»Sie reisten aber durch Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war. Paulus aber ging nach seiner Gewohnheit zu ihnen hinein und redete an drei Sabbaten mit ihnen aufgrund der Schriften, indem er erläuterte und darlegte, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste, und [sprach]: Dieser Jesus, den ich euch verkündige, ist der Christus! Und etliche von ihnen wurden überzeugt und schlossen sich Paulus und Silas an, auch eine große Menge der gottesfürchtigen Griechen sowie nicht wenige der vornehmsten Frauen.«
Apostelgeschichte 17,1-4
Wir wissen bereits, dass drei Aspekte die missionarische Tätigkeit von Paulus in besonderer Weise auszeichneten: Erstens hatte er eine deutliche Botschaft, die er verkündigte. Zweitens hatte er eine leidenschaftliche Motivation, die ihn antrieb. Und drittens hatte er eine klare Methodik, die er verfolgte.
Im ersten Teil ging es um den ersten Aspekt, die Botschaft des Evangeliums. Wir haben gelernt, dass eine leidenschaftliche Motivation oder eine herausragende Methodik nichts nützt, wenn die Botschaft verwässert oder verfälscht wird. Daher ist es unerlässlich, dass die Botschaft, die wir verkündigen, das biblische Evangelium ist. Mindestens vier Details sind dabei von größter Wichtigkeit: Erstens musst du deinem Gegenüber aufzeigen, wer Gott ist und was es bedeutet, dass Er gerecht und heilig ist. In diesem Licht musst du zweitens darauf eingehen, dass der Mensch ein Sünder ist und vor diesem heiligen und gerechten Gott nicht bestehen kann. Daraufhin musst du auf das vollkommene Opfer von Jesus Christus hinweisen, dass Er stellvertretend für Sein Volk den Zorn Gottes auf sich genommen hat. Erst dann kannst du dein Gegenüber zu der Reaktion auffordern, über seine Sünden Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben, um gerettet zu werden. Das ist also die Botschaft, die man kennen und verkündigen muss.
Nun kann es aber vorkommen, dass du zwar eine saubere Theologie und ein tiefes Verständnis des Evangeliums besitzt, du jedoch keine Leidenschaft und keine Motivation hast, dieses Evangelium zu verkündigen. Dann ist es, als würdest du den größten Schatz der Welt vergraben (Mt. 25,25). Deshalb fordert Petrus uns auch auf, »allezeit bereit zur Verantwortung [zu sein] gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in [uns] ist« (1.Pt. 3,15). Es ist also essenziell, dass du neben der klaren Botschaft des Evangeliums auch eine leidenschaftliche Motivation hast, dieses Evangelium anderen weiterzusagen. Aus diesem Grund widmen wir uns nun in besonderer Weise dem Aspekt, was dich motivieren kann und soll, das Evangelium anderen mitzuteilen.
Die Motivation, das Evangelium mitzuteilen
Auch wenn es unterschiedliche Gründe gibt, die uns motivieren können, das Evangelium anderen mitzuteilen, will ich mich hier auf folgende fünf Gründe beschränken:
1. Der Beistand Christi
Ein großes Hindernis für die persönliche Evangelisation ist die Menschenfurcht. Sie wirkt wie eine Blockade, die uns daran hindert, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Wir fürchten uns davor, wie die Menschen wohl reagieren, was sie zu uns sagen oder wie sie über uns denken werden, wenn wir mit ihnen von Jesus reden. Nun, genau diese Furcht vor den Menschen nahm Jesus Seinen Jüngern, als Er ihnen den großen Missionsbefehl gab. Unmittelbar vor Seiner Himmelfahrt erteilt Jesus Seinen Jüngern diese scheinbar unmögliche Aufgabe, in die ganze Welt hinauszugehen, um alle Völker zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und sie alles zu lehren, was Er ihnen befohlen hat. Da Jesus wusste, dass Seine Jünger nicht nur verängstigt, sondern, auf sich allein gestellt, auch unfähig waren, diesen Auftrag auszuführen, leitete Er ihn mit folgenden Worten ein: »Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.« Und zum Schluss fügte Er noch hinzu: »Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen« (Mt. 28,18.20).
