»Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharao zu heißen. Er zog es vor, mit dem Volk Gottes Bedrängnis zu erleiden, anstatt den vergänglichen Genuss der Sünde zu haben, da er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze, die in Ägypten waren; denn er sah die Belohnung an.«
Hebräer 11,24-26
Die Charaktere der bedeutendsten Heiligen Gottes, wie sie in der Bibel dargestellt und beschrieben sind, bilden einen äußerst nützlichen Teil der Heiligen Schrift. Theoretische Lehren, Grundsätze und Regeln sind alle auf ihre Weise sehr wertvoll, doch darüber hinaus ist nichts lebensnaher als ein Vorbild. Wollen wir wissen, was praktische Heiligkeit ist? Dann lasst uns das Bild eines bedeutenden heiligen Mannes studieren. Ich möchte meinen Lesern die Geschichte eines Mannes erzählen, der im Glauben lebte und uns ein Vorbild dafür hinterließ, wie der Glaube die Heiligkeit des Charakters zu fördern vermag. Allen, die wissen wollen, was es heißt, im Glauben zu wandeln, empfehle ich Mose als Beispiel.
Das elfte Kapitel des Briefes an die Hebräer, aus dem mein Text entnommen ist, ist ein großartiges Kapitel. Es verdient, in goldenen Buchstaben geschrieben zu werden. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen bekehrten Juden ein äußerst anspornendes und ermutigendes Kapitel gewesen sein muss. Vermutlich hatten keine Mitglieder der Urgemeinde so viele Schwierigkeiten als Folge ihrer Bekenntnisse zum Christentum als die Hebräer. Der Weg war für alle schmal, doch für sie ganz besonders. Das Kreuz war für alle schwer, doch für sie hatte es sicherlich doppeltes Gewicht. Und dieses Kapitel musste sie wie ein Stärkungstrank erfrischt haben; es war den betrübten Seelen wie Wein (Spr. 31,6). Denn »freundliche Worte sind wie Honigseim, süß für die Seele und heilsam für das Gebein« (Spr. 16,24).
Die drei Verse dieses Kapitels, auf die ich eingehen möchte, sind weit davon entfernt, nur von geringem Interesse zu sein. In der Tat denke ich, dass es nur wenige Verse gibt, die, wenn überhaupt, unsere Aufmerksamkeit so stark in Anspruch nehmen wie diese. Und ich will erklären, warum ich das so sage.
Mir scheint, dass das Werk des Glaubens, das in der Geschichte von Mose beschrieben ist, speziell auf uns zutrifft. Die Männer Gottes, die vor Mose in diesem Kapitel genannt werden, sind ohne Frage alle beispielhaft für uns. Aber wir können das nicht wortwörtlich tun, was die meisten von ihnen taten, soweit wir es verstehen mögen. Wir sind nicht berufen, solch ein Opfer zu bringen wie Abel oder eine Arche zu bauen wie Noah, oder das Land zu verlassen und in Zelten zu wohnen und unseren Isaak zu opfern wie Abraham. Aber Moses Glaube kommt näher an uns heran. Er wurde in einer Art und Weise gelebt, die mehr unserer Erfahrung entspricht. Er veranlasste ihn dazu, einen Weg einzuschlagen, wie wir ihn – jeder auf seinem eigenen Lebensweg – in unserer Zeit manchmal selbst einschlagen müssen, wenn wir standhafte Christen sein wollen. Und aus diesem Grund meine ich, diese drei Verse verdienen mehr als die übliche Beachtung.
Jetzt habe ich nicht mehr als die einfachsten Dinge über diese Verse zu sagen. Ich werde nur versuchen, die Großartigkeit dessen aufzuzeigen, was Mose tat, und die Prinzipien, nach denen er handelte. Und dann werden wir vielleicht auf die praktischen Anwendungen besser vorbereitet sein, die diese Verse für jeden enthalten, der sie annehmen möchte.
