Wozu gab Gott das Gesetz?

20 Juni, 2023

Kategorie: Erbauung

Bibelbuch: Römer

Wozu gab Gott das Gesetz?

Bibelstelle: Römer 7,7-25

Wenn Menschen zur Zeit des Alten Testaments über das Wort Gottes sprachen – was meinten sie dann damit? Was galt für sie als Wort Gottes? Es ist klar, dass für die Menschen im Alten Testament das Gesetz, also die fünf Bücher Mose, das Wort Gottes an die Menschen war. 

In der Botschaft des Gesetzes, das Mose von Gott empfangen hatte, geht es vorerst um Gott. Sie beginnt mit Ihm. Dann wendet sie sich an die Menschen und sagt ihnen die Wahrheit über sie selbst, über ihren Ursprung im Paradies, wie Gott sie geschaffen hatte, nämlich im Bilde Gottes. Gott teilt den Menschen in Seinem Wort auch mit, wie sie leben sollten. 

Nun, wir können dies wie folgt zusammenfassen: Gott gab den Menschen Sein Gesetz. 

Was offenbart uns dieses Gesetz Gottes?
Was sagt es uns tatsächlich über uns selbst? 

Wir wissen, dass niemand von uns das Gesetz halten kann; doch das ist noch nicht die ganze Wahrheit über uns. Seid ihr bereit, wirklich die Wahrheit über euch selbst zu hören? Seid ihr bereit, euch jetzt unter das lebendige Wort Gottes zu stellen? »Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens« (Hebr. 4,12). 

Dieses lebendige Wort schneidet in uns direkt durch alles hindurch; vor ihm bleibt nichts verborgen. Es wird alles aus den verborgensten Winkeln hervorgeholt und bloßgestellt. Und während ich jetzt etwas aus diesem Wort erkläre, werdet ihr an gewisse Dinge erinnert, und ihr werdet feststellen, dass dies genau auf euch zutrifft. 

1. Das Wort Gottes zeigt das Ausmaẞ der Sünde auf

Dieses Wort Gottes teilt uns etwas über das Ausmaß der Sünde mit. 

Unsere Welt kennt leider die Ursache ihrer ganzen Probleme nicht. Unsere Politiker und alle Gelehrten versuchen zwar, den Menschen die Ursachen für alle Probleme in der Welt zu erklären. Doch das, was oft als Ursache der Probleme angesehen wird, ist es in Wahrheit nicht. Die Politik beschäftigt sich ausschließlich mit den Symptomen und äußeren Erscheinungsformen der Sünde. Die eigentliche Ursache wird nur in der Heiligen Schrift behandelt, buchstäblich nirgendwo anders. 

Die Bibel offenbart uns das, was wirklich das Ausmaß der Sünde ist. Das Wort Gottes, bzw. das Gesetz Mose, wurde uns gegeben, um uns dadurch etwas Wichtiges zu lehren. Warum rief Gott Mose auf jenen Berg hinauf und gab ihm die zehn Gebote? Es geschah, damit das eigentliche Problem des Menschen in Wahrheit offenbart werden könne – und das ist der erste Punkt, den wir als Grund dafür beachten müssen, warum Gott uns das Gesetz gab. 

2. Das Gewissen als­ ­­Warn­system

Was bringt Reue hervor? Darauf gibt es eine einfache Antwort. In einem jeden von uns gibt es etwas, was als das Gewissen bezeichnet wird: ein Empfinden für Recht und Unrecht. Mit anderen Worten: Bevor wir gewisse Dinge tun, meldet sich in uns gleichsam eine Stimme, die sagt: »Tue das nicht, es ist falsch!« Doch wir ignorieren dieses Drängen und tun es trotzdem, und dann leiden wir innerlich Gewissensqualen, wir sind betrübt und geplagt, nicht wahr?

Unser Gewissen spricht zu uns, und es hämmert immer weiter auf uns ein. Wir versuchen, dagegen anzukämpfen, wir versuchen, es abzutöten, aber das hilft nichts, denn es ist da und spricht immer weiter zu uns. Diese Stimme des Gewissens ist jedem Menschen angeboren; jeder hat ein Empfinden für Recht und Unrecht. Das ist es, was uns alle verantwortlich macht. 

