Die Gemeindegründungsarbeit begann offiziell an einem Samstagabend im April 2014. Peter Schild war kurz zuvor als Missionar nach Frankfurt am Main gekommen, um hier an der Gründung einer reformierten Baptistengemeinde zu arbeiten. Er hatte für sich und seine Familie eine Wohnung in Frankfurt gemietet, in deren Wohnzimmer an diesem Abend zum ersten Mal etwa ein Dutzend Interessierter zu einer Bibelstunde zusammenkamen, von denen einige bis heute Mitglieder der ERB Frankfurt sind. Hierzu zählen auch Tobias Riemenschneider, der zu jener Zeit noch als Rechtsanwalt in Frankfurt arbeitete, mit seiner Frau und seiner Schwester. Getragen und begleitet wurde diese Missionsarbeit von Anfang an von der US-amerikanischen Missionsgesellschaft HeartCry Missionary Society unter der Leitung von Bruder Paul Washer, welcher der Gemeinde stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Auch wenn es zu Beginn eine große Fluktuation bei den Besuchern der Bibelstunden gab, verfestigte sich doch schnell eine Kerngruppe, und nach und nach kamen Menschen zum Glauben an den Herrn Jesus Christus. Jeden Samstagnachmittag verkündigte man auf den Straßen von Frankfurt das Evangelium und verteilte Traktate, und im Anschluss versammelte man sich, um Gottes Wort zu hören und Gemeinschaft zu pflegen.
Da die Gruppe schnell wuchs, dauerte es nicht lange, bis man auch mittwochabends zu Gebetstunden bei Familie Schild zusammenkam. Das Wohnzimmer wurde zu klein, und so mietete man schließlich für sonntagabends ein Kirchengebäude an, um gemeinsam Gottesdienste feiern zu können. Die Räumlichkeiten waren recht heruntergekommen; bei Regen tropfte es durch die Decke. Dennoch waren alle erfüllt von Freude und Dankbarkeit, dass Gott nun die Möglichkeit geschenkt hatte, gemeinsam Ihn und Seinen geliebten Sohn im Gottesdienst anzubeten und auf Sein heiliges Wort zu hören. Die Gelegenheit dazu währte an diesem Ort allerdings nicht lang. Mitten im Winter fiel die alte Heizung immer wieder aus, sodass sich die Temperaturen im Kirchengebäude dem Gefrierpunkt näherten. Dennoch versammelten sich die Gläubigen in dicken Wintermänteln. Als die Heizung schließlich endgültig funktionsunfähig wurde, versorgte der Herr die Seinen umgehend mit einem neuen Kirchengebäude in Oberursel, einer Stadt nördlich von Frankfurt, so dass kein Gottesdienst ausfallen musste. In diesen neuen Räumlichkeiten fand am Sonntag, den 13. November 2016, schließlich auch die offizielle Gründung der ERB Frankfurt mit zunächst zwölf Mitgliedern statt. In dem Gründungsgottesdienst wurden Peter Schild und Tobias Riemenschneider als Pastoren der neuen Gemeinde eingesetzt.
Seit ihrer Gründung feiert die ERB Frankfurt auch sonntagmorgens Gottesdienste, in denen jeden Sonntag das Mahl des Herrn gefeiert wird. Die Morgengottesdienste fanden zunächst in dem Haus des Diakons Dietmar Riemenschneider in Bad Homburg statt, bis dieses die wachsende Anzahl von Besuchern, die auch morgens am Gottesdienst teilnehmen wollten, nicht mehr fassen konnte und neue Räumlichkeiten gefunden werden mussten. So durfte die kleine Gemeinde die Wahrheit des Wortes Gottes aus 1. Korinther 3,6 bezeugen, dass es Gott ist, der das Wachstum schenkt. Zurzeit liegt die Zahl der Gottesdienstbesucher sowohl im Morgen- als auch im Abendgottesdienst regelmäßig bei über hundert Personen, die aus vielen verschiedenen Hintergründen und aus vielen Nationen Europas, Afrikas, Asiens sowie Nord- und Südamerikas kommen. Aufgrund vieler junger Familien gibt es eine große Anzahl von Kindern, die ebenfalls am Gottesdienst teilnehmen. Neben den beiden Pastoren dienen derzeit drei Brüder als Diakone der Gemeinde.