Was Mose aufgab und verweigerte
Mose gab um seiner Seele willen drei Dinge auf. Er wusste, dass seine Seele Schaden davon nehmen würde, wenn er sie behielt; also gab er sie auf. Und indem er dies tat, sage ich, dass er wahrscheinlich drei der größten Opfer brachte, die das menschliche Herz überhaupt bringen kann. Lasst uns das anschauen.
1. Mose gab Rang und Größe auf
Er weigerte sich, »ein Sohn der Tochter des Pharao zu heißen« (Hebr. 11,24). Wir alle kennen seine Geschichte. Die Tochter des Pharao hatte, als er ein kleines Kind war, sein Leben gerettet. Sie war noch weiter gegangen: Sie hatte ihn adoptiert und ihn als ihren eigenen Sohn unterrichten lassen.
Wenn man einigen Geschichtsschreibern trauen kann, dann war sie das einzige Kind des Pharaos. Einige gehen sogar so weit zu sagen, dass Mose nach der gängigen Ordnung eines Tages König von Ägypten geworden wäre! Das mag sein oder nicht, wir können es nicht behaupten. Uns genügt es, zu wissen, dass Mose durch die Verbindung mit der Tochter des Pharaos einmal ein sehr großer Mann hätte werden können, wenn ihm dies gefallen hätte. Wenn er sich mit der Position, die er am ägyptischen Hof innehatte, zufrieden gegeben hätte, dann wäre er leicht einer der Ersten (wenn nicht sogar der Erste) im Land der Ägypter geworden.
Lasst uns einen Augenblick darüber nachdenken, wie groß diese Versuchung war.
Hier war ein Mensch mit Leidenschaften wie wir. Er hätte so viel Größe haben können, wie die Erde sie nur geben kann. Rang, Macht, Stellung, Ehre, Titel, Würde – alles lag vor ihm, griffbereit. All das sind Dinge, um die viele Menschen beständig kämpfen. Das sind die Lorbeeren, um die die Welt, wie wir sie kennen, unaufhörlich um die Wette läuft. Man will zu denen gehören, zu denen man aufschaut. Man will in der Gesellschaft aufsteigen, will einen Titel haben. Um diese Dinge zu erreichen, opfern viele Menschen ihre Zeit, Gesundheit und das Leben selbst. Doch Mose wollte sie nicht einmal geschenkt haben. Er kehrte ihnen den Rücken. Er schlug sie aus. Er gab sie auf!
2. Mose schlug den Genuss aus
Genüsse jeglicher Art lagen ihm zweifellos zu Füßen, wenn er sie hätte aufheben wollen. Sinnliche Genüsse, intellektuelle Genüsse, soziale Genüsse – was ihm nur in den Sinn kommen konnte. Ägypten war ein Land von Künstlern, ein Domizil gelehrter Menschen, ein Ort für jeden, der handwerkliche oder wissenschaftliche Fertigkeiten irgendeiner Art hatte. Da gab es nichts, was »die Fleischeslust, die Augenlust und [den] Hochmut des Lebens« nicht hätte befriedigen können, das jemand an Moses Stelle noch gern besessen hätte (s. 1.Joh. 2,16).
Lasst uns wieder darüber nachdenken, wie groß auch diese Versuchung war.
Genüsse sind das eine, wofür Millionen Menschen leben. Sie haben vielleicht unterschiedliche Ansichten darüber, was man wirklich genießen könnte. Aber darin sind sich alle einig: Es geht darum, den Genuss zu suchen – und vor allem, ihn zu erhalten. Sich in den Ferien Vergnügungen hinzugeben und Spaß zu haben, ist der große Wunsch eines Schuljungen. Der Genuss und die Befriedigung, geschäftliche Selbstständigkeit zu erreichen, spornt junge Menschen an. Die Aussicht auf Genuss und eine gute finanzielle Absicherung für den Ruhestand treibt viele an. Genuss und Wohlstand kennzeichnen unsere heutige Gesellschaft. Unterhaltung, Spaß, Reisevergnügen, Freizeit und Partys – das sind die Ziele, nach denen der Mensch strebt.