Der Apostel Paulus drückt dies im Brief an die Römer sehr deutlich aus, indem er sagt:

»Alle nämlich, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz verurteilt werden … Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, da sie ja beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt, dazu ihre Überlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen« (Röm. 2,12.14-15).

Das gilt also, wie Paulus sagt, für jeden. Den Juden ist das Gesetz durch Mose gegeben worden; aber alle anderen – auch solche, die das Gesetz nicht hatten – zeigen in gewissem Sinne, dass das, was im Gesetz festgelegt ist, »in ihre Herzen geschrieben ist«, wie es ihr Gewissen beweist. Und dann sagt Paulus: Eure Gedanken verklagen euch oder entschuldigen euch – »dazu ihre Überlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen«. 

Auf welcher Grundlage geschieht das? Es geschieht, weil wir ein Gewissen haben, dieses Empfinden für Recht und Unrecht; wenn nun unser Gewissen uns sagt: »Du hast etwas Verkehrtes getan, das hättest du nicht tun sollen!«, dann suchen wir eine Ausrede; aber wir wissen, dass wir Unrecht haben. Unser Gewissen sagt uns, dass wir Heuchler sind. 

3. Das Gesetz offenbart unsere Sünd­haftigkeit

Warum wurde uns das Gesetz überhaupt gegeben? Das Gesetz wurde uns gegeben, damit uns die Wahrheit dessen, was unser Herz uns sagt, deutlich gemacht wird, sodass wir nicht mehr vor ihr fliehen können. Das war der ganze Zweck und die Funktion der Gesetzgebung. 

Paulus erklärt es uns. Er sagt: »Der Übertretungen wegen wurde [das Gesetz] hinzugefügt« (Gal. 3,19); »Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde« (Röm. 5,20) – damit die Wahrheit immer deutlicher erkannt würde. Und dann drückt Paulus in Römer 7,13 den Zweck des Gesetzes wie folgt aus: »Damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot.« 

Das Gesetz wurde dazu gesandt, dass die Sünde wirklich als Sünde erscheinen möge. Wir alle sind so schlau darin, unser Gewissen zu manipulieren, sodass wir Dinge wegerklären können. Doch dann kommt das Wort Gottes und sagt uns: »Einen Augenblick mal! Hör dir dies an …«; es hält uns fest, und wir können uns nicht mehr herauswinden, nicht wahr? Es ist da, und es spricht, es erklärt die geschehene Missetat. Und wir haben nichts mehr zu entgegnen; wir müssen das Unrecht zugeben. »Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde« (Röm 3,20). 

Was meint aber Paulus mit Römer 7,7? »Was wollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber ich hätte die Sünde nicht erkannt, außer durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren!« 

Wir alle neigen dazu, uns selbst ausschließlich nach unseren Handlungen zu beurteilen; wir tendieren zu der Ausrede: »Ich habe mich nie betrunken! Ich habe nie Ehebruch begangen! Ich habe nie dieses oder jenes getan!« Und aufgrund dessen denken wir, dass mit uns alles völlig in Ordnung sei. 

»Aber einen Augenblick mal«, sagt das Gesetz. »Ganz so einfach ist es nämlich nicht. Hast du noch nie eine Begierde gehabt?« 

»Wisst ihr«, so erklärt es Paulus im Grunde genommen, »es gab bei mir eine Zeit, wo ich auch so dachte; ich meinte, ich sei fast vollkommen. Doch das Gesetz sagte plötzlich zu mir: ›Du sollst nicht begehren, z. B. das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren … also gar nichts, was deinem Nächsten gehört.‹ Und wisst ihr«, fährt Paulus fort, »in dem Augenblick, als ich das erkannte, starb ich; da war es mit mir zu Ende. Ich war zuvor so überzeugt von mir, dass ich ein guter Mensch sei; aber das Gesetz hat mich dann verurteilt. Das Gesetz sagt, dass eine Begierde genauso schlimm ist wie die Tat; dass es genauso sündig ist, etwas zu begehren, was mir nicht gehört, wie eine böse Handlung zu begehen.«

