Die Bibel ist klar und deutlich in Bezug auf den Weg der Errettung und auf die Art und Weise, wie wir in dieser Welt leben sollten. Wenn es Ihnen ernst damit ist, für den Zweck zu leben, zu dem Sie geschaffen wurden, nämlich zur Ehre Gottes, dann gibt es kein klareres Buch auf der Erde, das Sie dazu anleiten könnte, als die Heilige Schrift. Lesen, kennen, erforschen und lieben Sie die Heilige Schrift, und bemühen Sie sich, ihre klaren Anweisungen auszuleben? Wenn Sie das tun, dann kennen Sie die Segnungen eines solchen Lebens, die besser empfunden und erlebt als erklärt und verteidigt werden können.
Einige Details der Bibel können jedoch herausfordernd und schwer zu verstehen sein. Petrus stellt fest, dass dies auf einige der tiefgründigen theologischen Gedanken des Paulus in seinen Briefen zutrifft (2.Pt. 3,15-16). Es trifft auch auf bestimmte literarische Gattungen zu, die in der Heiligen Schrift verwendet werden, insbesondere auf apokalyptische Literatur, wie wir sie im Buch Daniel und in der Offenbarung finden.
Im Buch der Offenbarung ist das 13. Kapitel eines der schwierigsten Kapitel. Die Hauptlehre dieses Kapitels ist recht einfach, aber einige Details erscheinen geheimnisvoll und unklar. Lasst uns deshalb das Kapitel als Ganzes betrachten; mit diesem Verständnis wird die Bedeutung der Details deutlicher werden.
Kapitel 13 setzt das Thema des vorhergehenden Kapitels fort, indem es den Krieg des Drachen gegen die Gemeinde Jesu beschreibt. Jesus, das Kind von Kapitel 12, wurde in den Himmel entrückt. In der gesamten Geschichte des Alten Testaments versuchte der Teufel, Gottes Volk zu vernichten und das Kommen Christi zu verhindern. Jedes Mal scheiterten seine Angriffe. Nachdem durch die Geburt des Kindes dem Teufel also ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde und er endgültig besiegt worden war, hat er seine Aufmerksamkeit auf die Frau in der Wüste gerichtet, die die Gemeinde im neutestamentlichen Zeitalter repräsentiert. Mit schäumender Frustration führt der Satan Krieg gegen die Heiligen Gottes. In diesem Zusammenhang sieht Johannes zwei Tiere aufsteigen, eines aus dem Meer (13,1) und das andere aus der Erde (13,11). Das ganze Kapitel lässt sich unter vier Überschriften zusammenfassen:
- Die Unterscheidung zwischen den Tieren,
- Die Identität der Tiere,
- Das Malzeichen und die Zahl des Tieres,
- Der souveräne Herrscher, der die Kontrolle über die Tiere hat.
1. Die Unterscheidung zwischen den Tieren
Die beiden Tiere in Offenbarung 13 sind alle beide Verbündete Satans in seinem Krieg gegen die Gemeinde Jesu. Als seine Vertreter sind sie mit seiner Macht, seinem Thron und seiner Autorität ausgestattet. In Vers 1 heißt es: »Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte und auf seinen Hörnern zehn Kronen, und auf seinen Köpfen einen Namen der Lästerung.«
Dann heißt es in Vers 2: »Der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Vollmacht«, und Vers 7 fügt hinzu: »Und es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Vollmacht gegeben über jeden Volksstamm und jede Sprache und jede Nation.« Weiter heißt es in Vers 11: »Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm und redete wie ein Drache«, und Vers 12a ergänzt: »Und es übt alle Vollmacht des ersten Tieres aus vor dessen Augen.« Diese beiden Tiere, die ihrem Herrn und Fürsten sehr ähnlich sind, kämpfen an der Seite Satans gegen die Heiligen.
