Die Herrlichkeit Gottes im Heilsplan

28 März, 2024

Kategorie: Erbauung

Bibelbuch: Johannes

Die Herrlichkeit Gottes im Heilsplan

»Dies redete Jesus und hob Seine Augen zum Himmel empor und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, damit auch Dein Sohn Dich verherrliche.«
Johannes 17,1

Das Gebet, das unser Herr an Seinen himmlischen Vater richtete, kann in drei Hauptabschnitte eingeteilt werden: den ersten Teil von Vers 1 bis 5, in dem der Herr für sich Selbst betet; dann haben wir in den Versen 6 bis 19 Sein Gebet für die Jünger; und schließlich betet Er für die weltweite Gemeinde.

Im ersten Teil des Gebets geht es vor allem darum, dass der Vater Ihn verherrliche, damit auch Er den Vater verherrlichen kann: »Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, damit auch Dein Sohn Dich verherrliche.« Das ist Sein Hauptanliegen. Und Er sagt uns auch, warum. Es geht Ihm um Gottes wunderbaren Plan im Blick auf unsere Erlösung: Es ist das Anliegen des Herrn, dass Gottes Herrlichkeit offenbar werde, und zwar besonders in der Errettung der Menschen.

Darum wird in diesen fünf Versen der Plan für unsere Erlösung auf eine Weise vor uns entfaltet wie vielleicht nirgendwo sonst in der Heiligen Schrift. Es ist wirklich bemerkenswert, wie uns die Heilige Schrift immer wieder in wenigen Worten eine Art vollständige Zusammenfassung ihrer Lehre gibt. So auch in diesem Gebet. Der Herr öffnet uns die Augen und erklärt uns einige wichtige Bestandteile und Grundsätze unseres Glaubens. Und da Er Selbst hier spricht und betet, kann man wohl sagen, dass wir nirgends eine bessere Auslegung des Evangeliums finden als in diesen fünf Versen. 

Wo stehen wir?

Warum hört man heute nur so wenig über das Ziel und die Absicht des Heilsplans? Unsere Väter hatten ihre Freude daran, ihn zu betrachten, über ihn nachzudenken. Und ich übertreibe sicher nicht, wenn ich behaupte, dass die meisten Probleme der Christen und der Gemeinde von heute größtenteils damit zusammenhängen, dass wir den Heilsplan nicht mehr als Ganzes betrachten. 

Ich werde nie müde, darauf hinzuweisen, dass das Problem unserer modernen Generation in unserer so überaus subjektiven Sichtweise liegt. Ich rede jetzt nicht von Menschen, die außerhalb der Gemeinde stehen, sondern von uns, die wir zur Gemeinde gehören. Wir sind vielleicht alle von diesem Denken und dem geradezu krankhaften Interesse an Psychologie und Selbstanalyse beeinflusst. Wir sind egozentrisch geworden, und das ist der Fluch unserer Generation. Wir schauen immer auf uns selbst, welche Auswirkungen eine Sache auf uns hat, und was wir wollen. Dafür gibt es viele Erklärungen, die uns jetzt nicht zu interessieren brauchen. 

Aber Tatsache ist: Wir sind Sklaven unserer eigenen Gewohnheiten, Haltungen und Wünsche, Sklaven unserer Neigungen und Abneigungen. Wir betrachten alles von unserem Standpunkt aus, sogar das Evangelium von Jesus Christus, und die Folge ist, dass wir nicht in der Lage sind, die Wahrheit über uns selbst oder über das wunderbare Werk der Erlösung zu erkennen. Wir achten nur darauf, was das Evangelium uns zu sagen hat, wie es uns helfen kann, und hören nicht auf das, was es über uns zu sagen hat. Wir versäumen es, die Reichweite, die Größe und die Unermesslichkeit des Evangeliums selbst zu erkennen.