Das ist die Botschaft, die das Gesetz uns bringt. Wir können mit unserem Gewissen schon irgendwie fertig werden, indem wir uns einreden: Ich habe nie dieses oder jenes getan, also ist alles in Ordnung mit mir! Doch plötzlich tritt das Gesetz an uns heran und sagt uns: »Lass mich aber mal dein Herz, dein Denken, deine Vorstellungswelt untersuchen!« 

Der König und Prophet David war ein Mann nach dem Herzen Gottes, und dennoch war er ein Mensch wie wir. Er begehrte eine bestimmte Frau so sehr, dass er sogar einen Mord anordnete, damit er sie haben konnte. Und er war damit vorerst ziemlich glücklich; alles schien in Ordnung zu sein – so dachte er wenigstens. Doch Gott sandte durch den Propheten Nathan Sein Wort zu ihm und überführte ihn. Daraufhin betete David: »Erschaffe mir, o Gott, ein reines Herz, …!« (Ps. 51,12). Da liegt das Problem! Im Herzen. 

Das Hauptproblem ist nicht so sehr die Versuchung von außen her, sondern vielmehr, dass etwas in mir ist, was auf sie anspricht. Das bringt uns zu der Erkenntnis und Bitte: »Ich bin so schmutzig, o Herr; wasche mich rein!« Doch David sah das erst ein, als das Wort Gottes ihm entgegentrat. Das ist es, was das Wort Gottes tut. Das ist es, was das Gesetz Moses tut. »Du sollst nicht begehren!« Und David gelangte zu dieser Einsicht. Und dieses Gesetz lässt uns alle, wenn es uns wirklich trifft, zur Selbsterkenntnis gelangen, dass wir in unseren Herzen verdorben sind, und dass wir tatsächlich von Neuem geboren werden müssen. 

4. Das Gesetz offenbart uns die Macht der Sünde

Unsere Gesellschaft mag den Begriff Sünde nicht. »Unsinn!«, sagen die Leute. »Sünde? So etwas gibt es nicht.« Und deshalb denken die Menschen: »Ich bin zwar nicht so gut, wie ich sein sollte, ich bin nicht zu hundert Prozent perfekt, aber deswegen bin ich doch nicht schlecht! Ich bin nicht böse. Ich bin nicht wirklich sündhaft. Wenn ich damit aufhören möchte, eine bestimmte Sache zu tun, dann kann ich das schon.« Die Leute sagen das immer wieder und versprechen, dass sie ihre schlechten Gewohnheiten aufgeben wollen; doch es ist viel leichter, darüber zu sprechen, als es auch in die Tat umzusetzen, nicht wahr? 

Freunde, das ist die Macht der Sünde! Und allein hier in der Bibel lesen wir von dieser Macht. Hören wir auf Paulus: »Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn was ich vollbringe, billige ich nicht« – mit anderen Worten: Ich weiß zwar, dass das, was ich tue, verkehrt ist, und ich befürworte es nicht; aber ich tue es trotzdem –; »denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das übe ich aus« (Röm. 7,14-15).

Sind dies etwa die Worte eines Ungläubigen, wie manche behaupten? Wenn der Apostel Paulus sagt, dass das für ihn galt, als er noch ein Ungläubiger war, dann diagnostiziere ich auch, dass wir alle noch ungläubig sind, weil er hier die einfache Wahrheit über uns aufzeigt; er beschreibt sich genau so, wie es auch auf mich von Natur aus zutrifft. 

Wer sagt uns heute noch die Wahrheit über uns selbst? Die Psychologie sagt uns das nicht, unsere Politik ganz sicher ebenfalls nicht! Nein, niemand sagt uns die Wahrheit, als nur dieses Wort Gottes, und es beschreibt uns mit folgenden Worten: »Was ich hasse, das übe ich aus« (Röm. 7,15). Und hier liegt unser Problem. »Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt« – woher weiß ich das? –; »das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht« (Röm 7,18). 

