Das Evangelium hat keine Grenzen

10 April, 2024

Kategorie: Missionsberichte

Das Evangelium hat keine Grenzen

Im Buch der Chronik wird das Geschlechtsregister Judas erwähnt. Darin fällt einem sofort Jabez ins Auge, weil mit der Erwähnung Seines Namens das Register kurz unterbrochen wird, um uns mehr über ihn erfahren zu lassen. Sogar ein Gebet von ihm ist hier aufgezeichnet. »Und Jabez rief zu dem Gott Israels und sprach: O dass Du mich reichlich segnen und meine Grenze erweitern wolltest und Deine Hand mit mir wäre und Du mich vor dem Übel bewahrtest, damit mich kein Schmerz trifft! Und Gott ließ kommen, was er gebeten hatte« (1.Chr. 4,10).

Über Jabez wird nicht viel gesagt, aber etwas sticht hervor. Er bat Gott um die Erweiterung seiner Grenzen. Gott hatte den Israeliten das Land Kanaan verheißen und sie damit beauftragt, es einzunehmen. Jabez wusste, dass er diesbezüglich ganz vom Herrn abhängig war. Deshalb betete er darum, dass die Hand Gottes mit ihm sei. Der Auftrag Gottes kann immer nur in Seiner Kraft erfüllt werden. Das ist ein sehr wichtiges Anliegen, das wir als Christen haben sollten: dass sich unser Wirkungskreis erweitert und wir in der Kraft Gottes Seinen Willen tun.

Gott hat uns Christen damit beauftragt, den Herrn Jesus Christus zu bezeugen. Das ist unser Anliegen. Unsere Gemeinde in Reichshof betet darum, dass der Herr uns Türen für das Evangelium öffnet, nicht nur in unserem Ort, in unserem Land, sondern auch darüber hinaus. In den vergangenen 16 Jahren durften wir unter anderem Missionare in Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Afghanistan unterstützen – nicht nur mit finanzieller Hilfe, sondern auch mit sehr vielen Bibeln und bibeltreuer Literatur und vielem mehr. 

Immer wieder haben wir erlebt, wie der Herr in Seiner Gnade durch treue Verkündiger Seines Wortes Menschen aus der Finsternis errettet, Gemeinden gründen lässt und wie nach einigen Jahren aus diesen Gemeinden neue Verkündiger und Missionare ausgesandt werden.

Afghanistan 

Nach über 40 Jahren gewaltsamer und zermürbender Konflikte in Afghanistan wurde der Krieg durch die Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 beendet. Dennoch kann man nicht von Frieden in Afghanistan sprechen. Im Gegenteil: Viele Afghanen erkannten in diesem Ereignis eine erschreckende und bedrohliche Wendung, weil sich die kulturelle Entwicklung nach dem früher geschehenen Sturz der Taliban im Jahr 2001 positiv auf die Bildungsmöglichkeiten der Bevölkerung ausgewirkt hatte. Würde jetzt alles wie vorher werden?

Evangeliumsverkündigung im Untergrund

Diese Entwicklung war aber auch ein großer Segen vom Herrn für die Missionsarbeit in einem muslimischen Land, in dem Christen schwer verfolgt wurden (und noch werden). Denn unsere Missionare boten Kurse in Englisch, IT und Handarbeiten an, die ihnen Kontakte zu Afghanen ermöglichten und ihnen dadurch Gelegenheiten schenkten, den Afghanen – allerdings mit großer Vorsicht und viel Einfühlungsvermögen – das Evangelium zu verkündigen. Der Unterricht wurde offiziell erteilt, aber die Gespräche über das Evangelium fanden immer nur im persönlichen Rahmen statt, um niemanden zu gefährden. Jahrelang bauten sie Beziehungen zu den Einzelnen auf, deren Herzen der Herr für das Evangelium geöffnet hatte und die mehr darüber erfahren wollten, bis sich die ersten Afghanen, mit denen sie in Kontakt standen, bekehrten und ihren Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes bekannten. Welch eine Gnade! 