Der Schreiber des Hebräerbriefes schildert das Evangelium als »eine so große Errettung« (2,3). Mir scheint, dass wir heute diese Bedeutung übersehen, weil wir nur auf uns schauen und auf das, was das Evangelium uns geben soll, anstatt es so zu betrachten, wie es eigentlich ist und wie es uns dargestellt wird. Das Evangelium wird uns nur als eine persönliche Angelegenheit gepredigt; dadurch vergessen wir seine Größe, die wir erst dann entdecken, wenn wir Gottes Heilsplan als Ganzes betrachten und es dem Evangelium erlauben, ihn vor unserem staunenden Blick zu entfalten. 

Wenn wir subjektiv an die Sache herangehen, werden wir uns oft unglücklich fühlen; wenn wir das Evangelium für etwas halten, was zu uns kommt oder in unserem Leben geschieht, dann werden wir augenblicklich enttäuscht, und wir haben nichts, worauf wir zurückgreifen können. Die Tragik dieser subjektiven Sichtweise besteht darin, dass sie uns letztlich dazu bringt, Schiffbruch zu erleiden.

Doch wenn wir möglichst objektiv beginnen und erst danach subjektiv werden, gewinnen wir alles. Um der Gefahr der Subjektivität zu entgehen, müssen wir den Heilsplan gründlich und als Ganzes studieren. Wir sagen oft, wir seien zu beschäftigt und hätten keine Zeit zum Lesen. Unsere Väter forschten in den Schriften; aber wir haben dafür keine Zeit. Wir wollen sie möglichst kompakt und präzise präsentiert und mit einer einzigen Predigt das ganze Johannesevangelium erklärt bekommen. Wir wollen die ganze Bibel in Windeseile erfassen, und das Ergebnis ist, dass wir die darin enthaltene Lehre verpassen. Nur durch eine intensive Beschäftigung mit der Schrift wird es uns gelingen, die Juwelen zu finden, die darin offen vor uns liegen. Es ist eine Tragödie, dass wir im geistlichen Bereich als Arme leben, obwohl Gott möchte, dass wir Fürsten sind. In erster Linie jedoch wollen wir die Bibel lesen, damit unser Christenleben an Vertrauen, Gewissheit und Standhaftigkeit gewinnt. 

Was das Evangelium verkündigt

Das Evangelium – und ich sage dies mit Ehrfurcht, damit ich nicht missverstanden werde – hat seinen Anfang nicht bei dem Herrn Jesus Christus, sondern bei Gott dem Vater! Die Bibel beginnt immer und überall mit Gott dem Vater; und auch wir müssen damit beginnen, denn dies ist die Reihenfolge in der Dreieinigkeit. Die Erlösung kommt allein von Gott. Sie ist eine Gabe Gottes: »… gleichwie Du Ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, damit Er allen ewiges Leben gebe, die Du Ihm gegeben hast« (Joh. 17,2). Das wollen wir immer wieder hervorheben. 

Das Evangelium verkündigt gleich zu Beginn, dass der Mensch zu seiner Erlösung überhaupt nichts beitragen kann. Das Evangelium ist weder ein Schema noch ein Vorschlag gegenüber dem Menschen, wie er sich selbst erlösen könne. Es ist auch kein von Gott entworfenes Programm, für das uns in der Person des Sohnes Gottes ein Vorbild gegeben worden sei, um uns zu zeigen, wie wir uns selbst aufschwingen und in den Himmel bringen könnten. Nein, es sagt uns von Anfang an, dass wir selbst nichts zu unserem Heil tun können. Denn wir sind alle tot in Übertretung und Sünde (Eph. 2,1). Wir sind gänzlich hilflos und vollkommen kraftlos. 

»Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, … für Gottlose gestorben« (Röm. 5,6). Während der Mensch noch völlig gebunden war an Sünde, Satan und Hölle, tat Gott etwas. Das ist der eigentliche Inhalt der Botschaft, und unser Herr wiederholt dies immer wieder. Das Evangelium ist die Frohe Botschaft von dem, was Gott für uns Menschen und unsere Erlösung getan hat. Ich hoffe, niemand meint, der Gemeindebesuch zum Beispiel könne ihm Erlösung bei Gott bringen. Das ist ein ausgesprochener Trugschluss. Die Erlösung kommt ganz allein von Ihm! 

»Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn« (Röm. 6,23). So drückt es Paulus aus. Unser Herr sagt es mit folgenden Worten: »… gleichwie Du Ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, damit Er allen ewiges Leben gebe, die Du Ihm gegeben hast.« Das Johannesevangelium offenbart diese Botschaft von Anfang an. Sie war der große Inhalt der Worte Jesu an Nikodemus – erst musst du angenommen sein, dann musst du wiedergeboren werden –; und dies kommt alles von Gott. »Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab …« (Joh. 3,16). Die betreffenden Bibelstellen sind nicht zu zählen. Erst wenn wir das zu verstehen beginnen, können wir etwas von der Größe der Erlösung erfassen und davon, was es bedeutet, dass der große, allmächtige, ewige Gott überhaupt etwas dafür getan hat. Aber Er hat es getan. Wie, das wollen wir jetzt näher betrachten. 

Die Verherrlichung Gottes

Wie schon erwähnt, ist unser Herr in Seinem Gebet um nichts so sehr besorgt wie um die Verherrlichung Gottes. »Vater«, sagt Er, »verherrliche Deinen Sohn, damit auch Dein Sohn Dich verherrliche.« Sein Hauptanliegen ist nicht in erster Linie, dass Er Selbst verherrlicht werde. Es geht Ihm um mehr: Er ist so sehr darauf bedacht, den Vater zu verherrlichen; Er möchte, dass der Vater Ihn verherrliche, damit der Vater dadurch Selbst verherrlicht werde. Das ist eines der erstaunlichsten Dinge, über die wir je nachdenken können. In Seinem ganzen Erdenleben hatte unser Herr nur einen großen Wunsch: Seinen Vater zu verherrlichen. Das betont Er immer wieder. 

Er ist nicht gekommen, um Seinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen des Vaters, der Ihn gesandt hat (Joh. 5,30). Er spricht die Worte des Vaters, Er tut die Werke des Vaters, und Seine einzige Sorge ist, dass Er Ihn nie enttäusche und nie in der großen Aufgabe versage, die Ihm zugeteilt wurde. Er lebt völlig und ausschließlich zur Verherrlichung Seines Vaters. Er ist nicht gekommen, um sich Selbst darzustellen oder sich Selbst zu verherrlichen. Er »erniedrigte … sich Selbst«, schreibt der Apostel Paulus (Phil. 2,8).
Und indem Er sich erniedrigte, stellte Er sich als Sohn in der ewigen Dreieinigkeit vor und verherrlichte den Vater. Darum kam Er in diese Welt. Alles, was Er tat, hatte dieses einzige Ziel: die Verherrlichung des Vaters.

Aber ich kann das natürlich nicht erwähnen, ohne sofort hinzuzufügen, dass auch das einzige Ziel deiner und meiner Erlösung die Verherrlichung des Vaters ist. Ach, würden wir es doch verstehen! Ich weiß, dass wir alle darin schuldig werden – und ich bin genauso schuldig wie jeder andere auch –, weil wir meinen, Gott und die ganze Frage der Erlösung sei dazu bestimmt, unsere eigenen Probleme zu lösen. Wenn die Leute zu mir kommen, dann fragen sie meistens: »Was ist es, was mir das Heil verschafft?« Und die Antwort, die so oft in unserer Verkündigung gegeben wird, lautet: »Glaube dem Evangelium, und es wird wunderbare Dinge für dich bewirken.« Ich danke Gott, dass dies wahr ist; aber, meine lieben Freunde, wir sollten das nicht an die erste Stelle setzen. 