Warum nicht? Woran liegt das? Warum können wir nicht all das tun, was wir als richtig erkennen? Darauf gibt es nur eine Antwort, nämlich: die Macht der Sünde hindert uns daran. 

»Wenn ich aber das tue, was ich nicht will«, fährt Paulus fort, »so vollbringe nicht mehr ich es« – was ist es denn dann? Er sagt: »… sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch!« (Röm 7,20-24a). 

Ist das nicht die Wahrheit über uns alle? Natürlich ist es wahr! Aber wo haben wir das erfahren? Woher wissen wir das? Die Welt mit ihrer Ideologie wird es uns niemals sagen. Darum wurde uns das Gesetz Gottes durch Mose gegeben, um uns zu zeigen, dass es »ein anderes Gesetz in meinen Gliedern« gibt; dass es in uns eine Macht gibt, die stärker ist als wir selbst; dass wir, obwohl wir wissen, was richtig ist, es nicht vollbringen können, weil wir Gefangene sind, Sklaven der Sünde und der Lust und Leidenschaft. Freunde, nur das Gesetz Gottes gibt uns diese Information! 

5. Die Sünde verdreht sogar das heilige Gesetz Gottes

Wir sind von unserer Natur her nicht nur Sklaven der Sünde; Paulus zeigt auch die verderbliche Macht der Sünde auf. Dies ist das Schrecklichste an der Sünde in uns; sie versucht alles zu verdrehen. Die Sünde ist so mächtig, dass sie sogar das Gesetz Gottes verdrehen will. Das ist der ganze Argumentationsgang von Paulus in Römer 7. In Vers 7 stellt er diese Frage: »Was wollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde?« Warum erhebt er diese Frage? Warum sagt er dann weiter: »So ist nun das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut. Hat nun das Gute mir den Tod gebracht?« (V. 12-13)? Worum geht es bei alledem? 

Paulus will damit eigentlich Folgendes sagen: »Als ich den wahren Charakter des Gesetzes erkannte« – er hatte vorher gemeint, er wüsste, was Gott zu Mose gesagt hatte; doch als er vom Geist Gottes überführt wurde, verstand er es erstmals richtig –, »entdeckte ich, dass das Gesetz, das Gott mir durch Mose gab, mich sogar schlechter anstatt besser machte.« Lesen wir den fünften Vers: »Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind« – die sich durch das Gesetz verstärken, durch das Gesetz angespornt werden –, »um dem Tod Frucht zu bringen.« 

Die Sünde verdreht das Gesetz, sogar das Gesetz Gottes, welches doch so gut ist. »Ich merkte, dass das Gesetz gegen mich war«, sagt Paulus im Grunde. »Es fügte mir Schaden zu, anstatt mich zu erlösen.« Warum? Nicht, weil mit dem Gesetz irgendetwas nicht stimmen würde, sondern aufgrund des Charakters der Sünde, die in mir ist. »Sondern die Sünde hat, damit sie als Sünde offenbar werde, durch das Gute meinen Tod bewirkt, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot« (V. 13). Wie furchtbar ist doch das alles! 

Können wir erkennen, dass es allein die Botschaft Gottes ist, die uns diese Wahrheit aufzeigt? Ist das nicht gerade die Wahrheit, welche die Welt vor allem anderen wissen muss – und leider müssen wir sagen: auch die Christenheit? 

6. Das Gesetz offenbart uns unsere völlige Hilflosigkeit

Wozu wurde uns das Gesetz gegeben? Das Gesetz fordert von uns, dass wir es halten sollen. Hört, wie Paulus dies in Römer 2 ausdrückt: »Denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden« (V. 13). 

Törichte Juden sagen: »Mit uns ist alles in Ordnung; wir sind das Volk Israel.« »Aber«, so fragen wir, »woher wollt ihr denn wissen, dass mit euch alles in Ordnung sei?« »Nun ja«, antworten sie, »wir haben das Gesetz; Gott hat es uns gegeben und nicht den Heiden. Es wird an jedem Sabbat in unseren Synagogen gelehrt; wir sind die Hörer des Gesetzes.« Und sie meinen, dass darum, weil sie auf das Gesetz hören, mit ihnen alles in Ordnung sei. Doch Paulus zeigt, dass dies nicht den geringsten Wert hat; die Frage, die wir vor dem Richterstuhl Gottes zu beantworten haben werden, lautet nicht: »Was hast du gehört?«, sondern: »Was hast du getan?« Alles andere ist eine Täuschung. 

