Viele Christen sind heute orientierungslos – orientierungslos in Bezug auf Veränderungen in unserer Welt und auch auf ihr Leben als Christen. Manche fragen sich, ob sie vielleicht in eine andere Gemeinde gehen sollen; andere spielen mit dem Gedanken, sogar das Land zu verlassen; wieder andere fragen sich, ob die Lehre, die sie bis jetzt vertreten haben, eine solide Grundlage für sie und ihre Kinder sei.
Ich denke, dass diese Unsicherheit das Resultat eines Mangels in den Gemeinden ist, der seit Jahrzehnten unbeachtet blieb. Es ist ein Mangel an Gottesfurcht und am biblischen Fundament der Gemeinden. Ihr Fundament, das sie in schweren Zeiten tragen sollte, weist jetzt große Risse und an vielen Stellen eine bröckelige Masse auf.
Das hat zur Folge, dass die Gemeinden mit den vielfältigen Veränderungen in unserem Land nicht recht umzugehen vermögen. Der Russland-Ukraine-Krieg, die Inflation, »Ehe für alle«, die Gender-Revolution und vieles mehr erschüttern die Gläubigen oder reißen sie sogar mit.
Sind die neuen Ideale unserer heutigen Generation vielleicht auch schon Teil unseres Lebens und Denkens? Haben wir womöglich schon ein anderes Verständnis von Ehe und Familie, von den Rollen von Mann und Frau, von Gemeinde und Gemeindezugehörigkeit, Hirten und Predigern, Lehre und Irrlehre, Heiligkeit und Sünde?
Können wir als Christen in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft im Chaos versinkt, feststehen und für die Wahrheit eintreten?
Ich fürchte, dass unsere Zeit des Chaos und der (Selbst-)Zerstörung auch Gemeinden in Mitleidenschaft gezogen hat. Wie in der Welt, so gehen auch in der Christenheit biblische Werte und Ziele völlig verloren. Gemeinden entwickeln Geschäftsmodelle mit Unterhaltung, Videos und Podcasts und nutzen Skandale und Ungerechtigkeiten für deren Inhalte. Je größer die Aufmerksamkeit, desto mehr Klicks erhält man – ob es sich nun um Angriffe auf bestimmte politische Entwicklungen oder um öffentliche Kritik an andersdenkenden Christen handelt. Niederreißen ist nicht schwer; aber lasst uns daran denken, dass Trümmer ein schlechtes Vermächtnis sind. Unser eigentliches Ziel sollte sein, etwas Solides aufzubauen, das auf der Grundlage der Heiligen Schrift steht.
Um wieder auf die biblische Grundlage zu gelangen, mit biblischen Werten und Prinzipien, wie für unsere Gemeinden, so auch für unsere Familien, brauchen wir eine klare Orientierung. Der Apostel Paulus gibt uns im Römerbrief eine hilfreiche Anweisung: »Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist« (Römer 12,2).
Gottes Ruf zur Verwandlung ist ein Ruf zur Erneuerung unseres Sinnes. R.C. Sproul schreibt: »Der neue Sinn entwickelt sich durch eine tiefgehende Erforschung der Perspektive Gottes, und diese setzt eine gründliche Kenntnis der heiligen Schriften voraus. Die Bibel offenbart den Sinn Gottes. Je besser wir den Sinn Gottes verstehen, desto weniger kann uns die Welt beeinflussen.«1
Lieber Christ, du bist dazu berufen, in der Welt ein Zeugnis von Jesus Christus zu sein, ohne dich ihr anzupassen oder ihr nachzugeben, weil es sich so leichter lebt. Wenn deine Gesinnung Christus immer ähnlicher wird, kannst du ohne Angst in dieser Welt leben.
Weil Gott uns aus der Welt in Sein Reich berufen hat, ist es auch Sein Wille, dass wir heilig sind, wie Er heilig ist, und dass wir in dieser gefallenen Welt wie die Sterne leuchten. Wenn wir als Christen die Verdorbenheit dieser Welt erkennen und anfangen, nach Gottes Maßstäben zu leben, können wir sie mit dem kraftvollen Evangelium beeinflussen.
1 R.C. Sproul »Gott wohlgefällig leben«, VOH-Verlag
