Wir leben in einer Welt voller Lügen, Illusionen, Manipulation und Scheinwahrheiten. Zu Recht wird der »Vater der Lüge«, Satan, auch »Gott dieser Welt« genannt (Joh. 8,44, 2.Kor. 4,4). Sein größtes und wichtigstes Anliegen ist es nicht, Christen im 21. Jahrhundert davon zu überzeugen, dass Männer Frauen sein könnten oder dass »Kinder an die Macht« gehörten (Herbert Grönemeyer). Ein viel größeres Ziel ist es, Kinder Gottes bezüglich der Liebe Gottes zu täuschen. »Sollte Gott wirklich gesagt haben …? Sollte Gott Liebe sein? Schau dich nur um – überall Entbehrung, Verbote, Leiden, unerfüllte Wünsche …« Die Liebe Gottes zu verschleiern, in Zweifel zu ziehen oder zu verdrehen – das war schon im Garten Eden sein Mittel, um Adam und Eva jede Kraft und Freude an der Gemeinschaft mit Gott zu rauben und diese Gemeinschaft zu zerstören (1.Mo. 3). Und es ist bis heute sein wirksamstes Mittel. Warum braucht ein Christ das Evangelium? Weil ein erbitterter Kampf um sein Herz und seinen Verstand tobt. Es gibt wohl wenig, was uns größere Freude bereitet, was unseren Erzfeind so sehr angreift und was unserem Fleisch und unseren Erfahrungen mehr widerspricht, als das Evangelium von der Liebe Gottes in Jesus Christus.
Eine Wahrheit ohne Kraft
Die Liebe Gottes in Jesus Christus zu uns Sündern gehört zu den spektakulärsten, unfassbarsten, erstaunlichsten, tiefsten und geheimnisvollsten Tatsachen, die in dieser Welt gefunden werden können. Sie ist nicht einfach nur ein Satz, der sich mit den Worten »Jesus liebt dich« zusammenfassen lässt. Hinter jedem dieser drei Worte steht eine ganze Welt – und mehr als eine Welt.
Paulus’ Gebet für die Epheser zeigt, dass diese Wahrheit in gewisser Weise schwer zu fassen, geheimnisvoll und zugleich wie ein gewaltiger Berg ist, den ein Christ täglich mit Kraft und Mühe erklimmt – und nur mit Gottes Hilfe mehr und mehr »begreift«. Eine so große Aufgabe kann niemand allein bewältigen; sie ist ein Gemeinschafts- und Gemeindeprojekt ersten Ranges.
Weil die Liebe Gottes so ist, ist es nötig, »durch Seinen Geist mit Kraft gestärkt zu werden an dem inneren Menschen, dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, damit ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, dazu fähig seid, mit allen Heiligen zu begreifen, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei, und die Liebe des Christus zu erkennen, die doch alle Erkenntnis übersteigt« (Eph. 3,16-19; Hervorhebungen von mir).
Belogene Christen sind diejenigen, die meinen, das Evangelium nicht mehr studieren zu müssen, weil sie es bereits verstanden hätten. Die Liebe Gottes sei ihnen schon lange klar, und Christus sei ja ihr Retter, – nun aber wolle man sich »größeren«, »wichtigeren« und »praktischeren« Themen widmen, etwa der Endzeit oder der Kindererziehung, aber nicht mehr dem Evangelium selbst. Wer so denkt, macht aus einem Berg, der über die Wolken ragt, eine Sandkastenburg.
Das Evangelium ist das größte aller Wunderwerke Gottes. Wo ist unser Staunen geblieben – und wo unser Forschen? Wo ist der Christ, der beim Gebet oder nach einer Predigt überwältigt ist über Gottes Liebe und die Tiefe Seiner Gnade und ausrufen kann: »HERR, wie sind Deine Werke so groß; Deine Gedanken sind sehr tief!« (Ps. 92,6).
Eine Wahrheit ohnegleichen
Wie alle Wahrheiten über Gott, muss auch die Liebe Gottes in Jesus Christus aus dem Bereich unserer bloßen »Intuition« herausgelöst und auf das feste Fundament der Schrift gestellt werden (Röm. 12,2). Jeder von uns macht Erfahrungen mit »Liebe«: Wir sehen sie in Filmen, lesen darüber in Büchern und auf Social Media, hören Lieder davon und erleben sie hautnah – in Freundschaften, Ehen, Familien, Gemeinden oder selbst im Alltag mit Kollegen, Vorgesetzten und Verkäufern. In jeder dieser Beziehungen steckt etwas von dem, was wir Liebe nennen, und in jeder dieser Beziehungen wünschen wir uns etwas, das wir Liebe nennen.
Unsere Definition von (Gottes) Liebe entstammt nicht einem Lexikon, das wir am Tag unserer Bekehrung für ein neues »Wörterbuch biblischer Begriffe« austauschen. Was wir unter Liebe – auch unter Gottes Liebe – verstehen, formt sich täglich neu aus tausend unterbewussten Interaktionen, Gedanken, Gefühlen und Wünschen. Dieser »Autopilot« muss immer wieder durch die Schrift und das Gebet korrigiert und ausgerichtet werden – sonst treibt er uns »ganz automatisch« dorthin, wo Eva so schnell landete: in den Zweifel an Gottes Liebe und an Seinen guten Absichten (1.Mo. 3,1-6).
Gottes Liebe ist in vielerlei Hinsicht radikal anders als alles, was wir kennen. Doch der Satan will uns einreden, Gott sei gleich wie wir (Ps. 50,21). Der »Betrug der Sünde« ist das tägliche Schlachtfeld des Christen – auch in Bezug auf den festen Glauben an diese außergewöhnliche Liebe.


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