Im ersten Teil sahen wir, wie sich drei junge Männer weigerten, sich vor dem Götzen niederzuwerfen. Sie waren sich der Rettungsmacht des Herrn bewusst. Aber ihre Entschiedenheit ging so weit, dass sie sich selbst dann nicht vor dem Bild niederwerfen würden, wenn sie nicht von der Strafe befreit würden. Sie setzten ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn. Zu solchem Handeln befähigt nur gottesfürchtiger Glaube.
Wir haben gelernt, dass es unsere Aufgabe im Leben ist, das zu tun, was Gott wohlgefällt, koste es, was es wolle, und ganz gleich, welche Folgen es haben mag. Die Konsequenzen liegen in Seinen Händen, doch die Pflicht ist uns auferlegt. Die drei jungen Männer beschlossen, das Richtige zu tun und das Ergebnis Gott zu überlassen.
Wir haben uns das letzte Mal jene unwiderstehliche Kraft angeschaut, danach jene drei unbeweglichen Gegenstände. Schließlich werden wir sehen, was geschieht, wenn die beiden Kräfte aufeinanderprallen.
Die mächtigste Kraft der damaligen Welt hatte befohlen: »Tut dies!« Ihr wurde mit der Antwort begegnet, die der Böse am meisten fürchtet: »Nein!«
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- Nebukadnezar wird jedoch nicht von dem Weg abrücken, den er gewählt hat.
- Sadrach, Mesach und Abednego werden auch nicht von dem Standpunkt abrücken, den sie eingenommen haben.
Welche Folgen wird ihre Haltung haben?
Die Folge war, dass die drei kompromisslos gläubigen jungen Männer, Sadrach, Mesach und Abednego, ins Feuer geworfen wurden. Aber mitten im Feuer erfahren sie Errettung. Wir müssen beachten, dass sie die Errettung im Feuer empfingen und nicht vor dem Feuer.
Die Heftigkeit des Zornes Nebukadnezars veränderte sogar seinen Gesichtsausdruck (V. 19)! In seiner Wut befiehlt er, dass der Feuerofen siebenmal heißer als gewöhnlich gemacht werden solle.
Wenn diejenigen, die Gott mehr fürchten als alles andere, den Kompromiss ablehnen, dann kennt der Zorn der Gottlosen keine Grenzen. Diejenigen, die sagen, dass sie bereit seien, um des Herrn willen in den Feuerofen zu gehen, müssen zu der Erkenntnis gebracht werden, dass jener Feuerofen um einiges heißer sein könnte, als sie es sich überhaupt vorstellen können.
Es ist anhand von Vers 20 offensichtlich, dass Nebukadnezar Widerstand gegen seinen Befehl, die drei Abtrünnigen hinzurichten, erwartete, weil er diese Aufgabe in die Hände der stärksten Männer seiner Armee legte.
In den Versen 21-23 sehen wir, wie sie die drei jungen Männer, gefesselt und in ihrer Hofkleidung, an die Öffnung des Ofens bringen. Der Ofen ähnelte einem großen Topf. In Bodennähe befand sich seitlich eine Tür, durch die er geheizt wurde. Nach oben war er offen.
Zu dieser Öffnung werden nun Gottes treue junge Männer gebracht. Der Ofen ist so heiß, dass Nebukadnezars Helfer, die sie hinaufbringen, von der starken Hitze getötet werden – aber nicht, bevor Sadrach, Mesach und Abednego hineingeworfen wurden.
Diejenigen, die das Ganze beobachten, sehen die jungen Männer durch die Flammen bis an den Boden des Ofens fallen. Sie sind gefesselt und hilflos, und das Feuer, das bereits diejenigen getötet hat, die doch draußen blieben, wird nun sicher auch sie töten. Dies bedeutet offensichtlich das Ende des kleinen Überrestes des Volkes Gottes.
Aber das ist eben nur eine Vermutung! Das wahre Volk Gottes wird nie ein Ende finden! Die Welt wird niemals erleben, dass der treue Überrest vom Erdboden verschwindet. Ihre Zahl mag klein sein, doch sie werden nie zu existieren aufhören. Niemals! Bis Jesus wiederkommt, wird Er die Seinen immer schützen und bewahren. Das ist ein Trost für alle wahren Christen.