Das höchste Ziel unserer Erlösung ist die Verherrlichung Gottes. Das eigentliche Wesen der Sünde besteht nicht in den einzelnen Taten, derer du und ich uns vielleicht schuldig gemacht haben, sondern darin, dass wir Gott nicht verherrlichen. Wenn wir an Sünde denken, denken wir an einzelne Taten, und das ist der Grund dafür, dass ein »anständiger Mensch« nicht glaubt, dass er ein Sünder ist. Aber jeder, der Gott nicht verherrlicht, macht sich der scheußlichsten Sünde schuldig. Auch wenn du nie betrunken warst oder nie Ehebruch begangen hast – wenn du für dich selbst und deine eigene Verherrlichung lebst, dann bist du genauso ein Sünder wie all diejenigen, die du als Sünder ansiehst. 

Der Prophet Daniel machte das dem König Belsazar in Daniel 5 klar, als er ihm aufzeigte, dass das Wesen seiner Sünde nicht in erster Linie darin bestand, dass er Wein in die heiligen Gefäße Gottes gegossen und mit seinen Frauen und Nebenfrauen daraus getrunken, sondern dass er sich vor dem Herrn nicht gedemütigt hatte. Er hatte sich selbst erhöht und Gott nicht die Ehre gegeben.

Im Westminster-Bekenntnis ist die erste Frage, was die höchste Bestimmung des Menschen sei. Die Antwort lautet: »Die vornehmste und höchste Bestimmung des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und sich auf ewig an Ihm zu erfreuen.« Es spielt keine Rolle, was auch immer geschieht oder was uns misslingt. Wir sollen in allem Gott verherrlichen und zu Seiner Ehre leben. Das allein ist der Inhalt dessen, wozu wir erlöst wurden. 

Daraus schließe ich den folgenden letzten Grundsatz: Der tatsächliche Beweis dessen, dass wir Christen sind, zeigt sich in unserem Wunsch, Gott zu verherrlichen, und nicht in der Tatsache, dass wir jetzt glücklich sind, während wir früher unglücklich waren. Zu diesem Irrtum scheinen falsche Lehrer, Sekten und auch die Psychotherapie Christen zu verleiten. Sie behandeln diejenigen, die sich elend fühlen oder ängstlich und besorgt sind, mit einer Therapie, die ihnen all ihre Probleme nehmen soll, und dann fühlen die Menschen sich glücklich und zufrieden; doch in Wirklichkeit wurden sie bloß dazu gebracht, ihre Schwierigkeiten zu vergessen und in ihrem Leben einige Veränderungen vorzunehmen. Wenn das jedoch der Beweis für die Errettung sein soll, dann habe ich den Sekten oder der Psychologie nichts mehr zu sagen.

Das Wesen echter Erlösung besteht jedoch darin, dass der Christ nun Gott veherrlichen will. Wenn wir verstehen, dass ein erlöster Mensch wiedergeboren ist, dass Christus in ihm wohnt und er nun Teilhaber der göttlichen Natur ist, dann ist es ganz natürlich, dass er dem Herrn immer ähnlicher wird. Wenn ich jetzt Jesus Christus anschaue, sehe ich einen Mann der Schmerzen vor mir, verachtet und gequält (Jes. 53,3). Er wurde schwer versucht, doch immer und überall hatte Er nur den einen großen Wunsch: zur Ehre Seines Vaters zu leben. 

Das Christentum ist nichts Leichtes und Oberflächliches, das bestimmte Dinge für uns tut und uns angenehme Gefühle verschafft. Es bringt uns in die Gemeinschaft mit Gott. Wir beginnen, auf Ihn zu blicken, und werden von Seiner Heiligkeit ergriffen. Wir nahen uns Ihm mit Ehrfurcht und Gottesfurcht; wir können nicht leichtfertig in Seine Gegenwart kommen. Nein, wir sprechen Ihn mit »Vater« an, mit »heiliger Vater« und »gerechter Vater«, genauso wie der Sohn es tat. Egal, was geschieht, und egal, was wir im Blick auf die Erlösung empfinden – über allem steht dieser tiefe Wunsch, zu Seiner Verherrlichung zu leben, etwas von dieser Herrlichkeit widerzuspiegeln und sich ihr ganz hinzugeben.

