Bevor unser Herr Jesus ans Kreuz ging, hielt Er vor Seinen Jüngern noch eine lange Abschiedsrede, die wir in den Kapiteln 13-16 im Johannesevangelium finden. Alles, was Er in den letzten Stunden zu ihnen gesagt hat, sollte sie auf die kommenden schweren Zeiten vorbereiten; damit waren diese Worte ein Beweis für Seine Liebe. Er sagte ihnen das alles mit der Absicht, »damit ihr in Mir Frieden habt«. Ja, Er würde bald zu Seinem himmlischen Vater gehen und die Jünger in der Welt zurücklassen, in der sie Bedrängnis erleiden mussten – wie konnte es auch anders sein, wenn diese Welt ihren Herrn hasste und Ihn bald umbringen würde? Eine Welt, die keinen Platz für unseren geliebten Herrn hat, kann für die Seinen kein gutes Zuhause sein. Als Christen haben wir dennoch Ursache, getrost zu sein, denn unser Herr hat die Welt überwunden. Er ist als Überwinder in den Himmel zurückgekehrt; und dort vergisst Er die Seinen nicht. Nein, Er, der sie während Seiner Erdentage geliebt hat, liebt sie bis ans Ende (Joh. 13,1).
Unser Herr wird bei jedem Seiner erlösten Kinder sein, bis an das Ende ihres Erdenlebens. Während Er jetzt im Himmel ist, tritt Er beständig für uns ein. Als wahre Christen erleben wir nicht nur Bedrängnis von Seiten der Welt, sondern auch den wahren Frieden unseres Herrn.
Seit mehr als dreizehn Jahren dürfen wir die Missionsarbeit in Afghanistan unterstützen; wir dürfen dabei beobachten, wie unser Herr in Seiner Gnade die rettende Botschaft in diesem muslimischen Land verkündigen lässt. Es ist der Herr, der Menschen beruft und aussendet, um Sein Evangelium zu predigen. Es ist aber auch derselbe Herr, der Seinen Botschaftern mitten in schwerer Bedrängnis Seinen Frieden gibt.
Unsere Geschwister in Afghanistan standen fast täglich in Todesgefahr; aber inmitten all der Bedrängnisse sahen sie die Herrlichkeit unseres Herrn. Durch Gottes Gnade kamen immer mehr Menschen zum echten Glauben an Jesus Christus. Diese jungen Christen wurden in der biblischen Lehre unterwiesen, sodass sie schon nach einigen Jahren imstande waren, andere im Wort Gottes zu unterweisen. Die ganzen Jahre über wirkte unser Herr so mächtig, dass mehrere Untergrundgemeinden im ganzen Land entstanden.
Die Missionare in Gefahr
Im August ereilten uns täglich durch die öffentlichen Medien furchtbare Berichte, Bilder und Videos, die uns eine Vorstellung von den grauenhaften Zuständen in Afghanistan gaben.
All das, was uns Omar – der Missionar, der die Verantwortung für die Arbeit in diesem Gebiet trägt – seit einigen Jahren regelmäßig über den Zustand des Landes berichtete, schien sich gerade in den letzten Monaten enorm zu verdichten. Im Juli schrieb uns Omar, dass sich die gesamte Lage in Afghanistan stetig destabilisiert habe, sodass die afghanischen Missionare etwa einen Monat vor der Machtergreifung der Taliban gemeinsam überlegten, wie sie das Land verlassen und ihre Familien in Sicherheit bringen könnten. Man kannte sie; sie waren aufgefallen. Wenngleich nicht viele wussten, dass sie Missionare waren, wusste man doch, dass sie nicht mehr zum Islam gehörten, und das gilt als Verrat.
Jetzt waren sie in realer Gefahr, mitsamt ihren Familien. Ihnen war klar, dass sie mit ihren Familien nun untertauchen müssten, wenn sie sie beschützen wollten …
Was geschah bis zum 31. August?