Genuss ist sozusagen der »Schatten«, nach dem alle gleichermaßen jagen: die Hohen und Niedrigen, die Reichen und Armen, die Alten und Jungen. Vielleicht jagen sie auch nur in heuchlerischer Weise danach, weil sie es dem Nächsten, der danach strebt, nicht gönnen. Jeder ist auf seine Weise auf der Suche. Jeder wundert sich insgeheim, dass er es nicht findet. Jeder ist fest davon überzeugt, dass es irgendwo oder woanders zu finden sei.
Das war der Kelch, den Mose an den Lippen spürte. Er hätte von den irdischen Genüssen trinken können, so viel er gewollt hätte, aber er wollte sie nicht. Er wandte sich ab. Er schlug sie aus. Er gab sie auf!
3. Mose schlug Reichtümer aus
»Die Schätze Ägyptens« (Hebr. 11,26) ist ein Ausdruck, der von grenzenlosem Reichtum spricht, den Mose hätte genießen können, hätte er sich damit zufrieden gegeben, bei der Tochter des Pharao zu bleiben. Wir können davon ausgehen, dass diese »Schätze« ein mächtiges Vermögen beinhalteten. In Ägypten ist immer noch so viel davon übrig, dass es uns einen schwachen Eindruck von dem finanziellen Potential seiner ehemaligen Könige gibt. Die Pyramiden und Obelisken und Tempel und Statuen stehen noch als Zeugen da. Die Ruinen von Karnak und Luxor und Dendera und an vielen anderen Stellen sind mächtige Gebäude der Antike. Sie bezeugen bis heute, dass der, der den Reichtum Ägyptens aufgab, etwas aufgab, was wir mit unserem Verstand nur schwer ermessen und abschätzen können.
Lasst uns auch hier darüber nachdenken, wie groß diese Versuchung war.
Bedenken wir dabei die Macht des Geldes, den immensen Einfluss, den die Geldliebe über den Menschen hat. Schauen wir uns um und beobachten, wie die Menschen danach begehren und welche enormen Leiden und Schwierigkeiten sie auf sich nehmen, um es zu bekommen. Du musst ihnen nur von einer viele tausend Kilometer entfernten Insel erzählen, auf der man etwas finden kann, was sehr viel Profit verspricht, wenn es importiert wird, und sofort wird eine Schiffsflotte hingeschickt, um es zu holen. Zeige ihnen einen Weg, um einen Cent mehr aus ihrem Geld zu machen, und sie werden dich zu den weisesten Menschen zählen, sie werden dir fast zu Füßen fallen und dich anbeten wollen.
Geld zu besitzen, scheint Mängel zu verbergen, Fehler zu verdecken, einen Menschen mit Tugenden zu bekleiden. Menschen können viel verkraften, wenn sie nur reich sein können. Aber hier ist ein Mann, der die Möglichkeit hatte, zu großem Reichtum zu gelangen, und ihn ablehnte. Er wollte die ägyptischen Reichtümer nicht haben. Er wandte sich von ihnen ab. Er schlug sie aus. Er gab sie auf!
Das waren die Dinge, die Mose verweigerte: Rang, Genuss, Reichtümer – alle drei auf einmal.
Füge all dem noch hinzu, dass er es freiwillig tat. Er schlug diese Dinge nicht in einer hastigen Art jugendlichen Eifers aus. Er war schon vierzig Jahre alt. Er stand in der Vollkraft seines Lebens. Er wusste also, was er tat. Er war ein hoch gebildeter Mann, »in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet« (Apg. 7,22). Er konnte alle Seiten abwägen.
