Wie Jesus das Evangelium verkündigte

17 Mai, 2023

Kategorie: Bücher, Erbauung

Bibelbuch: Johannes

Wie Jesus das Evangelium verkündigte



Wenn man den typischen Christen von heute darum bittet, das Evangelium zusammenzufassen, wird man unweigerlich Sätze hören wie: »Nimm Jesus Christus als deinen persönlichen Retter an«, »Bitte Jesus, in dein Herz zu kommen«, »Lade Christus in dein Leben ein«, oder »Entscheide dich für Christus«. Christen haben sich so sehr daran gewöhnt, diese Ausdrücke zu verwenden, dass es dich vielleicht überrascht, wenn du erfährst, dass keiner von ihnen auf biblischer Terminologie basiert. Diese Formulierungen sind Produkte eines verwässerten Evangeliums. 

Das Evangelium Jesu ist ein Ruf zur Jüngerschaft, ein Aufruf, Ihm in unterwürfigem Gehorsam nachzufolgen, und nicht nur eine Einladung zu einer Entscheidung oder zum Nachsprechen eines Gebets.

Du musst wiedergeboren sein

Nicht jeder, der behauptet, ein Christ zu sein, ist es auch wirklich. Ungläubige legen falsche Bekenntnisse zum Glauben an Christus ab, und Menschen, die nicht wirklich Christen sind, können dahingehend betrogen sein, zu denken, dass sie es seien. 

Jesus sagte, Er sei »gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist« (Lk. 19,10). Aber in Seinem Umgang mit Sündern hat Er nie zu einer schnellen, einfachen oder oberflächlichen Reaktion ermutigt. Er wies weit mehr Interessierte ab, als Er gewann, denn Er weigerte sich, eine Botschaft zu verkünden, die irgendjemandem falsche Hoffnung geben würde.

Die Begegnung Jesu mit Nikodemus in Johannes 3 ist ein Beispiel dafür. Es ist das erste Seiner evangelistischen Einzelgespräche, das in den Evangelien aufgezeichnet ist. Es ist eine Ironie, dass Jesus, der so oft mit dem Unglauben und der unverhohlenen Feindseligkeit der Pharisäer konfrontiert wurde, Seinen evangelistischen Dienst damit begann, dass Er einem führenden Pharisäer antwortete, der zu Ihm kam. Wir könnten erwarten, dass Jesus Nikodemus herzlich willkommen hieß; aber Jesus kannte den Unglauben und die Selbstgerechtigkeit im Herzen von Nikodemus.

Nikodemus beginnt das Gespräch mit diesem Glaubensbekenntnis: »Rabbi, wir wissen, dass Du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann diese Zeichen tun, die Du tust, es sei denn, dass Gott mit ihm ist« (Joh. 3,2). Er war fasziniert von Christus. Vierhundert Jahre lang hatte es keinen Propheten mehr gegeben.

Jesus, der alle Menschen kannte (Joh. 2,24), verstand, was Nikodemus wirklich auf dem Herzen lag. Er ignorierte sein Glaubensbekenntnis und beantwortete stattdessen eine Frage, die er gar nicht gestellt hatte: »Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!« (Joh. 3,3).

Nikodemus war offensichtlich verblüfft über die Antwort Jesu. Sie enthielt vier entscheidende Wahrheiten, die ihn erstaunt haben müssen.

Die Nutzlosigkeit der Religion

Jesus verlangte von Nikodemus, alles aufzugeben, wofür er stand, und Nikodemus wusste das. Christus stellte ihn vor die schwierigste Forderung, die Er machen konnte. Nikodemus hätte gerne Geld gespendet, gefastet oder irgendein von Jesus vorgeschriebenes Ritual ausgeführt. Aber von ihm eine geistliche Wiedergeburt zu fordern, bedeutete, dass er seine eigene Unfähigkeit anerkennen und sich von allem abwenden musste, für das er sich engagiert hatte. 

Nikodemus verstand die Botschaft, und es ist offensichtlich, dass sie ihm den Atem verschlug. Er fragte Jesus: »Wie kann das geschehen?« (V. 9).

Die Einheit der Offenbarung

»Jesus erwiderte und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht?« (V.10). Diese Zurechtweisung durch den Herrn brachte Nikodemus völlig zum Schweigen. 