Jesus umschließt diesen menschlich gesehen unmöglichen Auftrag, Sein Evangelium überall zu verbreiten, mit der Zusage und der Verheißung, dass Er Seinen Jüngern mit Seiner Allmacht und Seiner Gegenwart beistehen werde, diesen Auftrag auszuführen. So ermutigte und motivierte Er Seine Jünger, das Evangelium in die Welt hinauszutragen, indem Er ihnen verdeutlichte, dass ihr Erfolg nicht von ihnen selbst abhing, sondern von Seinem Beistand. Sie wussten daher: Auch wenn Jesus nicht mehr physisch auf dieser Erde anwesend ist, so ist Er doch durch Seinen Geist in jedem Gläubigen und in der Gemeinde gegenwärtig (Joh. 14,23). Und genau diese Seine Gegenwart, dieser Beistand Jesu, wodurch die Jünger zur Verbreitung des Evangeliums befähigt wurden, wird in der Apostelgeschichte offenbar. Die Apostel hatten so viel Kraft und Freude daran, das Evangelium zu verbreiten, dass gesagt werden konnte: Sie versetzen »die ganze Welt in Aufruhr« (Apg. 17,6).
Mach dir also bewusst, wo auch immer du bist, mit wem auch immer du dich unterhältst: Wenn du ein erlöstes Kind Gottes bist, dann ist Christus durch Seinen Geist bei dir und befähigt dich, Sein Zeuge zu sein. Er ist es, der dir die Kraft und den Mut schenkt und dir die richtigen Worte in den Mund legt, um Ihn zu bezeugen. Je mehr du darüber nachdenkst, was es bedeutet, dass Christus bei dir ist, umso mehr wirst du die Menschenfurcht ablegen und die Freimütigkeit empfangen, den Menschen von Christus zu erzählen.
2. Das Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist
Ein weiterer Grund, weshalb wir bei der persönlichen Evangelisation oft träge sind, besteht darin, dass wir zu selten über die Realität und den Schrecken der Hölle nachdenken. Doch genau diese Tatsache war für Paulus eine brennende Motivation, was in 2. Korinther 5,11 zum Ausdruck kommt: »In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu überzeugen.«
Unsere Gesellschaft vermeidet es, über die Hölle nachzudenken. Liberale Theologen gehen sogar so weit, dass sie die Realität der Hölle leugnen. Und diese ungesunde Vorgehensweise sickert leider immer mehr in die Gemeinden ein, sodass nicht mehr um das Seelenheil der Sünder gerungen wird und sie nicht mehr vor der Hölle gewarnt werden. Doch wenn wir ernsthaft darüber nachdenken, was diejenigen erwartet, die in ihren Sünden sterben, sollten wir dringlichst dazu bewegt werden, sie davor zu warnen.
Unser Herr Jesus Selbst und die ganze Bibel sprechen an vielen Stellen über den Schrecken der Hölle. Die Hölle wird beschrieben als ein Ort, wo das Heulen und Zähneknirschen sein wird (Mt. 13,42). Sie ist ein Ort, »wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt« (Mk. 9,48). Die Hölle ist der Feuer- und Schwefelsee, wo die Menschen »gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit« (Off. 20,10). An diesem Ort wird Gott Selbst die Seele und den Leib der Sünder verderben (Mt. 10,28). In der Hölle wird »der Rauch ihrer Qual [aufsteigen] von Ewigkeit zu Ewigkeit; … [und sie] haben keine Ruhe Tag und Nacht« (Off. 14,11).
Kurz gesagt, die Hölle ist ein Ort, an dem der Sünder für immer und ewig unvorstellbare Qualen erleiden wird. Weil wir aus der Schrift wissen, was Gott mit Sündern tun wird, die in ihren Sünden sterben, sollten wir die Menschen davon überzeugen, dass sie Buße tun, von ihren Sünden umkehren und an Christus glauben müssen, um dem kommenden Gericht zu entfliehen.