Die Krisenzeit seit März 2020 war für die ERB Frankfurt eine bewegte, aber auch segensreiche Zeit, in welcher der Herr bis hierher treu bewahrt hat. Die Gemeinde durfte erleben, wie der Herr diese Zeit gebrauchte, um die Einheit und Liebe unter den Geschwistern zu stärken und das Verständnis dafür zu mehren, was es heißt, Ihm treu nachzufolgen – auch unter schwierigen Umständen. Zur Ehre Gottes darf gesagt werden, dass sich die Geschwister beständig versammeln, um dem Herrn gemeinsam Anbetung und Lobgesang darzubringen. Von einem besonderen Gnadenerweis Gottes aus dieser Zeit sei an dieser Stelle berichtet: Nachdem sich die Gemeinde wegen der Maßnahmen einen neuen Versammlungsort hatte suchen müssen, war sich der neue Vermieter plötzlich unsicher, ob er das »Risiko« einer christlichen Versammlung in seinen Räumlichkeiten wirklich eingehen wollte. Seine Bedenken hatte er bereits mitgeteilt, und so rechnete die Gemeinde damit, ihren Versammlungsort wieder zu verlieren. An Heiligabend 2020, zur Vorabendzeit, erhielt ein Diakon der Gemeinde dann einen Anruf von dem Vermieter. Der Diakon rechnete schon damit, dass der Vermieter das Mietverhältnis mit sofortiger Wirkung kündigen wollte. Wieso sollte er sonst an Heiligabend anrufen? Aber es kam ganz anders. Der Vermieter hatte einen äthiopischen Geschäftspartner in der Leitung, der ihn ermahnt hatte, dass er ja die Gemeinde des Herrn beherberge und deshalb aufpassen solle, wie er diese behandle. Er selbst wolle »die Tankstelle« der Gemeinde sein, indem er für ein Jahr die Miete für die Räumlichkeiten übernehmen wolle. Die Freude und Dankbarkeit der Gemeinde waren überfließend. Wie groß ist die treue Fürsorge des Herrn, der stets rechtzeitige Hilfe schafft!
Merkmale und Dienst der ERB Frankfurt
Die ERB Frankfurt ist vor allem darum bemüht, Gottes Wort in Reinheit und Klarheit zu verkündigen und das Gemeindeleben sowie das persönliche Leben in aller Gottesfurcht zu führen. Die Lehre der ERB Frankfurt ist zusammengefasst im Baptistischen Glaubensbekenntnis, welches im Jahr 1689 von mehr als einhundert Baptistengemeinden in London herausgegeben wurde. Dieses Glaubensbekenntnis wurde unter anderem auch von dem weltbekannten Baptistenpastor Charles Haddon Spurgeon (1834-1892) für seine Gemeinde verwendet. Spurgeon sagte dazu: »Dieses alte Schriftstück ist eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Dinge, die von uns mit größter Gewissheit geglaubt werden.« Die ERB Frankfurt steht somit vor allem in der Tradition der Reformation und der Puritaner. Dabei glaubt sie an das Prinzip ecclesia semper reformanda, was bedeutet, dass sich die Kirche stetig am Wort Gottes reformieren muss. Einziger Maßstab für alles Denken und Handeln ist somit das ewig bestehende Wort Gottes. Nicht nur die Pastoren, sondern jedes Mitglied der Gemeinde ist daher dazu aufgerufen, ein Theologe, also ein Erforscher des Wortes Gottes zu sein. Im Zentrum der Lehre und Verkündigung steht das heilige Evangelium der freien und souveränen Gnade Gottes in Christus, welches allen Menschen Rettung bringt, die Buße tun und an den Sohn Gottes glauben.
