Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind

1 Februar, 2023

Kategorie: Erbauung

Bibelbuch: 1. Timotheus

Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind

Bibelstelle: 1. Timotheus 4,1-16

»Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen,
als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht,
der das Wort der Wahrheit recht teilt.« 

2. Timotheus 2,15

Unser Bibeltext, den wir durchnehmen, ist aus 1. Timotheus 4,1-16. Im ersten Vers heißt es: »Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden.« Paulus fährt fort, Timotheus zu berichten, dass in der Gesellschaft alle Arten von Unheil ihren Lauf nehmen werden, dass alles zum Verzweifeln sein wird und die Menschen sich wie Tiere verhalten werden. Pastor Conrad Mbewe hat einmal gesagt: »In Afrika haben wir keine Angst mehr vor Tieren. Wir laufen nicht vor ihnen davon. Wir haben Angst vor Menschen, und vor ihnen laufen wir weg.« Er bezog sich dabei natürlich auf die Auswirkungen der radikalen Verdorbenheit der Menschheit. Paulus sagt uns im Prinzip: »Die Welt wird auseinanderfallen, Timotheus.« 

Was sagt er noch? »Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, der sich nährt mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du nachgefolgt bist« (V. 6). Ja, unsere Welt ist zerbrochen und völlig verdorben! Gott sagt uns gleichsam: »Alles geschieht nach Meiner Vorsehung; aber höre: Das soll deine Reaktion inmitten all der ungezügelten Sünde sein, inmitten des Abfalls, inmitten der Verfolgung: Nähre dich immer mit den Worten des Glaubens.« Stattdessen wollen wir aber immer losrennen und einfach irgendetwas tun. Wir wollen etwas in Ordnung bringen; doch Gott sucht Männer mit Charakter, sozusagen »polierte Schwerter«. Das Wichtigste ist, sich stets mit den Worten des Glaubens und der biblischen Lehre zu nähren, der wir nachgefolgt sind. Die Aussage: »der du nachgefolgt bist« ist dabei sehr wichtig. Das bedeutet, dass ein rein intellektuelles Studium der Schrift unmöglich das erreichen kann, was Gott mit Seinem Volk vorhat. Gottes Volk muss Sein Wort befolgen! Es muss anfangen, Ihm völlig zu gehorchen! Man kann biblische Lehre nicht richtig lernen und schon gar nicht lehren, wenn man sie nicht auch in die Praxis umsetzt.

Als Nächstes fordert Paulus uns auf, nichts mit den »unheiligen Altweiberlegenden« (V. 7) zu tun zu haben. Darunter fällt dieses ganze Emerging-Church-­Zeug, der Großteil der Lehren der Gemeindewachstumsbewegung und all diese »kultursensiblen« Ideen, die jedoch jede Sensibilität für biblische Wahrheiten verwerfen – kurzum: Es handelt sich scheinbar um einen Haufen »kleiner Jungs«, die Gemeinde spielen wollen, ohne dass die Kraft Gottes in ihrem Leben wirkt. Es ist wie bei David, als er Sauls Rüstung anziehen wollte. Ihm wurde klar, dass er sagen musste: Weg damit! Je mehr du auf einen »fleischlichen Arm« vertraust, desto weniger wirst du von der Kraft Gottes sehen. 

Paulus fährt fort: »Dagegen übe dich in der Gottesfurcht!« (V. 7). Das bedeutet: Übe dich vielmehr darin, so zu leben, dass Gott geehrt wird. Mann Gottes, du möchtest eine Erweckung hervorrufen? Ich auch. Dazu brauchen wir aber eine Armee – und wenn vom Himmel her für unseren Kampf mächtige, flammende Spieße, Schwerter und andere Waffen herabgeworfen werden sollen, dann müssen wir als gottesfürchtige Männer auch in der Lage sein, sie im Kampf richtig benutzen und führen zu können, und zwar mit einem soliden Charakter!

Wir sollten uns in der Gottesfurcht üben. Diszipliniere dich selbst zum Gebet! Diszipliniere dich zum systematischen Lesen der Heiligen Schrift, vom 1. Buch Mose an bis zur Offenbarung – immer und immer wieder! Durch das tägliche Lesen in der Bibel verändert sich auch deine Redensart. Achte auf die Gesellschaft, in der du dich bewegst! Setze dir feste Zeiten, wann du schlafen gehst und wann du aufstehst – und halte dich daran! Dies ist ein Kampf! Diszipliniere dich! 

