Die lebenslange Pflicht jedes Gläubigen

3 März, 2023

Kategorie: Bücher, Erbauung

Die lebenslange Pflicht jedes Gläubigen


»… wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet,
so werdet ihr leben« (Röm. 8,13b). 

Wahre Gläubige, die wirklich frei von der verdammenden Macht der Sünde sind, müssen es sich immer noch durch ihr gesamtes Leben hindurch zu ihrer Aufgabe machen, die in ihnen verbliebene Macht der Sünde abzutöten. 

Dieselbe Wahrheit wird in der Aufforderung von Paulus wiederholt: »Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind« (Kol. 3,5). Wen spricht Paulus hier an? Er spricht die an, die »mit Christus auferweckt worden« sind (Kol. 3,1), die mit Christus »gestorben« sind (Kol. 3,3), und die »mit Ihm offenbar werden in Herrlichkeit« (Kol. 3,4). Lieber Leser, tötest du die Sünde regelmäßig ab? Hör auch nicht einen einzigen Tag damit auf! Töte die Sünde ab, sonst wird sie dir deinen Frieden und deine Freude rauben. Paulus sagt uns in 1. Korinther 9,27, wie er das handhabte: »… ich bezwinge meinen Leib und beherrsche ihn.« Er sagt: »Ich tue das täglich.« Wenn das die tägliche Arbeit von Paulus war (der mehr Gnade, Offenbarungen, Freuden, Privilegien, Tröstungen usw. als die meisten vorweisen konnte), warum sollten wir denken, wir würden von der Notwendigkeit befreit, es ebenso zu tun?

Solange wir leben, wohnt die verbliebene Sünde in uns

Hier ist nicht der Platz, sich über die törichte Ansicht auszulassen, dass man in diesem Leben sündlose Perfektion erlangen könne. Wir müssen uns wie der Apostel Paulus verhalten und es nicht wagen, so zu reden, als ob wir »es schon erlangt hätten oder schon vollendet wären« (vgl. Phil. 3,12). Wir erkennen auch die uns obliegende Notwendigkeit, dass unser inwendiger Mensch »Tag für Tag erneuert« wird (2.Kor. 4,16). Wir wissen, dass wir einen »Todesleib« haben, von dem wir bis zu dem Tag unseres körperlichen Todes nicht erlöst werden (Röm. 7,24; vgl. Phil. 3,21). Wir geben also zu, dass es bis zu einem gewissen Grad übriggebliebene Sünde in uns geben wird, bis wir sterben. Da das der Fall ist, haben wir keine andere Wahl, als »das Abtöten der Sünde« zu unserer täglichen Arbeit zu machen. Wenn einer Person befohlen wird, einen Feind zu töten, und sie hört auf zuzuschlagen, bevor der Feind tot ist, dann hat sie nur halbe Arbeit getan (s. 2.Kor. 7,1; Gal. 6,9 und Hebr. 12,1). 

Solange wir leben, ist die verbliebene Sünde in uns beständig am Werk und kämpft darum, sündige Taten hervorzubringen

Wenn die Sünde uns in Ruhe lässt, dann können wir die Sünde auch in Ruhe lassen. Doch das wird in diesem Leben niemals geschehen. Die Sünde ist trügerisch, und sie weiß, wie sie sich totstellen kann, wenn sie eigentlich immer noch sehr lebendig ist. Deshalb müssen wir sie zu allen Zeiten mit ganzem Einsatz verfolgen bis in den Tod. Die Sünde ist immer am Werk. »Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist« (Gal. 5,17). Die böse Begierde versucht uns und verleitet uns zur Sünde (Jak. 1,14-15). Manchmal versucht sie uns zum Bösen zu überreden. Manchmal versucht sie, uns von dem abzuhalten, was gut ist. Manchmal versucht sie, unserem Geist abzuraten von der Gemeinschaft mit Gott. Es geht uns so, wie Paulus uns berichtet: »… das Böse, das ich nicht will, das verübe ich« (Röm. 7,19b). Er teilt uns ebenfalls mit: »Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt« (Röm. 7,18a). Das war es, was Paulus davon abhielt, das Gute zu tun: »Denn ich tue nicht das Gute, das ich will« (Röm. 7,19a). In der gleichen Weise stellt jeder Gläubige fest, dass es einen Kampf gibt, wenn er versucht, das Gute zu tun. Deshalb klagt Paulus in Römer 7 auch so sehr darüber. An jedem einzelnen Tag stößt der Gläubige auf einen Konflikt mit der Sünde. Sie ist stets aktiv, immerfort am Planen, immer verführerisch und verlockend. Entweder besiegt die Sünde uns, oder wir besiegen sie. So wird es bis zu dem Tag unseres Todes sein. Wenn man der Sünde nicht dauerhaft den Krieg erklärt, dann gibt es keine Sicherheit vor ihr. 