Durch die Verkündigung des Wortes Gottes errettete der Herr viele Afghanen, die tief im Islam verwurzelt und geknechtet waren. Es entstanden 15 kleine Hausgemeinden, in denen neubekehrte afghanische Geschwister im Wort Gottes unterwiesen und zum Dienst zugerüstet wurden. 

Das Evangelium ist nicht gebunden

Seit zweieinhalb Jahren ist es nicht mehr möglich, durch Bildungsangebote persönliche Kontakte aufzubauen, weil die neue Regierung die Bildungsmöglichkeiten stark eingeschränkt hat. Da einige Geschwister aufgrund ihrer Missionstätigkeit zudem gesucht wurden, sind sie mit ihren Kindern aus dem Land geflohen.

Dazu gehören auch die afghanischen Missionare Djamal und Jamila. Sie leben nun an einem Ort, wo ihre Familie nicht mehr die Bedrohung durch die Taliban fürchten muss. Doch auch, wenn es gerade ihren Kindern jetzt besser geht, zieht es sie dorthin zurück – zu ihren Geschwistern in der Untergrundgemeinde in Afghanistan und zu ihrem Volk, dem sie das Evangelium von dem Herrn Jesus Christus bringen möchten. 

Zurzeit dürfen sie afghanischen Flüchtlingen mit dem Evangelium dienen. Viele Flüchtlinge, die Afghanistan verlassen haben, sind unter diesen Umständen viel offener für das Evangelium, und der Herr hat in Seiner Souveränität auch dafür gesorgt, dass sie nun von ihren eigenen Landsleuten das kraftvolle Evangelium in ihrer eigenen Sprache hören können.  

Immer wieder sehen wir, dass der Herr überall Mitarbeiter in Seinen Weinberg beruft. Und wenn wir als Christen diesen Ruf ernst nehmen, werden wir nie »arbeitslos« sein, egal in welchem Land oder in welcher Situation wir uns befinden.

Unterdessen berichten unsere Geschwister aus Kabul, dass die Behörden die Bevölkerung streng überwachen. Vieles, was vorher möglich war, ist heute nicht mehr möglich. Trotzdem wissen wir von ca. 60 Christen, die sich aktuell in kleinen Gruppen an verschiedenen Orten versammeln. Es ist Gottes Gnade und Treue, die die Christen in Afghanistan im Glauben bewahrt – trotz der Angst, die sie immer wieder packt. Und was noch erstaunlicher ist: Einige Gläubige haben die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen dort im Land offen für die Botschaft von Jesus Christus sind, vermutlich, weil sie »des Islam überdrüssig« geworden sind.

Lasst uns für die Gemeinde unseres Herrn in Afghanistan und für die Ausbreitung des Reiches Gottes dort beten, liebe Missionsfreunde! Gott ist mächtig, Seine Gemeinde zu bewahren, und Er hat die Kraft, Menschen aus dem Reich der Finsternis und Sünde zu erretten und sie in Sein Reich des Lichts und der Gerechtigkeit zu bringen.

Kasachstan & Tadschikistan

Kasachstan ist ebenfalls ein hauptsächlich muslimisch geprägtes Land, und von Seiten der Muslime kommt erfahrungsgemäß auch die stärkste Verfolgung. Die Missionare Raschid und Ümit waren selbst Muslime, bevor der Herr sie aus Gnade errettet und in Seinen Dienst gestellt hat. Wie Djamal und Jamila zieht es sie immer wieder zu ihrem Volk – zu den Muslimen in den kasachischen Dörfern. Voller Liebe und Sorge verkündigen sie »ihren Brüdern« das Evangelium. In der Öffentlichkeit ist es meist nicht möglich, aber privat in den Häusern können sie offen darüber sprechen (wenn der Hausherr es zulässt). 

Die Situation in Kasachstan sieht anders aus als in Afghanistan. In Afghanistan ist die Regierung muslimisch, fördert den Islam und verfolgt alle Andersgläubigen. In Kasachstan – und auch in Tadschikistan – ist ein Großteil der Bevölkerung zwar muslimisch, aber offiziell ist nur die vom Staat kontrollierte Religionsausübung erlaubt. Konsequenzen, die den Gemeinden und auch einzelnen Christen drohen, die die Auflagen nicht erfüllen, sind Geld- oder Haftstrafen.