Wenn ihr jüngere Männer unter 40 seid, vielleicht sogar unter 30, dann fehlt es euch möglicherweise an Disziplin – es sei denn, ihr seid eine Ausnahme. Denn vom Zeitpunkt eurer Geburt an seid ihr in einer Zeit aufgewachsen, in der ihr noch nie hart arbeiten musstet. Ihr musstet noch nie für euer Essen arbeiten. Eure Väter haben euch vermutlich noch nie so hart arbeiten lassen, dass eure Knochen euch wehtaten. Die Männer, die viel erreicht haben und viel von Gott gebraucht wurden, waren dafür bekannt, dass sie täglich hart für ihren Dienst arbeiteten. 

Der Dienst für Gott ist mühsam, er wird euch alles kosten; und wenn ihr dann alt seid, werdet ihr zwar schwach und gebrechlich sein – aber stark im Geist und in der Sache Gottes! 

»Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und für das zukünftige Leben hat« (V. 8). O mein Freund, wen interessiert es schon, wie wohlhabend du im irdischen Leben bist und was du alles hättest erreichen können! Es geht um die Ewigkeit! Eines Tages wirst du vor dem HERRN der Herrlichkeit stehen, und sogar Könige und die größten Männer dieser Erde werden ausgesiebt. Manche werden in das ewige Höllenfeuer geworfen, während andere in die ewige Herrlichkeit eingehen, um dort ewig zu leben. 

All diese olympischen Athleten, wie majestätisch wirken sie! – aber nur für einen kurzen Augenblick. Sie beginnen mit dem Training, wenn sie 4 oder 5 Jahre alt sind, und bis zu ihrem 22. Lebensjahr haben sie nichts anderes gemacht, als zu trainieren. Irgendwann laufen sie dann ein Rennen, das 9 Sekunden dauert, erhalten dafür eine Medaille, die sie an die Wand hängen – und das war’s! Der Moment des Ruhms ist schnell vorüber, und alles, wofür sie gelebt haben, ist Geschichte! Ist es also nicht naheliegend, dass man einen ähnlichen Aufwand für ewige Dinge betreiben sollte? 

Einige der größten Männer Gottes waren in ihren körperlichen Fähigkeiten sehr eingeschränkt. Durch diese Einschränkungen mussten sie sich auf eine Sache konzentrieren – und so gaben sie sich in dem Dienst für ihren Herrn hin. »Denn die leibliche Übung nützt wenig … Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert; denn dafür arbeiten wir auch und werden geschmäht, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben« (V. 8-10). Hier geht es nicht darum, sich grundlos zu einem Märtyrer zu machen und ohne Hoffnung zu Staub zermalmt zu werden. Nein! Wir dienen Gott, und Er wird uns ehren. Wir setzen unsere Hoffnung auf Ihn, und Er gibt uns Kraft! 

Dieses Leben ist flüchtig wie ein Dunst. Predige, solange du noch die Kraft dazu hast! Ich preise Gott und Seine Vorsehung, dass ich als junger Mann in den Anden und im Dschungel Perus war, um das zu tun, wozu ich jetzt nicht mehr die Kraft habe. Arbeite mit vollem Einsatz, solange du noch jung bist und solange noch Kraft in dir ist! Nimm deine dämlichen Videospiele und zertrete sie! Wirf sie hinaus! Wirf deinen Fernseher hinaus! Du wurdest für weitaus größere Dinge als diese geschaffen. Wenn du ein Kind des Königs bist, kann nichts auf dieser Erde dir Befriedigung verschaffen – gar nichts! »Dies sollst du gebieten und lehren!« (V. 11).

Man könnte hier noch so viel sagen; aber schauen wir uns noch Vers 15 an: »Dies soll deine Sorge sein, darin sollst du leben, damit deine Fortschritte in allen Dingen offenbar seien!« Nehmen wir an, dass mein Kind ein Glas Wasser umkippt, das auf einem Holztisch steht. Durch die Naturgesetze, die Gott eingerichtet hat, ist das Wasser auf der Holzoberfläche etwas gewölbt, sodass es als Pfütze sichtbar wird. Wenn du jetzt dort vorbeigehst und sagst: »Da ist Wasser auf dem Tisch verschüttet«, dann ist das für jedermann erkennbar. Doch wenn ich dann vorbeikomme, ein Handtuch nehme, es auf die Pfütze lege und das Wasser damit aufsauge, wirst du danach sagen: »Ich sehe kein Wasser mehr.« Wo ist es hingekommen? Es ist vom Handtuch aufgesaugt worden. 