Daher repräsentieren die beiden Tiere irdische Mächte, die der Teufel einsetzt, um seine Ziele zu erreichen. In gewisser Hinsicht haben wir es hier mit einer dämonischen Widerspiegelung der göttlichen Dreieinigkeit zu tun; denn der Drache ermächtigt das erste Tier zum Herrschen (so wie der Vater Seinen Sohn zum Herrschen bestimmt hat), und das zweite Tier verherrlicht das erste Tier unter den Menschen (so wie der Geist Gottes den Sohn verherrlicht). In Offenbarung 16,13 heißt es von der unheiligen Dreieinigkeit des Drachen und der beiden Tiere: »Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen.« Diese drei Gestalten erleiden auch das gleiche Schicksal: die Bestrafung im »Feuersee« (Off. 19,20; 20,10).
Obwohl diese Tiere zusammengehören und zusammenarbeiten, um den Interessen Satans zu dienen, so unterscheiden sich doch das siebenköpfige Tier aus dem Meer und das Tier aus der Erde, das wie ein Lamm aussieht, erheblich voneinander.
Erstens unterscheiden sich die Tiere im Aussehen. Das erste Tier hat sieben Köpfe, zehn Hörner mit Kronen, Füße wie ein Bär, einen Körper wie ein Panther und einen Rachen wie ein Löwe (V. 1-2). Dieses Tier hat die gleichen Merkmale wie die vier Tiere, die Daniel in einer Vision sah (Daniel 7). Philip Hughes erklärt:
»Es war wie ein Panther (wie auch Daniels drittes Tier); seine Füße waren wie die eines Bären (Daniels zweites Tier war wie ein Bär); sein Rachen war wie der Rachen eines Löwen (Daniels erstes Tier war wie ein Löwe); und es hatte zehn Hörner (wie Daniels viertes Tier, das ›schrecklich und außerordentlich stark‹ war). Diese Merkmale unterstreichen seinen furchterregenden Aspekt und auch die Konzentration der wilden Gottlosigkeit der aufeinanderfolgenden Reiche dieser gefallenen Welt.«
Im Gegensatz dazu scheint das zweite Tier recht gefügig zu sein. Es sieht aus wie ein kleines Lamm; aber der Schein trügt, denn es spricht wie ein Drache. Hughes schreibt:
»Wie ein Lamm mit zwei Hörnern erscheint es wie ein Retter, ähnlich wie – aber in Wirklichkeit völlig anders als – das Lamm, das für unsere Erlösung geschlachtet wurde (V. 8). Aber es ist ein falscher Retter mit einer falschen Heilsbotschaft: Es spricht wie ein Drache, denn seine Stimme unterscheidet sich nicht von der Stimme des Drachen (V. 3), und seine lügnerischen Worte sind die des Drachen.« Wie das erste Tier ist auch dieses Tier Satans Helfer bei seinen Bemühungen, die wahre Anbetung Gottes in der gesamten Menschheitsgeschichte zu zerstören.
Zweitens unterscheiden sich die Tiere in ihren Herrschaftsbereichen. Das erste Tier ist der säkulare Freund Satans. Die erste Hälfte von Kapitel 13 beschreibt die Macht des ersten Tieres als eine politische Macht. Seine Herrlichkeit liegt in seiner militärischen Macht, so dass der Böse verwundert fragt: »Wer vermag mit ihm zu kämpfen?« (Off. 13,4). Im Vergleich dazu ist die Macht des zweiten Tieres eine religiöse Macht und verführt die Welt durch Zeichen und Wunder dazu, das erste Tier anzubeten. Das erste Tier ist also der politische Freund Satans, während das zweite Tier ein religiöser Verbündeter Satans ist. F. F. Bruce sagt: »Das zweite Tier ist nicht der Antichrist in Person; es ist vielmehr sein Pressesprecher oder Propagandaminister, der ›falsche Prophet eines falschen Gottes‹«.
Diese beiden Tiere versuchen, sich die Position Christi anzueignen, und werden daher zu Recht als Antichristen bezeichnet, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Das erste Tier will die Position von Christus, dem König, einnehmen. Beale weist auf die folgenden Parallelen zwischen dem ersten Tier und dem königlichen Messias hin:
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- Beide wurden geschlachtet und erstanden zu neuem Leben (5,6 und 13,3).
