Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren … Jetzt ist Meine Seele erschüttert. Und was soll Ich sagen? Vater, hilf Mir aus dieser Stunde! Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche Deinen Namen!
Johannes 12,24-25.27
Jesus wurde geboren, um zu sterben. Es fällt uns schwer, diese Wahrheit zu begreifen, denn wir wurden geschaffen, um zu leben, nicht um zu sterben. Der Tod ist ein Eindringling und ein großer Feind des Lebens (1.Kor. 15,26).
Doch können wir es auch als tröstlich empfinden, dass Jesus kam, um zu sterben. In Hebräer 9,27 heißt es: »Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht«. Jedem von uns ist eine Zeit zum Sterben bestimmt. Das galt auch für Jesus. Er kam auf die Erde, um zu sterben, so dass Er »wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt [wurde]; Er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken« (Hebr. 2,9).
Jesus sagte: »Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen« (Joh. 12,27). Die von Ihm bestimmte Stunde war von so monumentaler Bedeutung für die Erlösung, dass Christus sie als Seine Stunde bezeichnete. Bei zwei vorherigen Ereignissen, bei denen Jesus mit körperlicher Gewalt bedroht wurde, lesen wir, dass Er verschont wurde, weil »Seine Stunde noch nicht gekommen [war]« (Joh. 7,30; 8,20). In unserem Text kündigt Jesus an, dass Seine Stunde – die Stunde Seines Leidens und Sterbens – endgültig gekommen ist.
Beachten wir die verschiedenen menschlichen Emotionen, die Jesus beim Reden über Seine Stunde offenbart. Zunächst spricht Er ziemlich positiv über den Tod. Er sagt: »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht.« Jesus verwendet hier ein einfaches Beispiel aus der Landwirtschaft. So kann ein einziges Samenkorn eine hundertfache Ernte hervorbringen (Lk. 8,8). Aber dieses Bild offenbart auch eine tiefe geistliche Wirklichkeit, denn Jesus ist der verheißene »Same der Frau« (1.Mo. 3,15), der sterben wird, um viel Frucht zu bringen.
Jesus sagt dann, dass der Mensch bereit sein muss, sein gegenwärtiges Leben in der Welt aufzugeben, um das ewige Leben im ewigen Reich Gottes zu gewinnen. Er sprach: »Wenn jemand Mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge Mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um Meinetwillen, der wird es retten« (Lk. 9,23-24). Jesu Einladung, sich selbst zu sterben, wird zu großer Fruchtbarkeit führen!
Doch Jesu Tonfall ändert sich. In Johannes 12,27 sagt Er: »Jetzt ist Meine Seele erschüttert.« Er weiß, dass der Tod etwas Böses und Unnatürliches ist. Christus weiß auch, dass Sein Tod einzigartig und unaussprechlich grauenvoll sein wird. Er weiß, dass Er bei Seinem Tod an Leib und Seele den Zorn Gottes wider die Sünde Seines Volkes zu tragen haben wird. In den 6 Stunden am Kreuz würde Jesus zum ersten Mal eine schreckliche Entfremdung von Seinem himmlischen Vater erleben (Mt. 27,46).
Seine Stunde ist von Ewigkeit her durch den Ratschluss des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes festgelegt worden, um einen Überrest der Menschen zum Lob Gottes zu erlösen. In dem Augenblick, in dem Jesus auf die Erde kam, begann der Countdown für Seine Stunde. Sein Leiden begann genau in diesem Augenblick, nicht erst am Kreuz. Jesus Christus hat an Leib und Seele die ganze Zeit Seines Lebens auf Erden, besonders aber am Ende desselben, den Zorn Gottes über die Sünde Seines Volkes getragen.
In diesem Abschnitt gibt uns Jesus einen wertvollen Einblick in Sein Inneres. Er geht auf den Tod zu und weiß, dass sich der ganze Zorn des Vaters über die Sünde Seines ganzen Volkes über Ihn ergießen wird. Er weiß, dass sich Sein Vater, mit dem Er in ewiger Gemeinschaft war, wegen der Sünde von Ihm abwenden und Ihn verlassen wird. Es gab nichts Grauenvolleres für Ihn, der Seinen Vater mehr als alles liebte.
Trotzdem bleibt Jesus in Seiner Entschlossenheit, Seinen Auftrag auf Erden zu erfüllen, standhaft. Johannes nennt uns zwei Gründe, warum das so ist.
Erstens: Jesus kam, um zu sterben. Er sagt: »Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen« (V. 27). Außerdem erinnert Er sich Selbst an Seinen Auftrag. Inmitten einer dunklen Schlacht scharen militärische Führer oft ihre Truppen um sich, um sie daran zu erinnern, warum sie auf das Schlachtfeld gekommen waren und für welche Sache sie bereit sind, das höchste Opfer zu bringen. Vielleicht erinnert sich Jesus in ähnlicher Weise daran, dass Er gekommen ist, um den Willen des Vaters zu tun und Sein Leben für diejenigen zu geben, die an Ihn glaubten und noch glauben würden.
Zweitens erinnert Jesus sich Selbst an Seinen Herzenswunsch, Gott zu verherrlichen. Er sagt: »Vater, verherrliche Deinen Namen!« (V. 28). Jesus weiß, dass Sein Tod Gott verherrlichen wird, indem Er der Gerechtigkeit Genüge tut, den Fluch der Sünde abwendet, den Teufel besiegt und ein Volk erwirbt, das Seinen Vater hingebungsvoll preist. Also geht Jesus willig diesen Weg.
Christus wurde mit einem Todesurteil geboren, das bereits in der Krippe über Ihm hing. Dieser Gedanke sollte uns beim Nachsinnen über das Kommen unseres Herrn eine gewisse Ernsthaftigkeit vermitteln. Er sollte uns aber auch helfen, die völlige Entschlossenheit Christi zu erkennen, Sein Volk zu erlösen. Diese Entschlossenheit brannte in Ihm von der Wiege bis zum Grab.
Ein Auszug aus dem Buch:
Warum Christus kam
Wenn wir über die Geburt Christi nachdenken, richten wir unsere Aufmerksamkeit oft auf den detaillierten Bericht des Lukas-Evangeliums. Aber um den Hauptpunkt der Geschichte zu verstehen – nämlich, dass der ewige Sohn Gottes unsere menschliche Natur aus Fleisch und Blut angenommen hat –, müssen wir aus der gesamten Bibel lernen, warum Christus wirklich auf die Erde kam.
Warum ist Christus gekommen? Diese 31 Antworten ermutigen Dich, die Geburt Christi tiefgründiger zu verstehen und klarer zu sehen, wie sie mit Seinem gesamten Wirken verbunden ist, und Du kannst ihre Bedeutung für Dein Leben begreifen.