Ich denke, wenn Gott dich und mich nur für einen Augenblick den Schrecken der Hölle spüren ließe, dann würden wir unser ganzes Leben damit verbringen, Menschen vor diesem Ort der Qual zu warnen. Manche würden hier einwenden, dass wir dadurch die Hölle als Druckmittel nutzen, um den Menschen Angst zu machen. Wer von uns warnt seine Kinder nicht vor den Gefahren, wenn sie am Bahnhof versuchen, auf den Gleisen zu spielen? Selbstverständlich warnen wir sie davor und erklären ihnen die Konsequenzen, in der Hoffnung, dass sie Angst bekommen und es niemals wagen, über die Gleise zu springen. So sollten wir auch die Menschen vor den Konsequenzen ihrer Sünde warnen und vor dem Ort, an dem sie, wenn sie nicht umkehren, bis in alle Ewigkeit sein werden. Es ist legitim, ihnen Angst davor zu machen, sonst hätte Jesus nicht so viel darüber geredet. Auch wenn dies ein unangenehmes Thema ist, solltest du dich mit der Hölle beschäftigen, um dazu bewegt zu werden, Menschen zu Jesus zu führen.
3. Die Liebe Christi
Neben dem Schrecken und der Furcht des Herrn wurde Paulus vor allem von der Liebe des Herrn dazu angetrieben, das Evangelium zu verbreiten, wie er es in 2. Korinther 5,14 ausdrückt: »Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben.« Paulus spricht hier nicht von seiner eigenen Liebe zu Christus, sondern von der Liebe, die Christus zu ihm hat. Denn unsere Liebe zu Christus ist sehr schwankend, doch Seine Liebe ist ewig, unergründlich und gleichbleibend. Und diese ewige, göttliche Liebe, mit der Christus uns Gläubige liebt, sollte in uns eine solche Leidenschaft entfachen, anderen Menschen davon zu erzählen, was Er am Kreuz vollbracht hat. Diese Liebe Christi uns gegenüber ist so unbegreiflich, dass Paulus für die Epheser betet, dass sie dazu befähigt werden, »mit allen Heiligen zu begreifen, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei, und die Liebe des Christus zu erkennen, die doch alle Erkenntnis übersteigt, damit [sie] erfüllt [werden] bis zur ganzen Fülle Gottes« (Eph. 3,19).
Je mehr wir erkennen, wie sehr Christus uns liebt, umso mehr werden wir von dieser Liebe gefangen genommen. Je mehr wir verstehen, wie groß die Liebe Gottes ist, umso mehr zehrt sie uns auf. Denk einmal darüber nach, dass Christus für uns als Sein Volk gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Mach dir bewusst, dass Gott Seinen Sohn in eine sündige Welt sandte und Ihn für Sünder dahingegeben hat. Christus ist nicht für Gerechte, sondern für Sünder gestorben; darin beweist Gott uns Seine unergründliche Liebe (Röm. 5,8).
Wenn wir diese Liebe erkennen, können wir gar nicht anders, als den Menschen von Christus zu erzählen. Das war es, was Paulus motivierte. Diese Liebe ist der Grund dafür, dass Menschen bereit waren, ihre Familien, Angehörigen und ihre Länder zu verlassen, um in den entferntesten Orten unerreichten Völkern Christus zu predigen. Die Liebe Christi war es, die Menschen dazu bewegte, ihr eigenes Leben zu opfern, um anderen das Evangelium von der Gnade Gottes zu bringen. Oh wenn wir nur mehr von Seiner Liebe erkennen könnten! Was wären wir dann bereit, für Ihn zu tun?! Wenn wir nur mehr von Ihm, Seiner Herrlichkeit und Seiner Liebe erkennen würden! Zu welchen Opfern würden wir bereit sein, um anderen das Evangelium zu bringen?! Studiere daher die Liebe des Christus. Sie wird dich motivieren, anderen die rettende Botschaft weiterzugeben.
4. Die Freude Christi
Wir dürfen niemals vergessen, dass Christus in diese Welt gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist, und dass es für Ihn eine große Freude ist, wenn Sünder zum Glauben an Ihn kommen und gerettet werden. In Lukas 15 legt uns Jesus zwei Gleichnisse vor, in denen Er über den Wert einer Seele spricht und darüber, wie groß die Freude im Himmel ist, wenn sich ein Sünder bekehrt.