- Beide haben Nachfolger, bei denen der Name ihres Herrn auf ihrer Stirn geschrieben steht (13,16 und 14,1).
- Beide haben Hörner (5,6 und 13,1).
- Beide haben Autorität über jeden »Stamm, jede Sprache, jedes Volk und jede Nation« (5,9; 7,9 und 13,7; 17,12.15).
- Beide erhalten weltweite Anbetung (5,8-14 und 13,4.8).
- Beide haben eine letztendliche Ankunft oder eine Manifestation, wobei der eine der Zerstörung und der andere dem ewigen Sieg geweiht ist (17,7-18).
Das zweite Tier will die Position Christi, des Propheten und Priesters, einnehmen. Wie der Herr Jesus wird dieses Tier als ein Lamm mit Hörnern beschrieben. Dieses Tier steuert die Anbetung des Volkes. Es wirkt Wunder wie der Prophet Elia (1.Kö. 18,36-38; 2.Kö. 1,10.12) und wird später »der falsche Prophet« genannt (Off. 16,13; 19,20; 20,10). Der Herr Jesus warnte: »Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen« (Mt. 24,24). Johannes schrieb, dass es schon zu seiner Zeit »viele Antichristen« gab, die die Gemeinden mit falschen Lehren zerrütteten (1.Joh. 2,18-19.22).
Die beiden Tiere, die so unterschiedlich aussehen, sind für uns eine Warnung, Satans Machenschaften nicht zu unterschätzen. Es ist leicht, einen Angriff des Teufels zu erkennen, wenn er als ein Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern oder als ein brüllender Löwe auf Sie zukommt. Aber es ist nicht so einfach, Satan in der Gestalt eines Lammes zu erkennen. Einige von uns sind bedauerlicherweise unwissend, wenn es darum geht, Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden. Wenn etwas wie ein Lamm aussieht, tätscheln wir ihm den Kopf. Wenn eine Gemeinde sich christlich, evangelikal, reformiert oder bibeltreu nennt, dann sind wir geneigt, sie anzuerkennen. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Teufel, der zwar als ein brüllender Löwe auftritt, auch als Engel des Lichts (2.Kor. 11,14) – oder als flauschiges Lamm – erscheinen kann.
In der Bergpredigt warnt uns Jesus: »Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind!« (Mt. 7,15). Manche Menschen, die in den Medien die christliche Botschaft verbreiten, scheinen nett und aufrichtig zu sein; aber oft ist das, was aus ihrem Mund kommt, unbiblisch. Wir müssen uns im Unterscheidungsvermögen üben in Bezug auf das, was wir hören oder lesen. Wir müssen uns vor den Machenschaften Satans hüten. Ein Prediger beschrieb den Teufel einmal als »Affen Gottes«, womit er ausdrücken wollte, dass der Teufel mit dem, was er auf der Erde tut, nur das Werk Gottes imitiert.
2. Die Identität der Tiere
Viele haben herauszufinden versucht, wen diese Tiere repräsentieren. Manche Interpretationen sind aufrichtig durchdacht, und manche sind sensationell; manche sind ernsthaft und manche albern; manche sind logisch nachvollziehbar, und manche sind geistlos. Aber die Christen zur Zeit des Johannes hatten keine Schwierigkeiten damit, die beiden Tiere zu identifizieren. Jene ersten Leser der Offenbarung wurden von den Beamten der kaiserlichen Regierung verfolgt. Unabhängig davon, ob die Verfolgung von Nero, Domitian oder einem anderen Herrscher vor Ort angezettelt wurde, traf sie die Gläubigen mit brutaler Grausamkeit. In der Gestalt solcher bösen Herrscher sahen die frühen Christen das erste Tier; es symbolisierte die Vergötterung der militärischen und politischen Macht des Menschen.