Es hat keinen Sinn, zu sagen: »Mit mir ist alles in bester Ordnung, weil ich neunundneunzig Prozent des Gesetzes gehalten habe.« Das wird uns überhaupt nicht helfen. Das Gesetz Gottes muss in seiner Gesamtheit befolgt werden. Wir werden für das eine Prozent, das wir nicht gehalten haben, als schuldig verurteilt werden. 

7. Den Sinn des Gesetzes verstehen

Die Pharisäer meinten, dass mit ihnen alles in Ordnung sei, solange sie den Buchstaben des Gesetzes einhielten, so wie sie ihn verstanden. Doch warum gab Gott uns überhaupt die Zehn Gebote? Warum sagte Er überhaupt: »Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen!«, und so weiter? Welcher Sinn steckt dahinter? Unser Herr gab uns in der Bergpredigt die Antwort: Der Geist des Gesetzes ist viel wichtiger als der Buchstabe; und was Gott in erster Linie möchte, ist: dass wir Ihn lieben und unseren Nächsten lieben wie uns selbst. 

Warum sollen wir nicht töten? Warum dürfen wir nicht stehlen oder Ehebruch begehen oder begehren? Weil wir unseren Nächsten lieben sollen wie uns selbst. Wir können allen Menschen entgegenhalten: »Ich habe meinen Nächsten nie geschlagen! Ich habe meinem Nächsten nie dieses oder jenes angetan!« Und wir denken dann, dass wir gute Leute seien. Doch das Gesetz Gottes kommt zu uns und sagt: »Sieh her, mein Freund, die Frage ist: Liebst du deinen Nächsten wie dich selbst? Was hast du gestern über deinen Nächsten gedacht? – Und dasselbe gilt für deine Haltung Gott gegenüber!« Viele sind lediglich an dem Buchstaben interessiert und behaupten: »Wir haben dieses nie getan, wir haben jenes nie getan, usw.« 

»Hör zu«, sagt uns Jesus. »Du behauptest, dass du niemals Ehebruch begangen habest. In Ordnung, aber lass mich dir eine Frage stellen: Hast du schon einmal eine Frau begehrlich angeschaut? Hast du je einen Mann begehrlich angeschaut? Wenn ja, dann hast du bereits in deinem Herzen Ehebruch begangen! – Dasselbe gilt auch für das Töten. Du sagst: ›Ich habe noch nie einen Mord begangen.‹ Hast du schon einmal zu deinem Bruder gesagt: ›Du Narr!‹? Wenn ja, dann hast du ihn in deinem Herzen bereits ermordet!« (s. Mt. 5,21-28). 

Das ist es, was das Gesetz Gottes uns zeigt; dies ist der Sinn des Gesetzes. Es stellt unsere wahre Sündennatur bloß; und wenn du meinst, dass du gut seist, und dass du Gott mit deinem Leben zufriedenstellen könntest, dann spricht das Gesetz zu dir, und du bist verurteilt; du bist schuldig und ohnmächtig; du bist verdorben und schmutzig. 

Nichts anderes als das Gesetz Gottes kann uns zu dieser Erkenntnis bringen. Deshalb wurde Mose auf dem Berg Sinai das Gesetz von Gott gegeben; dies geschah, damit uns das, was bereits in unser aller Herz geschrieben wurde, deutlich gemacht würde, und damit wir alle erkennen mögen, dass wir von der Schuld der Sünde, von der Macht der Sünde und von dem Schmutz der Sünde erlöst werden müssen – vor allem aber: von Gottes Zorn und Gericht.

Das ist die Botschaft Gottes an unsere Welt, an die Menschen, die sagen, dass sie alles im Griff haben, während doch die ganze Welt im Chaos liegt und ihre Herzen verdorben und böse sind. Keine menschlichen Anstrengungen können sie erlösen. Das Gesetz zeigt uns unsere völlige Hilflosigkeit.