Die Herrlichkeit Gottes im Evangelium

Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen. Wenn das Hauptziel der Erlösung die Verherrlichung Gottes und Seine Offenbarung ist, dann können wir sagen, dass die Herrlichkeit Gottes sich uns vor allem im Evangelium offenbart. Unser Herr stellt dies in Form einer Bitte dar. Er steht kurz vor Seiner Kreuzigung. Er weiß etwas von der Seelenqual und dem Schweiß von Gethsemane, und Sein einziger Wunsch ist dieser: »Vater, befähige Du Mich, weiterzugehen; gib Mir Kraft zu tragen; gib Mir alles, was Ich dazu benötige, damit Deine große Herrlichkeit in dieser Erlösung offenbart und kundgetan werden kann. Ich bin auf die Erde gekommen, um das zu tun; befähige Du Mich, dieses Werk zu tun, damit Dein Name verherrlicht werden kann!« Das ist im Grunde Seine Bitte. Das beinhaltet Sein Gebet.

Inwiefern offenbart denn das Evangelium Jesu Christi die Herrlichkeit Gottes wie nichts anderes? Größer als Sein Wunsch, uns zu erlösen, war Sein Anliegen, die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren. Ist uns das je bewusst geworden? Oder meinen wir noch immer, die Erlösung habe in erster Linie den Zweck, den Menschen zu erlösen? Natürlich hat sie auch das bewirkt; aber in erster Linie war sie dazu bestimmt, die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren. Und das tat der Herr vor allem, indem Er das Wesen Gottes offenbarte. 

Die Heiligkeit und Gerechtigkeit 

Das Evangelium von Jesus Christus macht wie nichts anderes sonst die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes kund; der gesamte Heilsplan redet im Grunde nur davon, dass Gott die Sünde nicht ignorieren kann. Er kann nicht sagen: »Nun, Ich will so tun, als hätte Ich nichts gesehen; ja, sie haben gesündigt, sie sind abgewichen und haben gegen Mich rebelliert, aber Ich bin ja ein liebender Vater. Ich will nicht so hart sein; es ist schon in Ordnung, Ich möchte die Menschen wieder annehmen.« Nein, die Erlösung, wie sie uns in den Evangelien geschildert wird, zeigt uns, dass Gott – ich sage es mit Ehrfurcht – so etwas nicht tun kann. Aufgrund Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit kann Er Sünde nicht ignorieren. Sünde ist eine Realität; sie ist auch für Gott ein Problem. Er sieht sie und muss sich notgedrungen mit ihr befassen, und deshalb offenbart Er die Herrlichkeit Seines Wesens in Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit.

Die Gnade, Barmherzigkeit und das Mitleid Gottes

Aber Gott sei es gedankt, dass Er dabei nicht stehenbleibt; denn als Nächstes offenbart Er uns Seine Gnade, Seine Barmherzigkeit und Sein Mitleid. Wenn wir nur unsere Sünde und die Heiligkeit Gottes sähen, dann könnten wir uns leicht vorstellen, was Gott zu tun gehabt hätte. Er hätte die Menschen einfach aus der Welt auslöschen müssen. Das hätte Er tun können. Er hätte die ganze Welt mit allem Bösen der Vernichtung und der ewigen Qual preisgeben können, und Er wäre dazu vollkommen im Recht gewesen. Aber das Evangelium sagt uns, dass Er das nicht tat, sondern genau das Gegenteil. Warum? Wegen Seiner Gnade, Seines Erbarmens und Seines Mitleids.