Was das zweite Tier betrifft, so waren die römischen Machthaber nicht gegen die Anbetung verschiedener Götter, solange diese Verehrer den Kaiser verehrten. Tatsächlich gab es in Kleinasien Priester und Tempel, die speziell der Verehrung des Kaisers (als Gott) dienten. In einem dieser Tempel in Ephesus befand sich eine große Domitian-Statue. Christen in Kleinasien sahen sich zunehmend unter Druck gesetzt, dem Kaiser öffentlich Anbetung zu erweisen, und die Weigerung, sich daran zu beteiligen, konnte zu wirtschaftlichem Ausschluss vom Handel und, schlimmer noch, zur Todesstrafe durch die Zivilbehörden führen.
Deshalb sollte den ersten Empfängern dieses Buches klar gewesen sein – obwohl Johannes in verhüllter Sprache schrieb –, dass er sich auf die götzendienerischen politischen und religiösen Systeme bezog, mit denen Satan die Gemeinde durch die bürgerlichen und kulturellen Institutionen der Welt angriff.
Einer der Köpfe des ersten Tieres scheint eine tödliche Wunde bekommen zu haben; aber die Wunde heilte (Off. 13,3). Das ist eine gute Beschreibung der Macht Roms, das in seiner Christenverfolgung unerbittlich war. Wer konnte gegen dieses Reich und seine Herrscher kämpfen?! Zweifellos hofften die Christen zur Zeit des Johannes, dass mit dem Tod Neros die Verfolgung aufhören würde und Rom am Ende sei. Doch kaum ist ein Oberhaupt tödlich verwundet, kommt ein anderer Kaiser auf den Thron und führt die Angriffe gegen die Gemeinde Jesu fort.
Auf jedem der sieben Köpfe des ersten Tieres steht ein lästerlicher Name geschrieben (V. 1). Dieser Name ist ein verschlüsselter Hinweis auf den Kaiserkult. Die Menschen im Römischen Reich konnten nur dann etwas kaufen und verkaufen, wenn sie Münzen besaßen, auf denen das Bild des Kaisers und der Titel »göttlich« eingraviert war, um seinen Anspruch zu ehren, Gott zu sein. Sie konnten keine gewöhnlichen Geschäfte tätigen oder auch nur in ein Geschäft gehen und etwas kaufen, wenn sie nicht dieses Zeichen des Tieres hatten. Satan wirkte im Römischen Reich durch seine Kaiser, genauso wie er durch die heutigen Führer der Welt wirkt.
Die Kaiser versuchten, ihr Reich durch Religion zu einigen. Denken wir nur an all die Nationen und Religionen, die unter der Herrschaft Roms standen. Um die Menschen so unterschiedlicher Kulturen zu vereinen, befahl der jeweilige Kaiser allen, die seiner Gerichtsbarkeit unterstanden, ihn als Herrn und Gott anzuerkennen. Priester wurden ernannt, um den Kaiserkult durchzuführen. Einer dieser Priester befand sich in Asien, wo Johannes Gemeinden gegründet hatte. Dieser Priester hatte die totale Kontrolle über die Religion in seiner Gegend, und obwohl er religiös zu sein schien, bestand seine ganze Absicht darin, das Reich zu vereinigen, indem er die Menschen in Asien in Einklang mit den Forderungen des Kaisers brachte. Die Menschen konnten ihre Religionen behalten, wenn sie wollten; aber um einen Anschein von Einheit und Loyalität zu schaffen, mussten sie alle anerkennen, dass der Kaiser Gott sei.
Johannes bezieht sich in Kapitel 13 auf Rom, aber er spricht in symbolischer Sprache. Er schreibt auf diese Weise, um sich, seine Leser und das Buch der Offenbarung selbst zu schützen. Wenn er ausdrücklich den Kaiser oder Priester in Asien benannt hätte, dann wäre die Offenbarung nicht verbreitet worden. Jede Person, die beim Lesen des Buches angetroffen worden wäre, wäre zum Tode verurteilt worden. Johannes schreibt also verschlüsselt über eine schreckliche Realität in der Geschichte. Er schreibt über Rom als eine säkulare und religiöse Macht, die pure Zerstörung auf die Nachfolger Christi niederprasseln lässt.