Ein wichtiger Teil der heutigen Arbeit der Missionare ist die Zurüstung der Gläubigen für den Dienst an der Gemeinde und auch für die Evangelisation in ihrer Umgebung. Im Glauben herangereifte Männer werden durch Bibelseminare zugerüstet, um mit ihren Familien in Gebiete und Dörfer umzuziehen, in denen das Evangelium von Christus noch nicht bekannt ist. Wenn der Herr dann dort Menschen errettet, sollen diese Familien vor Ort bleiben und Gemeinden gründen. Das ist das biblische Prinzip. Paulus sagte zu seinem jungen Mitarbeiter Timotheus: »Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren« (2.Tim. 2,2).

Lasst uns dafür danken, dass der Herr mächtig wirkt und Menschen in Kasachstan und Tadschikistan errettet und in Seinen Dienst stellt. Lasst uns auch dafür danken, dass das Evangelium mehr und mehr in muslimische Dörfer eindringt. Und lasst uns für unsere Geschwister beten, die mutig den Muslimen die Hoffnung in Christus zeigen.

Ukraine

Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon zwei Jahre an, und manche stellen sich die Frage: Was können wir für die Ukraine tun? Hat der Herr vielleicht durch diesen Krieg eine Tür für das Evangelium geöffnet? 

Wir sind sehr dankbar für die vielen Organisationen, die die Ukraine mit humanitärer Hilfe unterstützen und den Menschen dort Wasser, Nahrung, Kleidung, Decken, Medikamente, Strom usw. bringen. Auch die Bundesregierung hat der Ukraine mit diesen Gütern humanitär geholfen. 

Was können wir tun?

    • Was ist unser Auftrag als Christen in der Gesellschaft? 
    • Was können wir Christen zusätzlich tun, das sonst niemand tun würde? 
    • Was ist das Beste, was wir tun können?

Jesus sagte zum Volk: »Ich bin das Licht der Welt. Wer Mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben … wenn ihr nicht glaubt, dass Ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben« (Joh. 8,12.24). 

Das war auch Martyn Lloyd-Jones’ Sorge, als er als Assistenzarzt beim königlichen Leibarzt gute Aussichten auf eine große Karriere hatte, diese aber aufgab und Prediger wurde. »Wir verbringen die meiste Zeit damit, Menschen körperlich fit zu machen, damit sie wieder in ihre Sünde zurückkehren! Ich möchte Seelen heilen. Wenn ein Mensch einen kranken Körper hat und seine Seele ist in Ordnung, dann ist der Mensch bis zum Ende in Ordnung; aber ein Mensch mit einem gesunden Körper und einer kranken Seele ist für sechzig Jahre oder so scheinbar in Ordnung, aber dann muss er die Ewigkeit in der Hölle verbringen.«

Unser Auftrag ist es, uns um die Seelen der Menschen zu kümmern. Wir wollen das tun, was die Welt nicht tut: Ihnen das Wort Gottes bringen, das ihnen das Licht des Lebens zeigt. In den letzten Jahren haben wir bereits mehrere tausend Bibeln auf Russisch und Ukrainisch in die Ukraine bringen lassen bzw. selbst gebracht. Sowohl ukrainische als auch russische Soldaten und auch die Menschen, die im Kriegsgebiet leben, haben die Bibeln gern angenommen. Ende letzten Jahres wurden wieder 1000 Bibeln in die Ukraine gebracht und dort verteilt. Wir preisen den Herrn für diese Gnade! 

Möge der Herr den Menschen ihre geistlichen Augen öffnen, sodass sie das Licht des Lebens erkennen und umkehren, damit sie nicht in ihren Sünden sterben!

Lasst uns nicht müde werden, für diese Arbeit in der Ukraine zu beten!


Namen zum Schutz der Missionare geändert.

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Das Evangelium hat keine Grenzen

von Lucas Derksen Lesezeit: 7 min