Verfolgt und doch nicht verlassen
»Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns.«
2. Korinther 4,7
Afghanistan aktuell
Seit mehr als 40 Jahren wütet der Krieg in Afghanistan – eine ganze Reihe von Invasionen und zusammenhängenden Konflikten. Die Folgen für die Bevölkerung, ja für jeden einzelnen von ihnen, sind verheerend.
Wie ist es, in einem Land geboren zu werden, aufzuwachsen und zu leben, das sich im Kriegszustand befindet? Armut, Hunger, Gewalt, Demütigung, maßlose Zerstörung, und ganz zu schweigen von dem Trauma, das ihnen das Leben zur Qual macht – ein Trauma durch die spontane Hinrichtung der Mutter, des Vaters …, ein Trauma infolge des Bildes, wie der eigene sichere Hafen, das Zuhause, in Schutt und Asche sinkt.
Hinzu kommt, dass das Land vom Islam beherrscht wird, denn sowohl die afghanische Regierung als auch die Taliban-Bewegung, die etwa die Hälfte des Landes durch grausame Gewalt an sich gerissen hat, sind »Anhänger Mohammeds« – und Feinde des dreieinigen Gottes.
Ohne Zweifel hat die Sünde des Menschen ihn selbst zerstört – äußerlich und innerlich. Ist Gott da machtlos? Ist Afghanistan ein Ort, an dem Gott Sein Reich nicht bauen kann?
Christen in Afghanistan
Wie geht es dem Missionarsehepaar Djamal und Jamila und den anderen Christen dort? Fragen Sie sich das auch? In einer derart unbeständigen Lage kann die Antwort heute eine andere sein als gestern – jedoch nur, was den Leib des Menschen betrifft. Denn es ist ihnen bewusst, dass sie heute sterben könnten.
Äußere Umstände machen uns Menschen oft sehr zu schaffen, denn wir alle sind gewöhnliche, zerbrechliche Gefäße. Nicht anders geht es den Christen in Afghanistan. Manchmal kann ihnen die Einsamkeit so große innere Schmerzen bereiten, dass Zweifel sie belasten.
Der Verlust ihrer geliebten Geschwister, die durch Hass und Gewalt ihr Leben verlieren, zehrt an ihnen; sie finden aber bald Trost in der Hoffnung, dass sie nach diesen Leiden beim Herrn vereint sein werden, wo sie ewig von Sünde und Kampf befreit sind und Gott in Vollkommenheit anbeten und dienen. Der Verlust von Menschen hingegen, die einen Teil des Weges mit ihnen gingen, denen das Opfer dann aber doch zu groß erschien, erschüttert sie.
Wir können uns in Anfechtungen an andere Geschwister wenden; die afghanischen Geschwister haben nicht immer die Möglichkeit dazu. Außerdem gibt es dort kaum »Glaubensväter«, die eine tiefe Erkenntnis des ewigen Gottes sowie ein hohes Maß an geistlicher Reife haben (1.Joh. 2,13) und die »jungen Männer« und »Kinder« unmittelbar leiten können. Umso mehr erstaunt es, dass sie in Afghanistan wie »leuchtende Sterne« weiterhin ihren Glanz verbreiten. Ihren Glanz? Nein, es ist der Glanz Gottes – das Feuer, das Er in ihnen entfacht hat, als Er sie wiedergeboren hat zum neuen Leben. Ja, es ist ganz so, wie der Apostel Paulus es schreibt:
»Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir werden überall bedrängt, aber nicht erdrückt; wir kommen in Verlegenheit, aber nicht in Verzweiflung; wir werden verfolgt, aber nicht verlassen; wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um; wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird. Denn wir, die wir leben, werden beständig dem Tod preisgegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar wird an unserem sterblichen Fleisch« (2.Kor. 4,7-11).
Was ist die Hoffnung der Christen?
Wie ist es möglich, diese Geschwister zu ermutigen? Wer gibt ihnen Rat, wenn Hilfe nötig ist?
Um gerade dies zu tun, machten sich die Missionare Omar und Sarah im Februar auf die Reise nach Afghanistan. Von ihnen haben die meisten Mitarbeiter das Evangelium gehört, bevor sie errettet wurden. Omar und Sarah sind für sie wie Vater und Mutter, und ihnen brennt beständig die Frage auf dem Herzen, ob es den Christen in Afghanistan wohl gut gehe. Wie steht es um ihr Wachstum »in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus« (2.Pt. 3,18)? Wie sieht es in ihren Familien aus? Haben sie physische oder finanzielle Nöte? So verbrachten Omar und Sarah ihre Zeit in Afghanistan damit, jeden einzelnen der Mitarbeiter zu besuchen, um sich persönlich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen, mit ihnen zu beten, sie durch Gottes Wort zu erbauen und ihnen so ihr liebevolles Mittragen auszudrücken.
