich dabei fühlen:
»An den Strömen Babels saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. An den Weiden, die dort sind, hängten wir unsere Lauten auf. Denn die uns dort gefangen hielten, forderten von uns, dass wir Lieder sängen, und unsere Peiniger, dass wir fröhlich seien: ›Singt uns eines von den Zionsliedern!‹ Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen auf fremdem Boden?« (V. 1-4).
Sie blickten wehmütig zurück auf die gute alte Zeit, und sie weinten darüber. Dann hängten sie ihre Lauten auf; denn in Babel schien es nichts zu geben, worüber sie singen könnten, während sie den Spott ihrer Peiniger hörten. Doch ich glaube nicht, dass Daniel und seine Freunde dort anwesend waren, als sie dies taten. Natürlich war es richtig, über das zu weinen, was verloren gegangen war, und über ihre Sünde, die dies verursacht hatte; aber dennoch war es richtig, hart zu arbeiten, gut zu dienen, treu zu bleiben und ausdauernd zu beten. Warum? Weil Gottes Volk wissen durfte, dass es immer etwas geben wird, worüber man singen kann; denn Babel wird nicht ständig andere Völker besiegen, und Babel wird nicht bestehen bleiben. Denn ein Stein wird es zerschmettern und zu einem großen Berg anwachsen.
Wir haben inzwischen mehr Belege für Gottes Gnade und Güte gesehen als Daniel. Wir haben gesehen, dass der Stein herabkam. Wir kennen den Namen des Königs, den der Tod nicht festhalten konnte. Wir können zurück in die Geschichte und in die Welt blicken und sehen, wie der Stein zu einem Berg geworden ist. Doch manche von uns haben ihre Laute einfach aufgehängt. Wir sehen, wie wir über alles klagen, bloß zurückschauen auf die »gute alte Zeit« und uns Sorgen machen, dass die Gemeinde Jesu in dem aggressiven säkularen postmodernen Christentum nicht überleben könnte. Das Gesicht vieler heutiger Christen ist von sehr lauten, wütenden Äußerungen oder Panik gekennzeichnet und nicht von betendem, demütigem, ruhigem und zuversichtlichem Glauben an einen souveränen Gott, der alle Dinge unter Seiner Kontrolle hat.
Wie gehen wir mit dem Ausbruch von Verfolgung um? Wie gehen wir damit um, wenn wir wegen unseres Glaubens unsere Arbeit verlieren? Wie werden wir uns bezüglich der Preisgabe des öffentlichen Gottesdienstes verhalten? Werden wir unsere Laute aufhängen, den gemeinsamen Gesang aufgeben und glauben, dass eben alle guten Dinge nur noch im Rückspiegel zu sehen seien? So wird unsere Reaktion nicht sein, wenn wir im Sinn behalten, dass Gott immer noch Gott ist; dass Gott auch weiterhin die Kontrolle besitzt, und dass es für Gottes Reich letzten Endes keine Konkurrenz gibt.
Das Reich Gottes wird bestehen bleiben, wenn jede Organisation und Institution (und jedes weltliche Reich) bereits an ihr Ende gekommen sind. »Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben« (Lk. 12,32).
Vielleicht wirkt deine Gemeinde klein und unscheinbar. Wenn du am Sonntagmorgen losfährst, um dich mit Gottes Volk zu versammeln, fährst du vielleicht an Hunderten von Häusern vorbei, deren Bewohner keinen einzigen Gedanken an das verschwenden, was du gerade tust, außer dass sie es höflich – oder auch nicht so höflich – belächeln. Deine Gemeinde fühlt sich vielleicht mickrig an. Doch das Reich Gottes kann nicht zerstört werden, und es trägt eine Botschaft in deine Nachbarschaft, die wir die Ortsgemeinde nennen. Lass dich nicht entmutigen, wenn ihr euch versammelt, um Gottes Wort zu hören und Ihn anzubeten. Sei nicht eingeschüchtert von etwa sinkenden Besucherzahlen oder von Medien, die sich immer feindlicher äußern. Verpflichte dich stattdessen deiner Gemeindefamilie! Diene ihr! Schenke dich ihr! Denn wenn der Herr durch unseren Dienst, unsere Begabungen und unsere Hingabe Seine Gemeinde baut, werden wir dazu gebraucht, an dem einzigen Reich zu bauen, das für immer bestehen wird. Es kommt kein anderes Reich mehr. Gib deshalb für dieses Reich dein Bestes! Es mag vielleicht nur gering erscheinen, was du tust, doch es ist niemals vergeblich; denn dieses Reich ist ewig – es ist Gottes Reich!
Gott herrscht souverän über die Weltzeiten, einschließlich der Zeiten, in denen alles vollkommen drunter und drüber zu gehen scheint. Das ist die Lektion aus Daniel 2 – Gott lässt Reiche kommen und gehen; diese Reiche werden aufkommen und untergehen. Doch Gott hat ein Reich aufgerichtet, das niemals enden und niemals auf jemand anderen übergehen wird. Das – so sagt Daniel – ist das, was wir wissen müssen. Deshalb brauchen wir nicht in Panik zu geraten und nicht laut zu werden; wir sollten ein tiefes Vertrauen besitzen, selbst wenn die Fluten gegen unseren Glauben zu wüten scheinen. Denn Gott ist immer noch Gott; Er behält in allem die Kontrolle, und für Sein Reich – Seine Gemeinde – gibt es letztendlich keine Konkurrenz.
Und so sehen wir, wie es Daniel und seinen Freunden hernach besser als je zuvor geht. Ihr Kopf sitzt immer noch auf ihren Schultern; und statt umgebracht zu werden, erklimmen sie sogar die Karriereleiter in Nebukadnezars Staatsdienst (vgl. V. 48-49). Das Reich Babel behandelt sie gut. Sie sind treu geblieben, und sie sind sogar befördert worden. Doch dies wird nicht für immer so bleiben.
Entnommen aus dem Buch: »Zeitenwende«, 3L-Verlag