Die Gemeinde ist darum bemüht, dem Herrn Gottesdienste zu feiern, die geprägt sind von Gottesfurcht, welche sich in würdigem Ernst, aber auch in heiliger Freude äußert. Im Mittelpunkt der Gottesdienste stehen die Anbetung Gottes und die Verkündigung Seines Wortes. Die Gottesdienste richten sich nach dem sogenannten Regulativen Prinzip, d. h. der Gottesdienst besteht nur aus den Elementen, die Gott Selbst in Seinem Wort vorgeschrieben hat, nämlich dem Singen (vor allem von Psalmen und klassischen Kirchenliedern, die mit Musik begleitet werden), der Lesung aus dem Alten und dem Neuen Testament, der Predigt (zumeist in Form fortlaufender Auslegungspredigten mit praktischen Anwendungen) und den Gebeten (wobei sich gebührend Zeit genommen wird, um Lob und Bitten vor Gott zu bringen und Fürbitte etwa für die Regierung oder die verfolgten Christen zu leisten). Auch das Geben von Almosen sowie die Feier des Herrenmahls und ggf. die Taufe sind Bestandteile des Gottesdienstes. Neben dem öffentlichen Gottesdienst werden alle Glieder dazu angeleitet, auch im privaten Bereich dem Herrn die Ehre zu geben durch einen Wandel in Heiligkeit und Liebe in guten Werken. Hierzu gehören auch tägliche Familiengottesdienste in den Häusern und Unterweisung der Kinder in den Wegen des Herrn. Darüber hinaus ist es ein Anliegen der Gemeinde, die Worte aus 2. Timotheus 2,2 umzusetzen, wo es heißt: »Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren.« Die Pastoren sind daher bemüht, Brüder zuzurüsten, damit diese als Prediger, Pastoren oder Missionare dienen können.
Neben den Diensten innerhalb der Gemeinde verkündigt die ERB Frankfurt auch weiterhin jeden Samstag die frohe Botschaft auf den Straßen Frankfurts und der umliegenden Städte durch Straßenpredigten, Gespräche und das Verteilen von Traktaten. Daneben sendet die ERB Frankfurt auch Prediger für Predigtdienste an andere Orte aus und wendet sich z. B. durch Beiträge auf ihrem YouTube-Kanal (ERB Frankfurt) an die Öffentlichkeit mit dem Ziel, Christen in der Wahrheit zu stärken. Darüber hinaus ist die Gemeinde bemüht, die Liebe Christi auch durch gute Werke an Menschen in Not zu zeigen. Eine besondere Freude war es, im September 2021 die Gründung der ERB Basel unterstützen und Sebastian Engelhardt als Pastor der neugegründeten Gemeinde einsetzen zu können. Es ist das Gebet der Gemeinde, dass dies erst der Anfang war und noch viele weitere Arbeiter in die Ernte gesendet werden können, um das Evangelium zu verkündigen und Gemeinden zu gründen.
Voller Dankbarkeit blickt die ERB Frankfurt auf ihre kurze Geschichte zurück, die eine Geschichte der Gnade Gottes ist. Auch für die Zukunft vertraut die Gemeinde in allen Bedrängnissen, die auf die Gläubigen zukommen mögen, allein auf die Gnade und Treue des Herrn und stimmt ein in die Bitten des alten Kirchenliedes:
Sieh Dein Volk in Gnaden an.
Hilf uns, segne, Herr, Dein Erbe;
leit es auf der rechten Bahn,
dass der Feind es nicht verderbe.
Führe es durch diese Zeit,
nimm es auf in Ewigkeit.
Herr, erbarm, erbarme Dich.
Lass uns Deine Güte schauen;
Deine Treue zeige sich,
wie wir fest auf Dich vertrauen.
Auf Dich hoffen wir allein:
Lass uns nicht verloren sein.
Dem Glückseligen und allein Gewaltigen, dem König der Könige und dem Herrn der Herrschenden sei Ehre und ewige Macht! Amen. (vgl. 1.Timotheus 6,15-16)
Pastor Peter Schild
Peter Schild ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er wuchs in großer Gottlosigkeit auf, bis er sich als Jugendlicher durch das Lesen eines Traktats bekehrte. Seither verkündigt er den Herrn Jesus Christus. Er studierte evangelische Theologie und wurde im Jahr 2014 als Missionar nach Frankfurt am Main ausgesandt, um dort eine Gemeinde zu gründen. Seit der Gründung der Evangelisch-Reformierten Baptistengemeinde Frankfurt im Jahr 2016 dient er als Pastor.
Pastor Tobias Riemenschneider
Tobias Riemenschneider ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er wurde in die Neuapostolische Kirche hineingeboren. Als Schüler lernte er bei einem Aufenthalt in den USA erstmals wiedergeborene Christen kennen und bekehrte sich einige Zeit später durch eine Predigt von Paul Washer. Er studierte Jura und arbeitete mehrere Jahre als Rechtsanwalt. Seit Gründung der Evangelisch-Reformierten Baptistengemeinde Frankfurt im Jahr 2016 dient er als Pastor.