8. Das Gesetz zeigt, dass niemand vor Gott bestehen kann

Das Gesetz zeigt uns nicht nur, dass wir nichts bezüglich unserer Schuld tun können und uns nie selbst von der Macht der Sünde befreien können; es zeigt uns auch, dass wir in diesem Zustand niemals vor Gott bestehen können. Viele sagen: »Aber Gott ist doch sicherlich ein Gott der Liebe, und wenn ich sage, dass es mir leid tue, wird Gott mir vergeben.« Doch das Gesetz, das Gott Mose auf dem Berg Sinai gab, widerlegt dieses Argument als Lüge. 

Was teilte Gott auf jenem Berg Mose mit? Er gab ihm die Zehn Gebote; aber Er ließ es nicht dabei bewenden, sondern Er gab ihm auch sehr detaillierte Hinweise über den Bau der Stiftshütte, und Er befahl ihm, den Bau nach ganz bestimmten Anweisungen durchzuführen. Gott gab Mose ganz bestimmte Maßgaben; Er sagte ihm, welches Material und wie viel davon er verwenden sollte. Er befahl Mose, einen Altar zu bauen, und dann gab Er ihm noch eine lange Liste von Regeln und Vorschriften mit. In ihnen ging es um das Opfern verschiedener Tiere – einschließlich eines Lammes an jedem Morgen und an jedem Abend –, um die Verwendung des Blutes und um seine Darbringung als Opfer. Es gab Regeln zu all den Opfergaben: zu den Brandopfern, Sünd- und Schuldopfern, Speisopfern und Friedensopfern. 

Gott befahl Mose dann, vom Berg hinabzusteigen, und Er sprach: »Achte darauf, … dass du alles nach dem Vorbild machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist!« (Hebr. 8,5). 

Viele sagen heute: »Ich bin nicht am Alten Testament interessiert. Was hat das ganze Blutvergießen und die Schlachtopfer mit mir zu tun?!« Aber es hat alles sehr viel mit uns zu tun. Was wird nämlich damit ausgesagt? Es wird gezeigt, dass Gott vollkommene Gerechtigkeit bzw. Genugtuung fordert, und dass Er dies alles so haben will. Er ist der Richter. Er entscheidet, nicht wir. Doch gewisse Leute beteuern: »Sage einfach, dass dir deine Sünde leid tue, und dann wird schon wieder alles in Ordnung sein. Wir kommen alle in den Himmel.« Das werden wir aber nicht! Das behaupten viele zwar, aber sie können dafür überhaupt keine autoritativen Schriftbelege aufweisen. 

Möchtest du wissen, was Gott sagt? Nun, hier ist Sein Gesetz. Er gab es Mose, und Mose gab es dem Volk weiter. Doch das Volk hat weder den Sinn des Gesetzes noch den Sinn des Tempels verstanden. Die Israeliten meinten, der Tempel sei lediglich ein Ort, an dem man ein bestimmtes Ritual und Zeremoniell mitzumachen habe und den man anschließend als guter Mensch wieder verlasse. So lehrt es heute die Katholische Kirche immer noch: »Bekenne deine Sünden dem Priester, tue dieses und jenes, und es wird schon wieder alles in Ordnung sein.« Man erkauft sich damit quasi sein Heil. 

Welch eine Verdrehung des Wortes Gottes! Nein, der ganze Zweck des Tempels und der Stiftshütte und aller Brandopfer und Schlachtopfer und alles dessen, wovon wir im Alten Testament lesen, bestand darin, den Menschen nur eine einzige Lektion beizubringen: dass Gottes Zorn besänftigt werden muss; dass Gott Genugtuung fordert: »Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung [der Sünden]« (Hebr. 9,22). Gott möchte eine vollkommene Opfergabe von uns. Aber wir können sie Ihm nicht bringen. 