Wenn man die Sünde ungehindert wirken lässt und sie nicht beständig abtötet, wird sie schändliche und das Leben beherrschende Sünden hervorbringen, die unserem geistlichen Leben schaden

Die Sünde zielt immer auf das Schlimmste ab. Jedes Mal, wenn sie sich erhebt, um uns zu versuchen oder zu verleiten, würde sie uns dazu bringen, die schlimmste Sünde dieser Art zu begehen, wenn wir sie nicht daran hinderten. Zum Beispiel würde jeder unreine Gedanke oder Blick zum Ehebruch führen, wenn es ihm ermöglicht würde. Die Sünde ist wie das Grab: nie gesättigt (Spr. 27,20). Ein Hauptaspekt der Hinterlist der Sünde ist, dass sie mit kleinen Forderungen anfängt. Die ersten Vorstöße und Vorschläge der Sünde sind immer sehr bescheiden. Wenn die Sünde bei ihrem ersten Vorstoß Erfolg hat, wird sie mehr und mehr Forderungen stellen, bis schließlich ein Blick auf eine schöne Frau beim Baden im Ehebruch endet, in bösen Intrigen und Mord (s. 2.Sam. 11,2-17). So warnt uns der Schreiber des Hebräerbriefes: Lass nicht zu, dass du »verstockt [wirst] durch den Betrug der Sünde!« (Hebr. 3,13). Wenn die Sünde in ihrem ersten Vorstoß erfolgreich ist, wird sie vielleicht einfach den ersten Vorstoß wiederholen, bis das Herz die Sünde weniger wahrnimmt und bereit ist, einen Schritt tiefer in die Sünde gezogen zu werden. Das Herz wird verhärtet, ohne dass es sich wirklich dessen bewusst ist, so dass die Sünde größere Forderungen stellen kann, ohne dass das Gewissen zu sehr beunruhigt ist. Auf diese Weise wird die Sünde allmählich fortschreiten, während sie immer schlimmere Forderungen stellt. Das Einzige, was die Sünde daran hindern kann, diesen Fortgang zu nehmen, ist dass man sie beständig abtötet. Sogar die heiligsten Christen der Welt werden in die schlimmsten Sünden fallen, wenn sie diese Pflicht versäumen.

Gott hat uns Seinen Heiligen Geist und eine neue Natur gegeben, so dass wir die Mittel haben, mit denen wir der Sünde und den bösen Begierden entgegentreten können

Die sündige Natur ist darauf bedacht, gegen den Heiligen Geist und die neue Natur, die Gott dem Gläubigen gegeben hat, zu arbeiten. Das Gegenteil ist ebenso wahr, d. h. dass »der Geist gegen das Fleisch« gelüstet (Gal. 5,17). Unsere Teilhabe an der göttlichen Natur (s. 2.Pt. 1,4-5) befähigt uns, »dem Verderben [zu entfliehen], das durch die Begierde in der Welt herrscht«. Wenn wir nicht die Kraft des Geistes und unsere neue Natur in Anspruch nehmen, um die Sünde jeden Tag abzutöten, dann vernachlässigen wir das vollkommene Gegenmittel, das Gott uns gegen unseren größten Feind geschenkt hat. Wenn wir darin versagen, Gebrauch zu machen von dem, was wir empfangen haben, dann ist Gott vollkommen gerecht, wenn Er sich weigert, uns mehr davon zu geben. Gottes Gnadengaben und ebenso Seine Geschenke sind uns gegeben, damit wir sie gebrauchen, entwickeln und vervollkommnen (so lernen wir es in dem Gleichnis von den Talenten in Matthäus 25,14-30). Wenn ein Christ darin versagt, seine Sünde jeden Tag abzutöten, dann sündigt er gegen die Freundlichkeit, Güte, Weisheit und Gnade Gottes, der ihm die Mittel dazu gegeben hat. 