Ich las von der Situation in Albanien vor 1990. Man konnte dort keine sichtbaren Zeichen der Gemeinde Jesu mehr finden. Und noch weniger gab es sichtbare Anzeichen dafür, dass die Christen einen Einfluss auf die albanische Nation ausgeübt hätten. Kein Buch in irgendeiner Bibliothek enthielt den Namen Gottes, außer zu dem Zweck, Seinen Namen zu missbrauchen. Es gab auf keinem Friedhof auch nur ein einziges Kreuz. Und doch gab es in diesem Land immer noch viele echte Gläubige, die Christus von ganzem Herzen liebten und bereit waren, für Ihn zu leiden. Die systematischen »Säuberungsaktionen« hatten mit ihrem Versuch, die Gläubigen auszurotten, keinen Erfolg gehabt. Man kann den Überrest Gottes niemals loswerden.
Nebukadnezar und seine Diener hatten sicher erwartet, ein kurzes Aufschreien zu hören und die drei Leichname in den Flammen verbrennen zu sehen. Das wäre, so dachten sie, das Ende der Angelegenheit gewesen. Es würden keine Abtrünnigen übrigbleiben. Jeder lebende Mensch in Babylon würde dann bereit sein, vor Nebukadnezars Bild niederzufallen.
Aber Nebukadnezar sah – wie alle bösen Menschen, die sich gegen das wahre Volk Gottes verschworen haben – nicht das, was er sehen wollte. Stattdessen sah er etwas, was ihn veranlasste, von seinem Sitz aufzuspringen und dies mit seinen Staatsmännern zu überprüfen!
»Haben wir nicht drei Männer gebunden in das Feuer werfen lassen?«
»Ja, drei«, lautet die Antwort.
»In welchem Zustand?«, fragt der König.
»Gefesselt.«
»Wie kommt es dann, dass ich jetzt vier Männer in den Flammen frei umhergehen sehe – ohne Anzeichen von Fesseln?
Und wie kommt es, dass der Vierte ein übernatürliches Aussehen hat?«, fragt der König weiter.
Natürlich beschrieb Nebukadnezar die vierte Person im Feuer mit den Begriffen, die er aus seinem eigenen religiösen System kannte. Er nannte ihn einen »Sohn der Götter«. Ebenso eindeutig besteht kein Zweifel daran, dass der vierte Mann kein anderer war als der Sohn Gottes Selbst.
Die Heilige Schrift lehrt ganz eindeutig, dass der Sohn Gottes schon viele Male auf Erden in menschlicher Gestalt erschien, bevor Er in menschlichem Fleisch unter uns wohnte.
Häufig wird Er in diesen Gotteserscheinungen vor Seiner Menschwerdung als »der Engel des Herrn« (z. B. 2.Mo. 3,2) oder »der Engel« beschrieben (1.Mose 48,16). Wir sind daher nicht überrascht, wenn wir hören, dass er in Vers 28 des vorliegenden Kapitels als »Sein (Gottes) Engel« bezeichnet wird (Nebukadnezar bezeichnete Gott als den »Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos«).
Der Herr Jesus Christus war es, der mit Sadrach, Mesach und Abednego in den Flammen umherging! Eine Verheißung, die Israel durch die Lippen des Propheten Jesaja gegeben wurde, erwies sich als wahr: »Wenn du durchs Wasser gehst, so will Ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht versengt werden, und die Flamme soll dich nicht verbrennen« (Jes. 43,2).
Wenn die drei einen Kompromiss geschlossen hätten, so hätten sie nie das Vorrecht gehabt, mit Christus in den Flammen des Feuerofens wandeln zu dürfen. Ihre Gemeinschaft mit Gott wäre unterbrochen worden, und sie wären für immer gebunden gewesen – nicht mit Seilen und Ketten, sondern mit einem alles durchdringenden Gefühl des Versagens, der Enttäuschung und Nutzlosigkeit.
Stattdessen hatten sie das Vorrecht, mit der zweiten Person der Dreieinigkeit, dem Sohn Gottes, schon 600 Jahre vor Seiner Geburt als Mensch umherwandeln zu dürfen. Durch ihre Weigerung zu sündigen hatten sie ein Erlebnis der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus, das auf den Seiten des Alten Testaments beinahe einmalig ist.