Aber wir sollten die Interpretation der Tiere der Offenbarung nicht auf das Rom des ersten Jahrhunderts beschränken. Wir sehen in der gesamten Offenbarung, dass sich die Symbole sowohl auf jene historischen Ereignisse als auch auf das, was heute vor sich geht, beziehen. Diese beiden Tiere sind in der Menschheitsgeschichte an vielen Orten und zu vielen Zeiten gemeinsam in einer Nation nach der anderen aufgetaucht, um gegen Gott und Jesus Christus zu kämpfen. Sehr oft hat der Staat die Hilfe der Religion in Anspruch genommen, um Krieg gegen Christus und Sein Volk zu führen.
Zum Beispiel wurden während der Reformation wahre Gläubige unter dem Einfluss des Papstes von Rom sowohl vom Staat als auch von der Kirche verfolgt. Das erklärt, warum die Reformatoren und die Puritaner sehr gute Gründe fanden, den Papst als den Antichristen anzusehen. Wenn man ihre Liste der Schriftbeweise und Gründe für die Identifizierung des Papsttums als Antichristen liest, tritt jener Fall unwiderlegbar in Erscheinung.
Dieselben Tiere sind auch heute am Werk, während sich Politik und Religion gegen das Volk Gottes vereinen. Der Ökumenische Rat der Kirchen (World Council of Churches) toleriert jede Art von Glaubensrichtung – mit Ausnahme derjenigen, in der man glaubt, dass die Bibel wahr ist.
Offenbarung 13 lehrt uns, dass jene beiden Tiere sich im Laufe der Geschichte bemüht haben, die Gemeinde Jesu zu zerstören. Sie stellen das dar, was die Bibel an anderer Stelle als den »Geist des Antichristen« beschreibt (1.Joh. 4,3). Johannes tröstet die ersten Christen, indem er feststellt, dass das Auftreten jener Antichristen ein Zeichen dafür ist, dass wir in der letzten Zeit leben (1.Joh. 2,18). Die letzte Zeit erstreckt sich vom ersten Kommen Christi bis zu Seinem zweiten Kommen, wobei es in dieser Zeit bereits viele Antichristen gegeben hat. Aber die Schrift weist uns auch darauf hin, dass am Ende der Zeit der Antichrist kommen wird, der der Inbegriff der Rebellion gegen Gott ist. Das kann eine Person oder eine Institution sein; aber Johannes betont, dass der Geist des Antichristen durch die ganze Geschichte hindurch offensichtlich vorhanden ist.
Paulus erklärt den Gläubigen in 2. Thessalonicher 2,1-7 auch, dass der »Mensch der Sünde« sowohl eine Person als auch ein Prinzip ist. Er wird mit Sicherheit kommen, auch wenn er gegenwärtig noch zurückgehalten wird. Sein Geist ist jedoch bereits am Werk. Deshalb sagt Paulus: »Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken« (V. 7).
Johannes hat hier etwas viel Größeres als Nero im Visier. Die Zeitgenossen des Johannes dachten zweifellos, dass das Tier, das aus dem Meer aufstieg, für die Macht Roms stand. Doch je größer die Verwüstung ist, die das Tier anrichtet, desto mehr bündelt es alle menschliche Bosheit und Gottlosigkeit in einem großen Bündnis des Bösen zusammen. Davor warnt uns Johannes. Er sagt in Offenbarung 13,4: »Und sie beteten den Drachen an, der dem Tier Vollmacht gegeben hatte, und sie beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer vermag mit ihm zu kämpfen?«
Johannes sagt damit zunächst, dass es so aussieht, als könne niemand das Tier besiegen. Der Antichrist ist so schlau, dass er die Massen zum Narren hält und weltweite Bewunderung hervorruft. Das gilt nicht nur für das säkulare Tier des Humanismus, sondern auch für die auf einen Menschen zentrierte religiöse Macht des Papsttums im Laufe der Jahrhunderte. Kein Wunder also, dass Johannes sagt, dass die ganze Welt unter der Macht des Bösen steht (1.Joh. 5,19).