Die Vernachlässigung dieser Pflicht führt dazu, dass die Gnade in der Seele gedämpft wird und die sündige Natur gedeiht

Es gibt keinen sichereren Weg, einen geistlichen Zerfall zu bewirken, als die Vernachlässigung dieser Pflicht. Die Ausübung der Gnade und der Sieg, den eine solche Ausübung mit sich bringt, sind die zwei Hauptmöglichkeiten, die Gnade im Herzen zu stärken. Wenn die Gnade im Herzen untätig ist (wie ein untätiger Muskel), dann verkümmert sie und zerfällt, und stattdessen verhärtet die Sünde das Herz. Sooft die Sünde einen bedeutenden Sieg davonträgt, schwächt sie das geistliche Leben der Seele (s. Ps. 31,10; 51,8) und macht den Gläubigen schwach und krank, so dass er im Begriff ist zu sterben (s. Ps. 38,3-5). Wenn armselige Geschöpfe Schlag auf Schlag, Wunde auf Wunde und Niederlage auf Niederlage (im geistlichen Sinne) einstecken und sich nie zu einem energischen Widerstand erheben, was können sie dann anderes erwarten, als durch den Betrug der Sünde verstockt zu werden, und dass ihre Seelen verbluten? Leider gibt es nicht wenige Beispiele, die die erschreckenden Folgen solch einer Vernachlässigung veranschaulichen. Viele von uns können sich gut an Christen erinnern, die einmal demütig waren, ein sensibles Gewissen hatten, über ihre Unzulänglichkeiten weinten, Angst davor hatten, jemanden vor den Kopf zu stoßen, die voller Eifer für den Herrn, für Sein Werk, Seine Wiederkunft und Sein Volk waren und die jetzt verändert sind durch Vernachlässigung dieser Pflicht. Jetzt sind sie irdisch gesinnt, fleischlich, kalt, bitter und richten sich nach der Meinung dieser Welt. Das bringt Schande über den wahren Glauben und zieht große Versuchung nach sich für die Menschen, die sie vorher kannten. 

Andere Pflichten des christlichen Glaubens können nicht erfüllt werden, ohne dieser Pflicht nachzukommen

Es ist unsere Pflicht, die Heiligkeit zu vollenden aus Ehrfurcht vor Gott (2.Kor. 7,1) und in der Gnade zu wachsen (2.Pt. 3,18). Diese Pflichten können jedoch nicht erfüllt werden, wenn man die Sünde nicht täglich abtötet. Die Sünde setzt ihre Kraft gegen jedes Werk der Heiligkeit ein.

Noch einmal zusammengefasst: Auch wenn der Gläubige der Sünde gestorben ist (s. Röm. 6,2), was ihm durch den Tod Christi erworben wurde, so ist es dennoch die tägliche Pflicht des Gläubigen, die Sünde abzutöten. Obwohl wir die Verheißung des völligen Sieges bekommen haben (durch die Überführung von der Sünde, die Demütigung für unsere Sünde und das Einpflanzen eines neuen Lebensprinzips, das sich der Sünde entgegenstellt und sie zerstört), als wir uns bekehrt haben, verbleibt immer noch Sünde im Gläubigen. Die Sünde ist bei allen Gläubigen aktiv, sogar bei den besten von ihnen, solange sie in dieser Welt leben. Deshalb ist das tägliche Abtöten der Sünde ihr ganzes Leben hindurch unerlässlich. 

Es gibt zwei Übel, mit denen sich jeder Gläubige konfrontiert sieht, der darin versagt, die Sünde abzutöten. Das erste betrifft den Gläubigen selbst, das zweite andere Menschen.