Wie oft erzählen uns die Evangelien von dem Erbarmen Jesu über einen armen, leidenden Menschen. Er hatte Erbarmen, weil Er wie Sein Vater war; somit wird uns die Herrlichkeit Gottes im Evangelium offenbart. Er vernichtet die Welt nicht, sondern tut stattdessen etwas ganz anderes. Und das zeigt mir Seine Weisheit. 

Paulus hob dies gern hervor, wenn er die klugen Philosophen in Korinth und anderswo ansprach. »Christus«, sagte er, ist »Gottes Kraft und Gottes Weisheit« (1.Kor. 1,24). Und er zeigt, dass nirgendwo die Weisheit Gottes so herrlich und wunderbar dargestellt wird wie in Seinem Evangelium. Ich möchte das erklären. Hier ist ein Sünder, und dort oben ist Gott im Himmel. Gott sieht die Situation, doch aufgrund Seines Wesens löscht Er den Sünder nicht aus. Wegen Seiner Gnade und Seines Mitleids greift Er ein. Wie? Die Antwort ist der Heilsplan – jener Weg, den Gott in Seiner wunderbaren Weisheit erdacht hat. Er sandte Seinen Sohn, und der Sohn kam durch das Wunder der Jungfrauengeburt in diese Welt. Er nahm menschliche Gestalt an und lebte hier als ein Mensch.

Die Liebe Gottes

Aber ich möchte auch noch darauf eingehen, wie das Evangelium die große Liebe Gottes offenbart. Sicherlich haben wir bemerkt, dass ich einen Unterschied zwischen der Gnade, dem Erbarmen, dem Mitleid und der Liebe Gottes mache. Ich denke, das ist notwendig, denn schließlich sehen wir in diesem ganzen Heilsplan, im Senden Seines Sohnes und – wenn ich es so ausdrücken darf – in Seiner Verbannung aus den Himmelshöfen auch etwas von Gottes Liebe. 

Meine lieben Freunde, Gott ist kein philosophisches Konzept! Gott ist eine Person, und als eine Person existiert Gott; Gott liebt, und das Leben der Dreieinigkeit besteht in der Liebe des Vaters zum Sohn und zum Heiligen Geist, in der Liebe des Sohnes zum Vater und zum Heiligen Geist, und in der Liebe des Heiligen Geistes zum Vater und zum Sohn. Wir können uns diese vollkommene Einigkeit und Liebe nicht vorstellen. Und dennoch ist all das in der Erlösung vorhanden. »Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab« — ja, und ich stelle es auch in negativer Hinsicht dar, wie Paulus es in seinem Brief an die Römer tut: »Er, der sogar Seinen eigenen Sohn nicht verschont hat« (8,32). 

Darin erkennen wir die Liebe Gottes, dass Er den Sohn Seiner Liebe, den eingeborenen Sohn, in diese grausame, sündige Welt sandte. Er ließ es zu, dass Er hier als Mensch lebte. Er ließ es zu, Ihn »solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich« erdulden zu lassen (Hebr. 12,3). Und Er legte deine und meine Sünden am Kreuz in solch einer Weise auf Ihn, dass Vater und Sohn in diesem Moment getrennt sein mussten und der Sohn ausrief: »Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?« (Mt. 27,46). Wenn ich glaube, dass dies im Vaterherzen Gottes möglich war, dann kann ich nicht an eine Teilnahmslosigkeit Gottes glauben. Ich glaube, dass Gott in Seiner Liebe zu Seinem Sohn litt, und darin sehe ich die bewundernswerte Liebe Gottes und Seine Herrlichkeit offenbart.

Die Gerechtigkeit Gottes

Aber wir sollten auch erkennen, wie dieser Heilsplan die Gerechtigkeit Gottes offenbart. Gott kann in Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit nichts tun, was ungerecht ist, trotz Seiner Liebe. In Römer 3 sagt Paulus, dass Gott einen Weg der Erlösung finden musste, bei dem Er gerecht sein und gleichzeitig den Sünder gerecht machen konnte. 