Füge dem außerdem hinzu, dass er diese Dinge nicht ausschlug, weil er dazu verpflichtet gewesen wäre. Er war nicht wie ein Sterbender, der uns mitteilt, er brauche nichts mehr in dieser Welt – warum auch, wenn er die Welt sowieso gerade verlässt und nichts behalten kann. Mose war nicht wie ein Armer, der aus der Not eine Tugend macht und sagt, er wolle überhaupt keine Reichtümer. Warum sagt er das? Weil er sie ohnehin nicht bekommen kann. Mose war auch nicht wie ein alter Mann, der sich rühmt, er habe alle weltlichen Genüsse beiseitegelegt. Warum? Weil er eben keine Kraft mehr hat und sie nicht mehr genießen kann. Nein! Mose schlug das aus, was er hätte genießen können. Rang, Genuss und Reichtümer verließen nicht ihn, sondern er verließ sie.
Und jetzt beurteile selbst, ob ich recht habe, wenn ich sage, dass sein Opfer das größte war, was ein sterblicher Mensch je brachte. Andere haben viel ausgeschlagen, aber ich denke keiner so viel wie Mose. Andere sind vorbildlich in ihrer Selbstaufopferung und Selbstverleugnung, aber Mose übertrifft sie alle.
Was Mose wählte
Lass mich nun zum Zweiten gehen: Ich finde, dass das, wozu er sich entschied, genauso verwunderlich ist wie das, was er ausschlug. Um seiner Seele willen wählte er drei Dinge. Der Weg des Heils führte durch sie hindurch, und er folgte ihm. Damit entschied er sich für drei Dinge, die der Mensch normalerweise als Letztes zu ergreifen geneigt ist.
1. Mose wählte Leid und Elend
Er verließ das ungezwungene und bequeme Leben am Hof des Pharao und schloss sich öffentlich den Kindern Israels an. Sie waren ein versklavtes und verfolgtes Volk, das jeder mit Argwohn betrachtete und für das jeder nur Misstrauen und Hass übrighatte. Und jeder, der sich mit ihnen anfreundete, konnte sicher sein, etwas von dem bitteren Kelch schmecken zu müssen, den sie täglich tranken.
Menschlich betrachtet schien es keine andere Möglichkeit zur Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft zu geben, als einen langen Kampf mit zweifelhaftem Ausgang auszufechten. Wie sehr sie es sich vielleicht auch wünschten – der Besitz eines eigenen Heims und eigenen Landes schien für sie etwas zu sein, was sie sich nicht einmal erträumen konnten. In der Tat, wenn je ein Mensch mit offenen Augen Schmerz, Versuchungen, Armut, Entbehrung, Leid, Angst oder vielleicht sogar den Tod zu wählen schien, dann war Mose dieser Mensch.
Lasst uns darüber nachdenken, wie verwunderlich seine Wahl war.
Fleisch und Blut schrecken von Natur aus vor Schmerz zurück. Das steckt in uns allen. Instinktiv machen wir einen Bogen um etwas Schmerzvolles und vermeiden es, wo wir nur können. Wenn wir die Wahl zwischen zwei Wegen haben, die uns beide richtig erscheinen, dann wählen wir in der Regel den, der für Fleisch und Blut die wenigsten Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Wir verbringen unsere Zeit in Furcht und Sorge, wenn wir meinen, dass ein Unglück nahe, und nutzen jedes Mittel, diesem zu entfliehen. Und wenn es doch kommt, dann jammern wir und murren unter seiner Last; und wenn wir es wenigstens geduldig ertragen, dann halten wir das schon für eine großartige Sache.
Aber schau her! Hier ist ein Mann mit denselben Leidenschaften wie wir, und er wählt tatsächlich das Unglück. Mose sah den Kelch des Leidens, der vor ihm stand, bevor er den Hof des Pharaos verließ, und er wählte ihn, zog ihn vor und ergriff ihn.