Der Schaden an sich selbst

Es ist das Übel, dass er die Sünde nicht ernst nimmt. Ein Mensch kann über die Sünde reden und sagen, welch eine böse Sache sie doch ist; wenn diese Person jedoch ihre eigene Sünde nicht täglich abtötet, dann zeigt sie damit, dass sie die Sünde nicht ernst nimmt. Die Grundursache für das Versagen im Abtöten der Sünde liegt darin, dass die Sünde am Wirken ist, ohne dass die Person es merkt. Jemand, der die Vorstellung hat, dass Gottes Gnade und Erbarmen ihm erlauben, die täglichen Sünden zu ignorieren, ist sehr nah daran, Gottes Gnade als Entschuldigung für sein Verbleiben in der Sünde zu benutzen und durch den Betrug der Sünde verhärtet zu werden. Es gibt keinen größeren Beweis eines falschen und verdorbenen Herzens als diesen. Lieber Leser, nimm dich vor solch einer Rebellion in Acht! Es kann nur zur Schwächung deiner geistlichen Kraft führen, wenn nicht zu noch Schlimmerem: dass du ganz und gar unbrauchbar wirst. Das Blut Jesu ist dazu da, uns zu reinigen (1.Joh. 1,7; Tit. 2,14), und nicht, um uns in einem Leben in Sünde zu trösten! Die Erhöhung Christi geschah, um uns zur Buße zu führen (Apg. 5,31). Und die Gnade Gottes lehrt uns, »Nein« zu sagen zur Gottlosigkeit (Tit. 2,11-12). Die Bibel spricht von Menschen, die die Gemeinde verlassen, weil sie nie wirklich zu ihr gehörten (1.Joh. 2,19). Die Art und Weise, wie solches bei vielen dieser Menschen geschieht, sieht ungefähr so aus: 

Sie waren für eine Weile vom »christlichen Glauben« überzeugt, was sie dazu veranlasst hatte, bestimmte gute Werke zu tun und den Glauben zu bekennen. Sie waren »durch die Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entflohen« (2.Pt. 2,20); aber nachdem sie das Evangelium kennengelernt hatten, wurden sie der Verpflichtungen desselben überdrüssig. Weil ihre Herzen nie wirklich verändert wurden, erlaubten sie es sich, mehrere Aspekte der biblischen Gnadenlehre zu vernachlässigen. Als dieses Übel ihre Herzen erst einmal gefangen genommen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich vollends auf den Weg zur Hölle machten. 

Der Schaden an anderen Menschen

Wenn ein Christ darin versagt, die Sünde bei sich selbst abzutöten, kann er zwar dem Verderben entrinnen, doch zur gleichen Zeit kann er einen zweifachen Einfluss auf andere Menschen ausüben:

Einen Einfluss, der Ungläubige verhärtet

Wenn andere so wenig Unterschied sehen zwischen ihrem eigenen Leben und dem einer Person, die es versäumt, die Sünde in ihrem Leben abzutöten, dann sehen sie keine Notwendigkeit, errettet zu werden. Sie nehmen bei dieser Person zwar den Eifer für den Glauben wahr, aber auch ihre Ungeduld gegenüber denen, die nicht ihrer Meinung sind. Sie bemerken verschiedene Ungereimtheiten in ihrem Leben. Sie sehen ihre Absonderung von der Welt, aber noch mehr fällt ihnen die Selbstsucht dieses Menschen und seine mangelnde Hilfsbereitschaft auf. Sie hören sein Reden über geistliche Dinge, seine Behauptung, mit Gott Gemeinschaft zu pflegen, doch das steht im Widerspruch zu seiner Gleichförmigkeit mit der Welt. Sie hören sein Rühmen bezüglich der Sündenvergebung, doch sie beobachten, dass er anderen nicht vergibt. Wenn sie die schlechte Lebensqualität einer solchen Person sehen, verhärten sie ihr Herz gegenüber dem christlichen Glauben und schlussfolgern, dass ihr Leben genauso gut wie das eines Christen sei.

Einen Einfluss, der andere täuscht

Andere Menschen können sich diesen Menschen zum Vorbild für einen Christen nehmen und davon ausgehen, dass sie auch Christen sein müssen, weil sie seinem Beispiel folgen können oder es sogar besser machen können als er. Auf diese Weise werden solche Leute getäuscht, so dass sie sich für Christen halten, obwohl sie nicht errettet sind.


Ein Auszug aus dem Buch »Was jeder Christ wissen muss …«, VOH-Verlag

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Die lebenslange Pflicht jedes Gläubigen

von Verena Penner Lesezeit: 10 min