Mein geistlicher Kampf

21 April, 2023

Kategorie: Kurzbiografien

Thema: Prediger

Mein geistlicher Kampf


(1628-1688)

»Ich sah einen Mann da stehen, der war gekleidet in schmutzige Lumpen …
ein Buch in der Hand und eine große Last auf seinem Rücken.«

So heißt es im ersten Absatz des berühmten Klassikers, der »Pilgerreise« von John Bunyan. Sie ist neben der Bibel das meistgelesene Buch und zugleich ein Buch, durch welches Gott unzählige Menschen gesegnet hat.

Wie kommt es, dass John Bunyans Bücher weltweit in großen Mengen verbreitet wurden? Wer ist er? Und warum konnte Gott diesen Mann so wunderbar gebrauchen?

Obiges Zitat aus der Pilgerreise trifft exakt auf den Zustand des Autors in seiner Kindheit und Jugend zu. Bunyan schreibt: »Ich war ein folgsamer Sklave des Teufels und lebte ohne Gott in der Welt. Es gab nur wenige meinesgleichen, die so fluchen, schwören, lügen und lästern konnten wie ich.« In Seiner Gnade hielt Gott ihn aber auf – zuerst durch eine schreckliche Angst vor dem zukünftigen Gericht. Mit der Zeit aber wurde John Bunyan gleichgültig. Daraufhin ließ der Herr Ereignisse in seinem Leben zu, die ihn sehr erschreckten. Mehrmals ist er mit knapper Not dem Tod entronnen, was er eindeutig als Rufe Gottes erkannte.

Eines Tages ging er nach Bedford. In einer der Straßen saßen etwa vier Frauen vor einer Tür in der Sonne und sprachen miteinander über Gott und Seinen Dienst. »Ich näherte mich ihnen, um besser zuhören zu können«, erzählt Bunyan, »denn ich redete in jener Zeit selbst gern über religiöse Dinge. Doch hier hörte ich etwas, das ich gar nicht verstand, denn es überstieg weit mein Fassungsvermögen. Sie unterhielten sich über eine neue Geburt als dem Werk Gottes an ihrem Herzen, und wie sie von ihrem von Natur so elenden Zustand überführt worden waren. Sie konnten auch bezeugen, dass Gott ihre Seele im Herrn Jesus mit Seiner Liebe erfüllt habe, und wie Er sie mittels Seines Wortes gegen die Anfechtungen und Versuchungen des Teufels getröstet habe und sie immer wieder neu ermutige und stärke. Auch redeten sie von der Bosheit und dem Unglauben ihres eigenen Herzens und sprachen mit Abscheu von ihrer eigenen Gerechtigkeit, da sie befleckt und untauglich sei zu irgend etwas Gutem.« Ihre Gesichter strahlten vor Freude, als sie so miteinander redeten. Da begann der junge Mann seinen erbärmlichen Zustand zu erkennen.

Also suchte er immer wieder die Gemeinschaft dieser Frauen aus Bedford auf. »Ich entdeckte, dass ich bis jetzt verblendet, unwissend, elend und gottlos gewesen war. Mein Gewissen wurde überführt. Auch musste ich ständig über das von ihnen Gehörte nachsinnen, über das, was meine Seele so sehr brauchte: die ewigen Dinge, das Himmelreich.« Heftige innere Kämpfe, Zweifel und Versuchungen plagten Bunyans Seele. Mit großer Sehnsucht dachte er über das Glück der Frauen aus Bedford nach und las eifrig die Bibel, um darin einen Weg zur Errettung und zum Frieden zu finden. Dann erkannte er es: »Ich – Jesus – bin die Tür. Wenn jemand durch Mich hineingeht, wird er gerettet werden …« (Joh. 10,9). Und Bunyan begann an Jesus Christus zu glauben. Doch statt nun Frieden zu finden, plagten ihn immer noch Zweifel. Was ist, wenn er doch nicht errettet sei? Wenn seine Buße und sein Glaube nicht durch den Herrn gewirkt waren?

Nachdem John Bunyan lange Zeit um Heilsgewissheit gerungen hatte, erhörte der Herr sein Gebet während des Hörens einer Predigt. Es ging dabei um Hohelied 4,1: »Siehe, meine Freundin, du bist schön! Siehe, schön bist du!« Der Prediger sagte: »Wenn die Seele von Anfechtungen gequält wird, weil ihr das Angesicht Gottes verborgen ist, dann denke trotz allem an diese beiden Worte: Er nennt dich noch immer: ›Meine Geliebte!‹« – Jetzt hatte Bunyan die Gewissheit seiner Erlösung und war davon völlig überwältigt vor Freude.

Doch noch über etliche Zeit hatte er mit schweren Anfechtungen zu kämpfen. Darüber schreibt er: »Von allen Versuchungen, denen ich je in meinem Leben begegnet bin, ist der Zweifel hinsichtlich des Seins und Wesens Gottes und hinsichtlich der Wahrheit des Evangeliums die schlimmste und die am schwersten zu ertragende.«

Leider behaupten heute einige, dass Heilsgewissheit eine Stufe besonderer geistlicher Reife sei, die nur wenige erreichten. Der Herr widerlegt diese Lüge vielfach in Seinem Wort, wie zum Beispiel mit den Worten: »Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast!« (Mt. 11,25).

Gott schenkte diesem ungebildeten Kesselflicker nicht nur den Eingang in das Himmelreich, sondern gab ihm auch tiefe Erkenntnisse aus Seinem Wort und gebrauchte ihn, um Tausenden den Weg zur Errettung zu zeigen. Dieser Reichtum an Erkenntnis spiegelt sich in seinen Schriften wider. Über das Werk »Die Pilgerreise« sagte Spurgeon, jener gesegnete Prediger: »Neben der Bibel ist das Buch, das ich am meisten schätze, die Pilgerreise. Ich glaube, ich habe es mindestens hundert Mal durchgelesen.«

Wenn du die Autobiografie von John Bunyan liest, wirst du sehen, wie er zu solch tiefen Erkenntnissen kam. Er ging durch die Schule Gottes und wurde in derselben geläutert. Voller Hingabe diente Bunyan seinem Erlöser, indem er das Evangelium von der Gnade Gottes unermüdlich denen predigte, die wie er in seiner Vergangenheit Sklaven des Teufels waren. Trotz des Predigtverbotes tat Bunyan das, wozu ihn der Herr berufen hatte: Menschen Buße und Glauben zu verkündigen. Nicht einmal die daraus resultierenden Inhaftierungen konnten ihn zum Schweigen bringen.

Was Bunyan seit seiner Bekehrung als Prediger zeitlebens gewesen ist, das ist er auch in allen seinen Schriften – ein unermüdlicher Brautwerber Christi! Durch seine Bücher und Predigten soll er dem Menschen von heute auch als Bußprediger bekannt werden.

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Mein geistlicher Kampf

von Verena Penner Lesezeit: 4 min