Nicht nur die Juden in der Zeit des Alten Testaments, sondern sogar ein so gebildeter Mann wie der Apostel Paulus verfiel vor seiner Bekehrung dem Irrtum, dass er annahm, man könne durch das Befolgen des Gesetzes errettet werden. Er war ein hochintelligenter Mann; aber er hatte das Gesetz Gottes so sehr missverstanden, dass er meinte, er sei buchstäblich untadelig: Weil er nie wirklich einen Menschen ermordet habe, sei er nicht des Mordes schuldig; weil er nie wirklich Ehebruch begangen habe, sei er kein Ehebrecher, und so weiter – er täuschte sich bezüglich aller Zehn Gebote. Doch plötzlich erkannte er den Sinn des Gesetzes, und es wurde ihm bewusst, dass er ein schrecklicher Sünder war. 

Genau das ist im Grunde die Aufgabe des Gesetzes, das Gott Mose gab. Es ist das Wort Gottes, das uns sagt, dass im tiefsten Grunde nichts, was wir Gott jemals opfern können, auch nur von geringstem Wert ist. Wir können Ihm von all den guten Werken erzählen, die wir angeblich getan haben, und Er wird nichts davon gelten lassen, weil Er unsere verdorbene Gesinnung kennt; weil Er unser Herz kennt; weil Er unsere Denkweise kennt; weil Er die Unreinheit und den Schmutz, die dort anzutreffen sind, kennt; unsere »guten  Werke« sind alle Dreck, sind Schaden und Verlust. 

Und wir können Ihm all unser Geld bringen, und doch ist es wertlos; überhaupt nichts von dem, was wir bringen können, ist von irgendwelchem Wert. Gott fordert ein vollkommenes Opfer; Er fordert ein absolut heiliges Leben. Und das war die Lehre, die Er den Kindern Israels mittels der Brandopfer und Schlachtopfer zu übermitteln suchte. Er gab jedem Missetäter die Anweisung: »Nimm ein Lamm, lege deine Hände auf seinen Kopf und übertrage somit im bildlichen Sinn deine Sünden auf das Tier; töte das Tier, nimm das Blut – denn darin ist das Leben –, und bringe es Mir dar!«

9. Das Gesetz weist uns auf Christus hin

Im Grunde genommen sagte Gott: »Es gibt nur eine Möglichkeit, wie eure Sünden vorläufig bedeckt werden können; dies wird euch zwar nicht erretten, aber es weist im Voraus auf etwas hin, das Ich einst tun werde und das euch erretten wird.« Indem Er dem Volk Israel gebot, am Morgen und am Abend ein Lamm zu opfern, sagte Gott gleichsam: »Es kommt ein Tag, an dem Ich Selbst das vollkommene Opfer darbringen werde, und es wird groß genug und rein genug sein, um eure Sünden wegzunehmen. Das Blut der Tiere kann niemals die Seele reinigen. Es reicht nicht hin; es kündigt nur vorbildhaft an, dass einst das Lamm kommen wird, welches Ich für eure Sünden dahingeben werde.« 

Paulus drückt es so aus: »So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin« (Gal. 3,24). Gott gab den Kindern Israels das Gesetz nie mit der Absicht, dass sie sich durch dessen Befolgung selbst erretten mögen. Er wusste genau, dass sie es nicht einhalten konnten; ihr Gewissen verurteilte sie bereits, und das Gesetz sollte alles für sie noch schwieriger machen, »damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot« (Röm. 7,13). 

Hat dieses Wort Gottes als dein »Lehrmeister« an deinem Herzen gewirkt? 

Hat es dich gelehrt, einfach Folgendes zu erkennen:

Dem, was Dein Gesetze spricht,
kann mein Werk genügen nicht.
Mag ich ringen, wie ich will,
fließen Tränen auch sehr viel,
tilgt das nicht die Sünden mein;
Du kannst retten, Du allein! 

Wenn ja, dann bist du von Gott gesegnet, dann bist du mit Gott versöhnt, dann hast du dem Gesetz gegenüber nichts zu befürchten, und die Pforten des Himmels stehen für dich weit offen.


Aus dem Buch »Apostelgeschichte – Band 5«, 3L Verlag, entnommen und gekürzt.

Blog

Wozu gab Gott das Gesetz?

von Verena Penner Lesezeit: 18 min