So, wie ich bin

14 Juli, 2023

Kategorie: Lieder

Thema: Errettung

So, wie ich bin

Originaltitel: Just as I Am

Text: Charlotte Elliott (1789–1871)
Deutsch: Niko Derksen
Melodie: William B. Bradbury (1816–1868)

So, wie ich bin, so komme ich,
nur durch Dein Blut, das floss für mich;
kein eignes Werk – ich trau auf Dich,
o Gottes Lamm, allein auf Dich.

So, wie ich bin, komm ich zu Dir.
Schenk heute wieder Gnade mir.
Wie oft versage ich doch hier!
O Gottes Lamm, ich komm zu Dir.

So, wie ich bin – vom Sturm gejagt,
von Kampf und Zweifeln oft geplagt,
vom Feind bedroht und sehr verzagt –
o Gottes Lamm, Dir sei’s geklagt.

So, wie ich bin, oft schwach und blind,
komm ich zu Dir, Herr, als Dein Kind;
bei Dir ich Reichtum, Gnade find –
o Gottes Lamm, ich bin Dein Kind!

So, wie ich bin – Du nimmst mich an,
vergibst, befreist und heiligst dann,
weil ich auf Dein Wort trauen kann –
o Gottes Lamm, führ mich voran!

So, wie ich bin – Du liebtest mich
schon lang, bevor ich kannte Dich,
hast mich errettet gnädiglich –
o Gottes Lamm, ich liebe Dich.

 


Das Wissen um den Ursprung dieses Liedes ist eine unverzichtbare Hilfe zum Verständnis seiner Bedeutung. Als die Autorin noch jung war, wurde sie von einer schweren Krankheit heimgesucht, die sie für den Rest ihres Lebens zu einer Halb-Invalidin machte. Ihr Leben war ein Zeugnis geduldigen Ausharrens in Leiden, die nicht nur von körperlicher Art waren, sondern auch von emotionaler und geistiger Art.

Die Krankheit plagte sie und verursachte in ihr oft den stechenden Schmerz, scheinbar nutzlos in ihrem Leben zu sein, während ihre Familie in unermüdlicher Dienstbereitschaft für Gott wirkte.

Eines Tages im Jahr 1834 war das ganze Haus in heller Aufregung, weil alle mit den Vorbereitungen für einen Wohltätigkeitsbasar beschäftigt waren – alle, außer Charlotte, die zwar genauso begeistert war wie alle anderen, aber körperlich nicht in der Lage war, mitzuhelfen.

In der Nacht vor dem Basar wurde sie von beunruhigenden Gedanken über ihre offensichtliche Nutzlosigkeit wachgehalten. Diese Gedanken gingen in einen geistigen Kampf über, bis sie die Realität ihres geistlichen Lebens bezweifelte und sich fragte, ob sie überhaupt errettet sei.

Am nächsten Tag blieb sie allein zurück, während alle anderen zum Basar gingen. Als sie auf ihrem Bett lag, überfielen sie die Sorgen der Nacht mit solcher Wucht, dass sie sich irgendwann dessen bewusst wurde, dass diese Sorgen nur durch die Gnade Gottes bewältigt werden konnten. Sie erinnerte sich an all die großartigen Tatsachen, welche ihr die Gewissheit ihres Heils vermittelten: an ihren Herrn, Seine Macht, Seine Verheißungen. Dann nahm sie Stift und Papier vom Tisch und schrieb zu ihrem eigenen Trost das Fundament ihres Glaubens auf. So entstand das Lied: So, wie ich bin.

Das Thema dieses Liedes ist, dass wir als erlöste Kinder Gottes immer zu Christus kommen dürfen – und zwar so, wie wir sind. Der Ausdruck »so, wie ich bin« verkörpert ein wichtiges theologisches Prinzip, nämlich dass wir kein Verdienst mitbringen können, um bei Gott Annahme, Gnade, Vergebung oder Rettung zu erlangen.

Dieses Lied wird häufig als Aufruf für Sünder, zu Christus zu kommen, verwendet. Doch es ist vor allem das Gebet eines wahrhaft Gläubigen, der an das Werk Christi glaubt und sich auf die Verheißungen Gottes für Seine Kinder beruft.

Die erste Strophe zeigt, dass nichts dem Gläubigen Zugang zu Gott verschafft, als nur das Werk Christi, auf das er im Glauben vertraut.

Die nächsten drei Strophen beschreiben drei unterschiedliche Arten von Not, die ein Kind Gottes zu seinem Retter, dem Herrn Jesus, treiben: Sünde, Prüfungen und Schwachheiten. Ein Kind Gottes weiß, dass es beim Herrn Vergebung der Sünde findet, und darum eilt es zu Ihm, um Gnade zu erlangen. Das beschreibt die 2. Strophe. In der 3. Strophe kommt der Gläubige zu Christus in der Gewissheit, dass Er die einzige Zuflucht in Zeiten der Prüfungen und Versuchungen ist, weil er nur in Ihm Überwinder sein und siegen kann. Und schließlich, in Strophe 4, erkennt das Kind Gottes seine Unzulänglichkeiten und Schwachheiten, seine Armut und Abhängigkeit vom Herrn und sucht die Gemeinschaft mit Ihm, um mit allem beschenkt zu werden, was für sein Leben im Glauben und in der Nachfolge nötig ist.

In der 5. Strophe dieses Liedes erfreut sich der Christ an dem großartigen Gnadenwerk Gottes an den Seinen – Annahme, Vergebung, Befreiung und Heiligung –, mit Berufung auf Gottes zuverlässiges Wort.

Die letzte Strophe dieses Liedes zeigt, aus welcher Quelle das Gnadenwerk Gottes entspringt und wohinein es mündet – die Liebe Gottes zum Sünder, die schon vor Grundlegung der Welt da war, und die Liebe des Sünders, die durch den Geist in sein Herz ausgegossen worden ist, nachdem er errettet wurde und erkannte, dass er schon geliebt wurde, als noch nichts Liebenswertes in ihm zu finden war.

Dieses Lied beschreibt ein Ruhen in den großartigen Wahrheiten, die wir in Römer 5,1-2 finden:

»Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erlangt haben zu der Gnade, in der wir stehen, und wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.«

 

 

Download Lied

Blog

So, wie ich bin

von Lucas Derksen Lesezeit: 4 min