Das erste Gleichnis handelt von einem Hirten, dem eines seiner Schafe verlorengegangen ist und der sich übermäßig freut, als er es gefunden hat. Daraufhin erklärt Jesus: »Ich sage euch, so wird auch Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die keine Buße brauchen!« (Lk. 15,7). Er erzählt noch ein zweites Gleichnis, von einer Frau, die ein Geldstück verloren hat und sich übermäßig freut, als sie es gefunden hat, woraufhin Jesus erklärt: »Ich sage euch, so ist auch Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut« (Lk. 15,10).
In den Augen Gottes und in den Augen der Engel ist die Seele eines einzigen Menschen so kostbar, dass der ganze Himmel sich über die Rettung einer Seele freut. Wenn eine einzige Seele in den Augen Gottes kostbar ist, sollte sie dann nicht auch dir kostbar sein? Deswegen lautet auch die Warnung Jesu in Markus 8,36: »Denn was wird es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben verliert?« Nichts auf dieser Welt ist so kostbar wie die Seele eines Menschen!
Wenn wir Christus lieben, dann wollen wir Ihm Freude machen. Ein Weg, wie du und ich Ihm Freude machen können, ist, Sünder zur Buße zu führen. Denk darüber nach, wie sehr sich Christus und der ganze Himmel mit Ihm freut und jubelt, wenn du einem Sünder das Evangelium erklärst und dieser durch Buße und Glauben wahrhaftig errettet wird. Mach dir bewusst, dass Christus dich als Werkzeug gebrauchen möchte, um Seine Erwählten zu sammeln und zu retten. Gott der Vater steht mit offenen Armen da und empfängt voller Freude jeden Sünder, der zu Ihm umkehrt. Christus freut sich über jeden Sünder, der Ihn im Glauben ergreift. Diese Freude des Himmels sollte dich und mich motivieren, ohne Ausnahme allen Menschen das Evangelium weiterzugeben.
5. Die Ehre Gottes
Schließlich sollten wir bei all diesen Gründen, die uns motivieren, nicht vergessen, dass es bei der Errettung von Seelen immer um die Ehre Gottes geht. Denn letztlich rettet Gott die Seinen immer zu Seiner eigenen Ehre, wie wir in Hesekiel 36,22 bezüglich Israel lesen: »Darum sprich zu dem Haus Israel: So spricht GOTT, der Herr: Nicht um euretwillen tue Ich dies, Haus Israel, sondern wegen Meines heiligen Namens, den ihr entweiht habt unter den Heidenvölkern, zu denen ihr gekommen seid.«
Der Mensch kann nichts zu seiner Errettung beitragen. Im Gegenteil, der Mensch entweiht den Namen Gottes täglich durch seine unzähligen Sünden. Kehrt jedoch ein Sünder von seinen Sünden um, dann ist es das Werk Gottes. Und Gott tut dies, um Seinen heiligen Namen zu verherrlichen. Wenn wir also mit Menschen über das Evangelium reden wollen, um sie zu Christus zu führen, sollte die Ehre Gottes eine ausschlaggebende Motivation für uns sein.
Es geht bei der Evangelisation nicht darum, so viele Seelen wie möglich zu gewinnen. Es geht nicht darum, eine Strichliste zu führen, um sich am Ende damit brüsten zu können, wie viele Menschen man zu Christus geführt habe. Es geht nicht darum, wie clever du bist oder wie erfolgreich deine Strategie ist. Es geht darum, Gott zu verherrlichen. Und Gott wird schon durch die Errettung einer einzigen Seele verherrlicht. Also mach dir bewusst, dass Gott es ist, der die Menschen rettet, und zwar nach Seinem Willen, durch Seine Mittel und zu Seiner Ehre. Dann werden alle anderen Gründe auf den richtigen Platz gelangen.
Dies sind also die fünf Gründe, die in uns eine Leidenschaft entfachen sollten, anderen Menschen das Evangelium der Gnade Gottes zu verkündigen: der Beistand Christi, die Furcht Gottes, die Liebe Christi, die Freude Christi und die Ehre Gottes. Bewege diese Dinge im Gebet und ringe darum, dass Gott dir helfen möge, diese Wahrheiten nicht einfach nur zu verstehen, sondern dass sie dich wirklich tief bewegen und dich zum Evangelisieren motivieren.