Eine Reise in die Kriegsgebiete

6 Oktober, 2023

Kategorie: Missionsberichte

Thema: Mission, Ukraine

Eine Reise in die Kriegsgebiete

Bis unters Dach beladen machen wir uns mit zwei Transportern von Deutschland aus auf den Weg Richtung Osten. Unser Reiseziel: die Ukraine. Vorher gibt es noch einen Zwischenstopp in Rumänien, wo wir zwei weitere voll beladene Transporter mitnehmen. Es ist eine Reise auf eigene Gefahr, in dem Bewusstsein, dass wir vielleicht nicht mehr zurückkommen werden.

Russland-Ukraine-Krieg

Schon seit mehr als 19 Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. Tausende Menschen haben in dieser Zeit mit wenigen Habseligkeiten ihre Heimat verlassen, um dem Tod und der Zerstörung zu entfliehen. Diejenigen, die im Kriegsgebiet wohnen und trotz des Krieges geblieben sind, leben in großer Gefahr und haben zudem täglich das Ausmaß der Zerstörung vor Augen. Ruinen, kaputte Straßen, klaffende Krater von Einschlägen, zerstörte Brücken. 

Viele Städte und Dörfer sind nahezu menschenleer; die Häuser sind zum Teil völlig zerstört oder einsturzgefährdet und damit nicht mehr bewohnbar. Zahlreiche Menschen mussten ihre Häuser verlassen und leben nun in Bunkern oder in Erdlöchern, die den Menschen vor dem Krieg als Keller dienten.

Sie sind auf die Wasser- und Nahrungsversorgung durch andere angewiesen. Ihre Habseligkeiten beschränken sich auf das Nötigste. Auch mit Luftangriffen müssen sie immer wieder rechnen. Ihr Leben ist von Angst, Sorge und Armut erfüllt. 

Viele fragen sich: Wo ist Gott? Warum greift Er nicht ein? Warum lässt Er so viel Not und Zerstörung zu? 

Nun, Gott ist da. Er schaut nicht etwa nur zu – als ob Er untätig oder gar machtlos wäre. Er ist ein souveräner Gott, der zu jeder Zeit aktiv handelt. Vielleicht erkennen wir Sein Handeln nicht, doch eines ist klar: Gott handelt niemals ungerecht. Und Er wird verherrlicht werden, sei es durch Segen und Rettung, sei es durch Gericht!

Betest du dafür, dass Gott Seinen Namen in der Ukraine groß macht? Z. B. indem Er Seine Gemeinde dort im Glauben stärkt und ihr und durch sie Seine Güte erweist? Vor allem, dass die Menschen in der Ukraine erkennen, dass es einen lebendigen Gott gibt, der sagt: 

»Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, dass der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe!« (Hesekiel 33,11).

Hilfe in der Not

Inmitten dieser schweren und trostlosen Lage dürfen die Menschen dort die Liebe unseres Herrn erfahren. Einige Gemeinden in der Ukraine haben diese Situation als offene Tür und Auftrag vom Herrn erkannt und es sich zur Aufgabe gemacht, die Leute im Kriegsgebiet zu unterstützen. Hauptsächlich junge Geschwister dieser Gemeinden packen tatkräftig zu, um die vom Krieg Betroffenen mit unterschiedlichsten Hilfsgütern zu versorgen – und ihnen das Wertvollste und einzige wirklich Hoffnung-Spendende zu geben, was es gibt: das Evangelium. 

Die Mittel dafür erhalten sie aus vielen Quellen: Einzelne Christen, aber auch Gemeinden und christliche Organisationen beteiligen sich an dieser Arbeit. Sie spenden Wasser, Decken, Kissen, Matratzen, Kochgeschirr, Rollstühle, Medikamente, Wundversorgungsmaterial und Weiteres zur medizinischen Versorgung, Kleidung, Nudeln, Reis, Fertiggerichte, Snacks, Schokolade, Süßigkeiten und vieles mehr.

Diese Hilfsgüter werden an vielen Orten und in mehreren Ländern gesammelt und von Brüdern mit Transportern in die Ukraine gebracht, um den Bedürftigen dort zu helfen. 

Anfang März 2022 haben wir uns die Frage gestellt, wie wir den Ukrainern in dieser so unsicheren und lebensbedrohlichen Zeit das Evangelium bringen können, das die Kraft hat, Menschen vor dem zu erretten, das schlimmer ist als der grausamste Krieg – vor der ewigen Verdammnis und Gottesferne. Der Herr gab uns in Seiner Gnade die Möglichkeit, über 70.000 evangelistische Broschüren und mehr als 10.000 Bibeln unter den Kriegsflüchtlingen in Deutschland zu verbreiten und in die Ukraine zu bringen. Wir dürfen unsere Glaubensgeschwister unterstützen, die sich der Verkündigung des Evangeliums vor Ort verpflichtet haben. 

Wir danken dem Herrn, dass Er alles so wunderbar gefügt und uns dies ermöglicht hat!

Was Menschen wirklich brauchen

Die Menschen in der Ukraine denken und sprechen heute ganz anders über das Leben und den Tod, als sie es vor dem Krieg getan haben. Die meisten sind sich der Vergänglichkeit des Lebens bewusster als je zuvor. Viele stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Umso wichtiger ist es, dass sie von der Hoffnung hören, die über dieses Leben hinausgeht: von Jesus Christus, der sie von ihren Sünden und der ewigen Verdammnis erretten kann. 