Wer hätte je geglaubt, dass so etwas möglich wäre?! Wenn sie versucht hätten, ihr Leben zu retten, dann hätten sie ihr Leben in Wirklichkeit verloren. Das Leben wäre für sie zu einer Existenz ohne Bedeutung und ohne Gemeinschaft geworden. Aber weil sie bereit waren, ihr Leben zu verlieren, hatten sie es gefunden.
Niemand verliert etwas, wenn er sich zu sündigen weigert, was auch immer an Gegenteiligem gesagt werden mag. Sie erfuhren nicht Errettung vor dem Feuer, sondern Errettung im Feuer – das ist der Weg Gottes.
Gott gibt Seinen Kindern, die sich weigern, Kompromisse zu schließen, sehr viele Tröstungen. Wie viel Eindruck hätten diese drei auf die Gottlosen gemacht, wenn sie sich wie alle anderen niedergeworfen hätten? Überhaupt keinen!
Doch nun waren es die Gottlosen, die mit Erstaunen durch die Öffnung in der Seite des Ofens starrten und sich entsetzten. Sie waren Zeugen davon, dass diejenigen, die sie als »Abtrünnige« bezeichneten, nun mit Christus in den Flammen umherwandelten, und sie sahen, dass sie völlig unversehrt blieben. Soweit wir wissen, wurde niemand an jenem Tag bekehrt. Aber sie sollten einen Eindruck von der Macht Gottes bekommen, der sie ihr ganzes Leben hindurch nicht loslassen würde.
Am Ende jenes bedeutsamen Tages drehte sich das Gespräch nur noch um den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos. Das abscheuliche Bild wurde überhaupt nicht mehr erwähnt! Auf Nebukadnezars Bitte hin kommen die drei Gläubigen aus dem Feuer. Ihnen war nicht einmal ein Haar ihres Hauptes versengt worden! Auch ihre Kleider waren nicht angebrannt worden, und es war nicht einmal Brandgeruch an ihnen zu bemerken!
Was für ein Gott! Seine Knechte sind völlig unversehrt! Was für ein großer Gott! Nebukadnezar hat sich hier noch nicht bekehrt; aber die Ereignisse des Tages sind zu viel für ihn. Einmal mehr wird er zu einer offenen Anerkennung Gottes getrieben.
Es gab eine Zeit in unserem Land, als selbst die Unbekehrten eine gewisse Gotteserkenntnis hatten. Im Großen und Ganzen waren die Menschen ohne rettenden Glauben, und doch wurde Gott überall im Leben des Volkes anerkannt. Zehntausende – selbst unbekehrter Leute – besuchten regelmäßig die Gottesdienste, sprachen vor den Mahlzeiten Tischgebete und hielten die Sonntagsruhe ein. Viele weigerten sich, zu schwören, zu lügen und sich zu betrinken, und sie widerstanden denen, die versuchten, das Familienleben zu zerstören, die mit Geld spielten oder sich an irgendeiner Form von Unehrlichkeit beteiligten.
Dies lag nicht daran, dass sie etwa bekehrt gewesen wären, sondern ergab sich aus dem starken Eindruck, den das Bewusstsein von Gott auf ihr Gewissen hatte. Die Sittlichkeit und die Moral unseres Landes war eng mit ihrem Gespür von der Existenz Gottes verknüpft.
Mittlerweise ist unser Volk weit von jener Position entfernt und bewegt sich derzeit tatsächlich immer weiter davon weg. Der Abfall vom Glauben begann, als die Gemeinden und Christen allgemein anfingen, Kompromisse zu schließen. Je mehr sie versuchten, modern zu sein und »mit der Zeit zu gehen«, desto weniger Einfluss für Gott ist auf die Gesellschaft ausgeübt worden.
Als die Gemeinden begannen, ihre Botschaft zu verwässern, so dass sie nichts mehr predigten, was in irgendeiner Form Anstoß erregen könnte, und stattdessen »besucherfreundliche« Gottesdienste gestalteten, war der Augenblick gekommen, in dem sie ihre Kraft verloren. Sie haben ihre Kraft nicht in erster Linie deshalb verloren, weil sie keinen Anstoß erregen wollten, sondern weil sie von der Wahrheit des rettenden Evangeliums abgewichen sind. Im Zentrum des Gottesdienstes steht nicht mehr eine Predigt, in der das Wort Gottes ausgelegt und an die Herzen angewandt wird. Es sind eher Mini-Predigten für Mini-Christen, und es gibt viel Unterhaltungsprogramm mit Musik.