Leider haben in den letzten Monaten einige Menschen, die sich als Christen bekannten, die Gemeinschaft der Gläubigen verlassen und zum Teil Geschwister verraten oder sich auch einfach nur zurückgezogen – weil sie durch ein Leben als Christen auf einige Freuden verzichten mussten und dabei aufgrund ihrer Halbherzigkeit doch keine Freude in Christus fanden. Solche Nachrichten treffen uns tief, und wir mussten an die Worte des Johannes denken: »Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind« (1.Joh. 2,19).
Aber wie unermesslich groß zeigt sich Gottes Gnade und Macht an den Gläubigen, die sich zu Gott halten und ihre Zuversicht auf den Herrn setzen! Hier wird ganz klar: Gott ist nicht machtlos! Alles ist in Seiner Hand, und wir wissen, »dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind« (Röm. 8,28).
Dann schauten Omar und Sarah nach den Untergrundgemeinden. Sie nahmen an den Gottesdiensten der kleinen Gruppen von Christen teil.
Wird dort immer noch die gesunde Lehre verkündigt? Bleiben die Brüder, die die Gläubigen unterweisen, im Wort, und predigen sie Gott in all Seiner Macht und Herrlichkeit? Ja, dem Herrn sei die Ehre dafür!
Hier, in einem dunklen, islamischen Land, wächst die Gemeinde Jesu erstaunlicherweise. Sie ist das sichtbare Zeichen des Reiches Gottes und zugleich Sein Instrument, um das afghanische Volk mit dem Evangelium zu erreichen. Durch Gemeindebau und Mission setzt sich Gottes Herrschaft in der Welt durch und führt so hin zur Vollendung Seines Reiches.
Omar ermutigte die Gemeinden, jeden Kampf im Glauben, jede Herausforderung, der sie entgegentreten, mit Gottes Hilfe zu meistern und fröhlich in der Hoffnung, im Gebet beharrlich und standhaft in allen Bedrängnissen zu sein. Denn unsere zeitlichen Leiden bringen ewige Herrlichkeit. »Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig« (2.Kor. 4,16-18).
Das Reich Gottes und die Mission
Nun sollten während dieser Zeit auch besonders die Mitarbeiter für ihren Dienst durch Gottes Wort erbaut und gestärkt werden. Gemeinsam mit zwei weiteren Brüdern lehrte Omar die Ältesten und Missionare. Sie beschäftigten sich mit deren Auftrag, nämlich die Erbauung der Gemeinde. Zu diesen Vorträgen kamen auch Älteste aus Tadschikistan. Unterdessen wurden die Ehefrauen der Ältesten im Wort Gottes unterwiesen und dazu ermutigt, Trost und Kraft im Wort Gottes zu suchen, in den Bedrängnissen nicht aufzugeben und ihre Männer im Dienst zu unterstützen.
Ein weiteres wichtiges Thema für alle war die Verbreitung des Evangeliums in einem moslemischen Land, in welchem einen dafür die Todesstrafe erwartet. Wie soll man da die Missionsarbeit verrichten? Auf der einen Seite steigen in den Gläubigen häufig Ängste hoch; auf der anderen Seite ist ihnen klar, dass erst durch die Ausbreitung des Evangeliums das Reich Gottes heranwächst.
Die Tatsache ist, dass der Zeitpunkt des Kommens Jesu von der Mission abhängt und die Christen im Hinblick darauf zur Mission motiviert werden. Indem Mission, Gemeindebau und die Vollendung der Herrschaft Gottes miteinander verknüpft sind, ist den Gläubigen eine hoffnungsvolle Zukunftsper-
spektive geschenkt. So gewiss das Ende einst kommt, so gewiss wird der Missionsauftrag erfüllt werden. Das Evangelium wird die Welt wie ein Sauerteig durchdringen (Mt. 13,33)! Eine unzählbare Schar aus allen Stämmen, Sprachen und Nationen wird in der Gegenwart gewonnen, um einst vor Gottes Thron anzubeten (Off. 5,9)! All dies ist uns bezüglich der Endzeit zugesagt, und darum ist sie auch eine Missions- und Hoffnungszeit.
Diese Wahrheiten aus dem Wort Gottes können nicht nur unsere Geschwister in Afghanistan ermutigen, sondern auch uns, die wir in einem freien Land leben und bei der Verbreitung des Evangeliums keinen so großen Widerstand ertragen müssen.
Wir möchten hier im Namen unserer verfolgten Geschwister all denen danken, die die Missionsarbeit auch finanziell unterstützt haben. Durch Spenden wurden die Kosten für die Reisen der Missionare nach Afghanistan und für die Bibelseminare getragen. Und auch Missionare werden regelmäßig unterstützt und können dadurch für ihre Familien sorgen. Möge Gott »allen euren Mangel ausfüllen nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus« (Phil. 4,19)!