Während also die politische und militärische Lage auf eine Eskalation zusteuerte, wurden die Missionare auch von Seiten ihrer muslimischen Familien stärker bedroht, sodass sie um das Leben ihrer Frauen und Kinder fürchten mussten. So suchten sie Wege, wie sie ihre Familien außer Landes bringen könnten, und vertrauten dabei dem Herrn, dass Er sie Seinem Willen gemäß führen werde.
Doch am 15. August traf das ein, was das ganze Land seit Jahren befürchtet hatte und was doch so unvorstellbar war: Die Taliban ergriffen die Macht – Kabul ist gefallen.
Von da an gaben die Taliban allen anderen Ländern nur noch 16 Tage Zeit bis zur Schließung der Grenzen. Nur 16 Tage verblieben, um diejenigen zu retten, die Ausländer oder besonders gefährdete Personen sind.
In Absprache mit Omar versuchten wir und eine weitere Organisation es auf unterschiedlichen Wegen, einige Personen aus dem Land zu bringen.
Zu diesen Personen zählen afghanische Missionare, die die Verantwortung für die Gemeinden und die Missionsarbeit tragen, mit ihren engsten Angehörigen. Ihre Bestrebungen sind den Extremisten ein Dorn im Auge, und sie scheuen sich nicht, denjenigen zu schaden, die daran beteiligt waren. Doch sie rechnen nicht mit Gott, den unsere Geschwister kennen und dem sie unter Einsatz ihres Lebens dienen. Sie können vielleicht ihr Leben erschweren oder ihnen das Leben nehmen; sie können aber das Evangelium nicht zum Schweigen bringen.
Gott regiert souverän und wird Sein Reich weiterhin bauen. Es hat im Laufe der gesamten Geschichte noch niemand geschafft, die Kraft des Evangeliums zu bändigen und die Gemeinde Jesu Christi zu vernichten. Das wird auch in diesen Zeiten nicht gelingen. Durch Gottes Gnade durfte das kraftvolle Wort Gottes im Land verbreitet werden. Und eines ist klar: Es wird Frucht bringen; es wird Menschen erretten; es wird die Gläubigen trösten und stärken; es wird überall da, wo es hingelangt, zur Verherrlichung Gottes beitragen. Die Kraft des Evangeliums ist nicht zu bändigen.
Während dieser letzten Wochen standen wir in ständigem Kontakt mit Omar. In solchen Zeiten zeigt sich klar, wer sein Vertrauen tatsächlich auf den Herrn und Seine Verheißungen setzt. Diese Zeit ist in Afghanistan nicht nur für die Christen schwer. Wer kann da von Frieden und Ruhe sprechen? Nur der, der Frieden aus einer höheren Quelle hat – Frieden in Christus. Die wahrhaft Gläubigen erwartet eine über alle Maßen große Herrlichkeit, wenn sie diese Welt verlassen. Von dieser Freude wissen die Ungläubigen nichts zu sagen.
Immer wieder, wenn unsere verfolgten Geschwister aus Afghanistan hörten, dass die Gläubigen aus anderen Ländern sich um sie sorgen und für ihre Freiheit beten, erwidern sie mit ähnlichen Worten wie der Apostel Paulus: »Was tut ihr da, dass ihr weint und mir das Herz brecht? Ich bin bereit, mich in Jerusalem nicht nur binden zu lassen, sondern auch zu sterben für den Namen des Herrn Jesus!« (Apg. 21,13). Diese Worte können nur diejenigen von Herzen sagen, die ihr Vertrauen wirklich auf den souveränen Herrn gesetzt haben, nicht wahr?
Die Zeit danach …
Wenn man jetzt einen Blick in das Land wirft, herrscht unter dem Volk große Angst, und auch die Gläubigen müssen sich gegenseitig stets ermutigen, dem Herrn zu vertrauen.