Eigentlich ist die Situation noch schlimmer – die Welt betet das Tier an und macht den Drachen zum »Gott dieser Weltzeit« (2.Kor. 4,4).
Die gefallene Menschheit ersetzt die Gottesanbetung durch Satansanbetung. Das zeigt sich heute überall um uns herum; denn die Menschen tun das, was sie in ihren eigenen Augen für richtig halten. Gleichzeitig werden gottesfürchtige Menschen als intolerant verurteilt, wenn sie sich weigern, sich den Mächten des Humanismus zu beugen, die die Bibel herabwürdigen, Christen verspotten, ungezügelten Sex fördern, ungeborene Babys töten, Homosexualität fördern und den Tag des Herrn entweihen. In ähnlicher Weise verherrlichen Millionen von Menschen den Papst als unfehlbaren Vertreter Christi auf Erden, während sie die ganze Zeit blind für die Tatsache sind, dass das Papsttum – wie die Reformatoren und Puritaner in ihren Schriften so tiefschürfend aufzeigen – jede Eigenschaft des Antichristen offenbart, die in der Heiligen Schrift dargelegt wird. Andererseits können viele falsche Religionen recht glücklich unter einer bösen und tyrannischen Regierung leben, und viele Pastoren und Priester – darunter auch einige, die behaupten, Christen zu sein – werden bereitwillig zu Werkzeugen eines intoleranten Staates und einer intoleranten Kultur.
Wie können wir gegen solche Tiere bestehen? Wie können wir Gott treu sein, wenn die mächtige säkulare Welt um uns herum argumentiert: »Jeder tut es doch; warum also solltest du es nicht tun?« oder: »Niemand glaubt mehr, dass die Bibel unfehlbar sei«? Wie können wir uns gegen diese religiöse Welt stellen, die die Selbstanbetung fördert, Christus in jeder Messe von neuem als Opfer darbringt oder gar lehrt, dass der Koran vertrauenswürdiger sei als die Heilige Schrift? Wie können wir in einer Welt, die das Lamm Gottes nicht anbetet, nicht kennt, Ihm nicht vertraut und es nicht liebt, mutig und ohne Scham all unser Vertrauen auf Ihn setzen?
Paulus zeigt uns, wie wir gegen die Tiere standhaft bleiben können. Er sagt in Epheser 6,10-12: »Im Übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht Seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen].« Offenbarung 13 bestätigt die Aussage des Paulus, dass wir nicht gegen Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern gegen Fürstentümer und Mächte der Finsternis. Hinter den sichtbaren Erscheinungsformen der Tiere steht der Teufel, die alte Schlange. Hinter dieser Welt lauert ein Netzwerk des Bösen. Diese Welt ist im Griff von Institutionen und Ideologien, die sich über das Individuum hinwegsetzen und seinen Lebensstil bestimmen.
Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der es viele versteckte Überredungskünstler, multinationale Unternehmen, Ideologien und -ismen gibt, die Krieg gegen Christus und Seine Gemeinde führen. Wir sollten hinter diese Dinge schauen, um die Tiere der Offenbarung, das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, die Macht des Antichristen und die Pläne des Teufels gegen die Gemeinde Jesu zu durchschauen.
Offenbarung 13 fordert uns auf, uns von diesem Übel nicht mitreißen oder einschüchtern zu lassen. Vielmehr sollen wir wachen und beten. Wir sollen die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen: den Gürtel der Wahrheit, den Brustpanzer der Gerechtigkeit, die Stiefel der Bereitschaft zum Zeugnis für das Evangelium des Friedens und den Helm des Heils, und wir sollen den Schild des Glaubens und das Schwert des Geistes tragen; zudem ist ständiges Gebet absolut notwendig. So bewaffnet können wir ausziehen und die Tiere Satans in der Kraft des Herrn bekämpfen.
Aus dem Buch »Revelation« von Joel R. Beeke, Reformation Heritage Books