Die Erwiderung Jesu machte auch einen wichtigen Lehrpunkt deutlich. Denn die eindeutige Schlussfolgerung ist, dass das Alte Testament schlicht und einfach den Weg zur Errettung lehrte (vgl. 2.Tim. 3,15). Jesus verkündigte keinen neuen oder anderen Weg der Erlösung (vgl. Mt. 5,17). Selbst im Alten Testament war das ewige Leben nie eine Belohnung für diejenigen, die das Gesetz befolgten; es war eine Gnadengabe an bußfertige Sünder, die durch den Glauben die Erlösung von ihrer Sünde suchten. Dennoch bedeutete es immer einen Neuanfang, eine Abkehr von der Sünde und eine Hinwendung zu Gott. Wenn Menschen sich bekehren oder umkehren, beweisen sie damit die Tatsache, dass sie wiedergeboren sind. Die Bekehrung ist etwas, was der Wiedergeburt folgt.

Die Notwendigkeit der Wiedergeburt

Trotz seiner großen Fähigkeiten als Lehrer und seiner Versessenheit auf die Details des Gesetzes war Nikodemus dem Gesetz nicht gerecht geworden. Jesus versuchte nicht, diese Tatsache zu verschleiern oder abzuschwächen. Nikodemus hegte und pflegte in sich eine große Sünde, deren er sich nicht einmal bewusst war – die Sünde des Unglaubens. Als Nikodemus sagte: »Ich verstehe es nicht«, meinte er eigentlich: »Ich glaube nicht«. Unglaube erzeugt immer Unwissenheit.

Jesus wollte ihn wissen lassen, dass der Glaube vor dem vollen Verständnis kommt. Wie Paulus in 1. Korinther 2,14 schrieb: »Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss.« Der Verstand eines Ungläubigen kann geistliche Wahrheiten nicht erfassen; der Unglaube versteht nichts.

Wie die meisten religiösen Ungläubigen wollte auch Nikodemus nicht zugeben, dass er ein hilfloser Sünder war und völlig verdorben. Jesus kannte die Wahrheit. Nikodemus hielt sich für einen großen geistlichen Führer. Jesus hatte ihn auf ein Nichts reduziert.

Dies ist also Seine Botschaft: »Ihr müsst von Neuem geboren werden!« (Joh. 3,7). Die Wiedergeburt ist keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit. Niemand – nicht einmal der religiöseste Pharisäer – ist von dem göttlichen Aufruf zur neuen Geburt ausgenommen. Und damit haben wir den Ausgangspunkt der ganzen Wahrheit des Evangeliums: Errettung ist unmöglich ohne göttlich gewirkte Wiedergeburt.

Die Realität der Erlösung

Jesus gab den Sündern diese wunderbare Verheißung: »Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; …« (Joh. 3,18). Gleichzeitig warnte Er aber auch die Pharisäer und all diejenigen, die Christus ablehnten: »… wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat.« 

Jesus – allein Jesus – ist die einzige Quelle des Heils. Diejenigen, die nicht an Seinen Namen glauben, sind verdammt und vom ewigen Leben ausgeschlossen. Ganz gleich, wie ernsthaft, wie religiös man ist, wie sehr man sich mit guten Werken beschäftigt – jeder muss wiedergeboren werden. Es gibt keine Verheißung des Lebens – nur eine Garantie der Verdammung – für diejenigen, die sich nicht mit den sündigen, sterbenden Israeliten identifizieren wollen und sich im Glaubensgehorsam von der Sünde abwenden und sich dem Einen zuwenden, der erhöht wurde, damit sie nicht verlorengehen müssen. 

Was wir heute brauchen, ist eine völlige Neubesinnung auf das Evangelium. Wir müssen zurückkehren zu der Grundlage biblischer Lehre von der Errettung – zu dem Evangelium, das Jesus predigte.


Ein Auszug aus dem Buch:

Jesus allein

In »Jesus allein« macht John MacArthur deutlich, dass das von Jesus verkündete Evangelium ein Aufruf zur Selbstverleugnung, zu radikalen Veränderungen und zum Dienst für Ihn ist. Schwierige Forderungen? Menschlich gesehen unmöglich! Doch diese Lebensweise ist erreichbar, wenn wir verstehen, dass echter Glaube ein Herz hervorbringt, das sich völlig der Herrschaft Christi unterwirft.

»Jesus allein« beleuchtet das Evangelium, das Jesus Selbst gepredigt hat.

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Wie Jesus das Evangelium verkündigte

von Verena Penner Lesezeit: 5 min