Alle Hilfsgüter können nur ihre leiblichen Bedürfnisse erfüllen, aber niemals ihre Seele. Nur Gott kann die Leere in ihnen ausfüllen. Wenn sie alles hätten, was sie sich wünschen, wäre es nichts, solange ihnen das Eine fehlt, worum es im Leben eigentlich geht. Wenn du Jesus nicht hast – als deinen Retter, als deine einzige Hoffnung im Leben und im Sterben, als deinen wertvollsten Schatz, als deinen Herrn –, dann fehlt dir das, worum es im Leben geht. 

Was bringt es den Menschen, wenn wir ihnen helfen, ihnen Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter bringen und wenn sie vielleicht sogar den ganzen Krieg überleben, aber dann weiter in ihren Sünden leben und sterben?! Dieses Leben ist so kurz! Im Vergleich zur Ewigkeit ist es noch nicht einmal ein Schatten. 

Deshalb wünschen wir uns für dieses Volk nichts sehnlicher, als dass sie das Evangelium von Jesus Christus hören. Wir wünschen uns, dass die Güte des Herrn, die es möglich machte, all diese Hilfe ihnen zukommen zu lassen, ihre Herzen erweicht und sie zur Buße leitet.

Und tatsächlich ist es so, dass Gemeindehäuser, die zuvor wie leergefegt waren, weil die meisten Christen in den Westen geflohen sind, wieder voll geworden sind, weil nun die Ungläubigen nach Hoffnung suchen – welch eine Gnade! 

Bete für die vielen Menschen, die Gott nicht kennen und nun das Evangelium hören dürfen! Bete für die Ausbreitung des Reiches Gottes in der Ukraine!

Unsere Reise durch die Ukraine

Als wir mit den vier Transportern nach einer Fahrt von etwa 2000 Kilometern – auf der wir kaum schlafen konnten – endlich am ersten Zielort unserer Reise ankamen, wurden wir von unseren Glaubensgeschwistern sehr freundlich aufgenommen. 

Man lud die vier Transporter aus und füllte sie neu. Von hier aus fuhren wir mit einheimischen Geschwistern durch die Ukraine bis in die Kriegsgebiete hinein. 

Während unsere Zeit dort legten wir mehrere Tausend Kilometer zurück. Unterwegs sahen wir schreckliche Bilder – Bilder der Zerstörung, der Grausamkeit und des Todes. Wir sahen Soldaten, Militärkonvois, zerbombte Häuser, zerstörte Brücken und Straßen, verbrannte Panzer.

Wenn jedoch ein Gebiet, beispielsweise wegen gesprengter Brücken, abgeschnitten und gar nicht mehr erreichbar ist, sind die Ukrainer schnell dabei, ein Provisorium zu bauen, damit auch die dort wohnenden Menschen versorgt werden können. 

Dies ist auch für die Arbeit der Gläubigen dort sehr nützlich und ein Grund, Gott zu danken. Unsere wichtigsten Ziele waren Gemeinden bzw. kleine Gruppen von Christen, um bei ihnen Güter zwischenzulagern, die in deren Umgebung benötigt wurden. 

Die Gläubigen haben eine Art Suppenküche im Freien eröffnet. Sie versorgen die Leute mit einer warmen Mahlzeit, geben ihnen Kleidung, Pflegeartikel und andere Dinge, die sie benötigen, verteilen Bibeln und evangelistische Schriften und nutzen diese Gelegenheiten, ihnen das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden. Sie laden sie zum Gottesdienst ein und erzählen ihnen von dem Rettungsplan Gottes. Durch all die Not und all das Leid, die den Menschen in diesem Krieg begegnen, sind viele offen dafür, das Evangelium zu hören. Es lenkt ihren Blick weg von all der Trostlosigkeit, in der sie leben, hin zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten, und es zeigt ihnen, dass nur Er wahre Hoffnung schenken kann.

Bete für die Ukraine!

Bete insbesondere für die Geschwister, die täglich in diesen Dienst involviert sind.

Sie setzen ihre ganze Zeit für die Menschen ein, die Hilfe brauchen und das Evangelium noch nicht kennen. Sie fahren bereitwillig in Krisengebiete, um denen Hoffnung zu bringen, die sie schon längst aufgegeben haben. Gott wird es ihnen vergelten. Dessen sind wir gewiss.

Viele Gegenden sind stark vermint, andere stehen unter Beschuss.

Einige Geschwister haben in diesem Dienst für den Herrn ihr Leben gelassen, andere wurden schwer verwundet. Es gibt Zeiten, in denen sie völlig erschöpft sind und nicht wissen, wie sie die Herausforderungen eines neuen Tages bewältigen können. Doch sie ermutigen sich gegenseitig, sehen die Not und werden von der Liebe zu Christus und zu ihrem Volk gedrängt. Betet für sie, liebe Geschwister!

»Gnadenbeweise des HERRN sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn Seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und Deine Treue ist groß! Der HERR ist mein Teil!, spricht meine Seele; darum will ich auf Ihn hoffen. Der HERR ist gütig gegen die, welche auf Ihn hoffen, gegen die Seele, die nach Ihm sucht.«
Klagelieder 3,22-25

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Eine Reise in die Kriegsgebiete

von Lucas Derksen Lesezeit: 6 min