Nur dann, wenn das wahre Volk Gottes »Nein!« zu dem sagt, was Gott missfällt – wie unangenehm dies für andere auch sein mag –, kann es einen mächtigen Eindruck für Gott auf unsere gottlose Gesellschaft hinterlassen.
Schauen wir uns an, zu welcher Erkenntnis Nebukadnezar gebracht wurde. Von Vers 28 an sehen wir, dass er anerkannte, wer Gott ist. Er kam zur Erkenntnis, dass Gott Knechte hat, dass Gott Seinen Engel gesandt hatte, dass Gott mächtiger ist als er selbst, obgleich er der mächtigste Mann in der Welt war, und dass Gott größer ist als jeder andere Gott und es verdient, angebetet zu werden. Noch hatte er nicht erkannt, dass Gott der alleinige Gott ist. Er kam auch noch nicht zum Glauben an Christus. Doch gewisse Wahrheiten wurden dem Herzen dieses Mannes eingebrannt.
Seine Reaktion war der Erlass des Befehls, von dem wir in Vers 29 lesen. Wir können keineswegs gutheißen, was er hier befahl.
Doch wir müssen bedenken, dass er immer noch ein unbekehrter Mann war, und es war in allen Jahrhunderten für solche Männer typisch, zu versuchen, andere durch die Gewalt des Schwertes für irgendeine Glaubensform zu gewinnen. Die Menschen kommen auf diese Weise nicht zum lebendigen Glauben, aber nur Männer und Frauen des Glaubens selbst haben das geistliche Unterscheidungsvermögen, um das zu erkennen – Nebukadnezar war noch nicht so weit.
So geschah es, dass er befahl, dass jeder, der Schlechtes über den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos reden würde, »in Stücke zerhauen und sein Haus zu einem Misthaufen gemacht werden soll« (V. 29). Von seinem Befehl distanzieren wir uns ausdrücklich. Aber wir nehmen die Tatsache zur Kenntnis, dass die Ereignisse einen gewaltigen Eindruck auf ihn gemacht hatten. Die Gottesfürchtigen waren durch Gottes gnädige Macht bewahrt worden, und das Zeugnis für Gott wurde in jenem heidnischen Weltreich fortgesetzt.
Ob das wahre Zeugnis für Gott in dieser Welt Bestand hat oder nicht, hängt von einem einzigen Wort ab. Die ganze Kraft des wahren Volkes Gottes, die es braucht, um den Menschen um sie herum ein effektives Zeugnis sein zu können, kann durch ein einziges Wort zunichte gemacht werden.
Das Wort, das alles zunichte macht, lautet »Ja«. Wenn die Gottlosen zur Sünde verleiten und die Kinder Gottes, die ein Licht und Zeugnis in dieser Welt sein sollen, darin einwilligen, dann werden sie schnell so wie jeder andere auch. Auf diese Weise verlieren sie all ihre Kraft, Gutes zu tun oder die Wahrheit zu erhalten.
Wenn jedoch Versuchungen zur Sünde mit einem standhaften »Nein!« beantwortet werden, dann ist die Lage völlig anders. Zunächst einmal ist der »Feuerofen« gewiss. Die Gläubigen müssen sich entweder außerhalb des Feuerofens auf der Seite Nebukadnezars befinden oder in dem Feuerofen bei Christus. Es gibt keinen Mittelweg. Doch der Platz der beispiellosen Hitze ist auch der Platz der beispiellosen Gemeinschaft mit dem Herrn. Diejenigen, die dort wandeln, genießen auch die Gewissheit, dass sie am Gewissen der Unbekehrten ergreifende Spuren für Gott hinterlassen.
Die Menschen können keinen »Feuerofen« erfinden, der das Volk Gottes zerstören könnte. Wenn sie meinen, solche Feueröfen hergestellt zu haben, erweisen sich diese tatsächlich gerade als das Mittel, das Gott gebraucht, um Seinen Überrest aus allen Völkern zu bewahren und Seine Wahrheit in der Welt aufrecht zu erhalten.