Ihr Männer, ihr solltet über biblische Gottesfurcht und einen biblischen Charakter nachdenken und diese Dinge gleichsam in euch »aufsaugen«. Oh ihr Männer Gottes, wenn ihr Pastoren oder Prediger seid, dann versteht bitte, dass ihr keine Botenjungen seid! Eure Aufgabe ist es nicht, euch nach den Launen, Meinungen und Vorlieben fleischlicher Gemeindebesucher zu richten. Geht in euer Studierzimmer, taucht tief in Gottes Wort ein, seid so damit beschäftigt, Gott zu erkennen, dass die Leute zu sagen beginnen: »Wo ist er denn nun? Er war früher immer überall dabei, er war jedermanns Freund und so ein umgänglicher Kerl. Wo ist er jetzt?« Ganz einfach: Er ist abgetaucht in die Dinge, die Gott betreffen! 

Wir sind Männer Gottes. Wir sind Diener des Allerhöchsten. Uns sollte eine gewisse »Andersartigkeit« kennzeichnen. Wir sollten einen klaren Blick in die Ferne haben, gleichsam auf einen weit entfernten Stern gerichtet. Das Größte, was ihr für eure Gemeinde tun könnt, ist, Männer Gottes zu sein, die mit den Dingen Gottes eins sind, sodass Gottes Wort aus eurem Munde kommt, wenn ihr ihn öffnet. 

Die Pastoren in den Gemeinden, zu denen ich bisher gehört habe, haben sich immer mit dem Studium der Schrift befasst. In einer Gemeinde sprach ich einmal mit den anderen Verantwortlichen bezüglich des Pastors und sagte Folgendes: »Tut bitte eines: Nehmt diesem Bruder so viel Last wie möglich von den Schultern und lasst ihn mit Gott allein in seinem Studierzimmer! Denn ich habe Kinder in dieser Gemeinde, und das größte Geschenk, das mir dieser Mann machen kann, ist, die Schrift zu studieren, um seiner Aufgabe würdig nachkommen zu können. So kann er in der Kraft des Heiligen Geistes auf die Kanzel treten und verkündigen: ›So spricht der Herr!‹; er kann korrigieren und zurechtweisen, große Verheißungen mitteilen und Warnungen aussprechen. Bitte tut das für mich!«

Wenn du ein Pastor oder Prediger bist, dann tue das bitte für deine Gemeinde, denn Gott sagt: »Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören« (1.Tim. 4,16). Dieser Vers ist in der heutigen Christenheit praktisch bedeutungslos geworden. Was denkst du, wie viele Pastoren und Prediger ihn ernst nehmen? Wie viele sagen sich wohl: »Ich muss auf mich selbst achthaben, um meine eigene Errettung und die meiner Zuhörer sicherzustellen!«? 

Ich habe eine Frage an dich, lieber Bruder: Wann geschah es das letzte Mal, dass du dein eigenes Leben auf die Probe gestellt hast, um zu prüfen, ob du wirklich im Glauben stehst, ob du den HERRN wirklich kennst? Ich habe große Gewissheit, wenn ich meine eigene Bekehrung betrachte, wenn ich mit anderen Männern darüber spreche, oder wenn ich auf meinen bereits 25 Jahre dauernden Weg mit Jesus blicke. Ich bin mir sicher, dass ich errettet bin. Doch selbst jetzt – wenn ich mich vom Glauben abwenden und weggehen würde, immer weiter weg, hin zur Irrlehre, in die Welt –  könnte dies der größte Beweis von allen sein, dass ich den Glauben nie wirklich gekannt habe, dass diese ganze Sache ein Werk des Fleisches gewesen ist.

Ich weiß, dass eine solche Aussage für viele schockierend ist. Vielleicht denkst du jetzt: »Oh nein, so etwas habe ich ja noch nie gehört!« Aber hier handelt es sich um die zeitlose biblische Wahrheit, die du kennen musst.

»Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören« (1.Tim. 4,16).

Möge Gott Seine Gemeinde segnen!


Ein Auszug aus dem Buch »10 Vorwürfe an die heutigen Gemeinden«, 3L-Verlag

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Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind

von Verena Penner Lesezeit: 8 min