Nur eine Familie von den Geschwistern, mit denen wir verbunden sind, hatte es vor dem 31. August geschafft, das Land zu verlassen. Für die anderen beschränkte sich der Dienst zunächst auf die Gemeinde, da sie verdeckter arbeiten mussten. Die Gläubigen erlebten immer wieder Bedrängnis, aber auch den Frieden Gottes, und sie wurden von den Missionaren mit dem Wort Gottes getröstet und im Glauben gestärkt. Sie ermutigten die Brüder dazu, den Dienst in den Gemeinden fortzusetzen. Mit dem Psalmdichter vermögen sie zu sagen: »Angst und Drangsal haben mich getroffen; aber Deine Gebote sind meine Freude« (Ps. 119,143). »Dein Wort, Herr, ist das Wort des Lebens, unsere Quelle des Trostes, der Freude und der Kraft!«
Dann kam – völlig unerwartet – Hilfe für die Missionare. Sie wurden mitsamt ihren Familien außer Landes gebracht.
Die dort verbliebenen Pastoren der Untergrundgemeinden sind bereit, der Gemeinde Jesu in diesen gefährlichen Zeiten weiterhin zu dienen. Sie bitten um Unterstützung im Gebet. Für die Gläubigen dort ist es wichtig, in der Erkenntnis unseres Herrn zu wachsen; denn Wachstum bringt Freude in Christus und Hoffnung. Erstaunlicherweise verstehen sie das sehr gut.
Jesus tröstete Seine Jünger kurz vor Seiner Hinrichtung: »Dies habe Ich zu euch geredet, damit ihr in Mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden!« (Joh. 16,33). Auch heute gilt den echten Christen der Trost: Fürchtet euch nicht, geliebte Kinder Gottes! In Christus habt ihr Frieden, weil Er euch mit einer ewigen und göttlichen Liebe liebt. Ihr Gläubigen habt Frieden, denn Christus hat die Welt überwunden! Er hat sie überwunden! Die Welt mag euch verfolgen und sogar töten; aber Christus hat die Welt, die Sünde, den Teufel besiegt. Sein Sieg ist unser Sieg! Wir triumphieren mit Christus. Unsere lieben afghanischen Geschwister dürfen Frieden haben, weil ihre ewige Seele sicher in Christus verborgen ist.
BETEN SIE MIT!
1) Beten Sie, dass die Gemeinde Jesu in diesen schwierigen Zeiten ihr Vertrauen auf den Herrn setzt!
2) Beten Sie, dass wir die Gemeinde unterstützen und ihren Dienst weiterhin fördern können!
3) Beten Sie für die Familien innerhalb und außerhalb des Landes, dass sie mit allen nötigen Mitteln versorgt sind!
4) Beten Sie insbesondere für Omar, Djamal, Ben, Atilla, Amir und Farid und für ihre Frauen und Kinder!
5) Beten Sie, dass Gott in Seiner Gnade im Land Afghanistan eine Erweckung bewirken möge!
Wir sind dankbar für jedes Gebet für uns und unsere lieben afghanischen Geschwister.
In Seiner Gnade benutzt Gott manchmal Kriege, Krankheiten, Verfolgungen und Katastrophen, um ein Land zum Hören des Evangeliums bereit zu machen; Er schickt dann Missionare und Evangelisten ins Land, damit die Menschen durch das kraftvolle Evangelium zum Glauben an Jesus Christus kommen. Manchmal jedoch müssen einige Christen um ihres Herrn willen zuerst ihr Leben lassen, wie z. B. Jim Elliot, oder wie Stephanus in der Apostelgeschichte, oder sie müssen viele Jahre für die Erweckung des Landes beten.
Also lasst uns beten! In Afghanistan herrscht seit über 40 Jahren Krieg und eine schreckliche Christenverfolgung – lasst uns dafür beten, dass die Gläubigen nicht müde werden, sondern Gott und Sein Wort lieben, es lesen, ausleben und lehren und den gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes verkündigen! Lasst uns für eine Erweckung in Afghanistan beten!