Wenn Gott Sünde einfach vergeben würde, ohne Seiner eigenen Gerechtigkeit gemäß zu handeln, wäre Er nicht länger Gott. Das Wunderbare ist nun, dass Gott, indem Er unsere Sünden auf Christus legte und Dieser die Strafe erlitt, uns vergeben und dennoch gerecht sein kann. Er hat die Sünde bestraft, Er hat sie nicht einfach vergessen oder ignoriert. Erlösung bedeutet nicht, dass Gott sagt: »Ach ja, sie haben gesündigt. Ich sollte sie dafür bestrafen, aber das wäre zu hart für sie.« Nein, Er hat es durch Seinen Sohn getan, denn Er ist gerecht. So offenbart uns also der Heilsplan die Herrlichkeit des Wesens Gottes, indem Er uns die vollkommene Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit Seines heiligen Charakters zeigt.

Die Macht Gottes

Und schließlich offenbart uns der Heilsplan wie nichts anderes die Macht Gottes. Die Macht Gottes wurde in der Menschwerdung kundgetan, als Er für Seinen Sohn einen Leib bereitete (Hebr. 10,5) und das Wunder der Jungfrauengeburt bewirkte. Was für eine erstaunliche Macht! Aber nicht nur das. Wenn wir auf Gott in Christus schauen und auf alles, was Er für diesen Heilsplan durch Ihn wirkte, dann erkennen wir, welche vollkommene Macht Er über alles hat, was sich Ihm entgegenstellt. Er ist Herr über alles, was sich dem Heil des Menschen und dieser Welt widersetzen will.

Denn es ist Fakt, dass alle Probleme auf folgende Weise entstanden sind: Einer der klügsten Engel, die von Gott geschaffen wurden, rebellierte gegen Gott und widersetzte sich Ihm. Dies ist der Ursprung Satans. Er ist eine Macht, eine Person, ein Engel von großer Kraft. Er ist so mächtig, dass er einen Menschen verführte, ihn besiegte und sich damit zum Gott dieser Welt und zum »Fürsten, der in der Luft herrscht«, machte (Eph. 2,2). Es hat in dieser Welt nie einen Menschen gegeben, der in der Lage gewesen wäre, sich ihm zu stellen und im Kampf zu siegen. Wir unterschätzen die Macht des Teufels, denn sie ist so groß, dass er sich nicht schämt, sich gegen Gott zu stellen. Er glaubte wahrhaftig, er habe das ganze Erlösungswerk umgestoßen, als der Sohn Gottes ans Kreuz ging.

Doch damit, so sagt Paulus in Kolosser 2, beging er seinen größten Fehler; denn durch das Kreuz hat Gott »die Herrschaften und Gewalten entwaffnet …, sie öffentlich an den Pranger [gestellt] und … über sie an demselben [triumphiert]« (V. 15). Christus forderte Satan zum Kampf heraus und besiegte ihn. Am Kreuz erfüllte Er die Verheißung, die den ersten Menschen gegeben wurde, dass nämlich der Nachkomme der Frau der Schlange den Kopf zertreten sollte (1.Mo. 3,15) – das war schon damals im Erlösungsplan enthalten. Deshalb ist Gottes Macht größer als die Macht Satans und all seiner Verbündeten. Und das gibt uns die Gewissheit, dass er am Ende in den Feuersee geworfen und alles Böse vernichtet und verbrannt werden wird.

»Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, damit auch Dein Sohn Dich verherrliche.« Wie viel Zeit nehmen wir uns, um über diese Herrlichkeit nachzusinnen? Wir wollen sie studieren! Wir wollen uns selbst, unsere Launen, unsere Probleme, unsere Gefühle und unsere Wünsche vergessen und einen Moment innehalten und darüber nachsinnen. Lasst uns den Heilsplan im Herzen bewegen und darüber loben und danken und staunen!

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Die Herrlichkeit Gottes im Heilsplan

von Lucas Derksen Lesezeit: 16 min