2. Mose wählte die Gesellschaft eines verachteten Volkes
Er verließ die Gesellschaft der Großen und Weisen, unter denen er aufgewachsen war, und schloss sich den Kindern Israels an. Er, der von seiner Kindheit an inmitten von Menschen mit Rang und Namen, Reichtümern und Luxus gelebt hatte, kam herunter von seinem hohen Stand und teilte das Los mit armen Menschen – Sklaven, Leibeigenen, Heloten, Rechtlosen, Unterdrückten, Mittellosen, Geplagten, Gequälten, Arbeitern in der Ziegelei.
Noch einmal, wie erstaunlich war diese Wahl!
Allgemein gesagt denken wir, es sei genug, wenn wir unsere eigenen Schwierigkeiten zu tragen haben. Andere, deren Los es ist, arm und verachtet zu sein, können uns zwar leidtun. Vielleicht versuchen wir ihnen sogar zu helfen, ihnen Geld zu geben, sie aufzurichten, in ihrem Namen bei denen vorzusprechen, von denen sie abhängig sind; aber damit hört es dann auch meistens auf.
Doch hier ist ein Mann, der weit mehr tut. Er empfindet nicht nur mit dem verachteten Israel, sondern geht tatsächlich zu ihnen, begibt sich in ihre Gesellschaft und lebt mit ihnen zusammen. Wir würden uns wundern, wenn irgendeine große Persönlichkeit aus einer wohlhabenden Gegend Haus und Vermögen und Position aufgäbe und mit einem kleinen Einkommen in einer schmalen Gasse wohnen wollte, nur um Gutes tun zu können. Dies würde allerdings nur eine schwache Vorstellung von dem vermitteln, was Mose tat. Er sah ein verachtetes Volk und wählte ihre Gesellschaft; er zog sie der nobelsten im Land vor. Er wurde eins mit ihnen, wurde ihr Kamerad, ihr Leidensgefährte, ihr Verbündeter, ihr Mitgenosse und Freund.
3. Mose wählte Schande und Spott
Wer kann sich die Unmenge von Hohn und Spott vorstellen, der Mose ausgesetzt wurde, als er sich vom Hof des Pharao abwandte, um sich Israel anzuschließen?! Die Menschen werden ihm gesagt haben, er sei wohl verrückt geworden, dumm, schwach, töricht, wahnsinnig. Er würde seinen Einfluss verlieren; er würde die Gunst und gute Meinung aller, mit denen er zusammengelebt hatte, einbüßen. Doch nichts davon hielt ihn von seinem Entschluss ab. Er verließ den Hof und schloss sich dem Sklavenvolk an.
Lasst uns weiter darüber nachdenken, was das für eine Wahl war.
Es gibt kaum etwas, das mächtiger ist als Hohn und Spott. Sie machen weit mehr aus als Feindschaft und Verfolgung. Viele, die bereit wären, bis vor eine Kanonenmündung zu marschieren oder ein Himmelfahrtskommando anzuleiten oder eine Bresche zu stürmen, könnten den Spott von ein paar Kameraden nicht ertragen und würden von dem Pfad ihrer Pflicht abweichen, um diesem zu entgehen. Ausgelacht zu werden. Zur Witzfigur gemacht zu werden. Bespöttelt und belächelt zu werden. Als schwach und dumm angesehen zu werden. Als Dummkopf betrachtet zu werden. All dies birgt keine großartigen Schmerzen in sich, und doch schaffen es leider viele nicht, damit umzugehen.
Aber hier ist ein Mann, der damit umgehen konnte und vor den Versuchungen nicht zurückschreckte. Mose sah Hohn und Spott vor sich, und er entschied sich für diesen Weg und akzeptierte ihn.
Das war es, was Mose wählte: Leid, die Gesellschaft eines verachteten Volkes, und Spott.
Füge dem noch hinzu, dass Mose keine schwache, unwissende, ungebildete Person war, die nicht wusste, was geschah. Es wird besonders betont, dass er »mächtig in Worten und in Werken« war, und doch wählte er diesen Weg, den er dann ging (Apg. 7,22).
Beachte auch die Umstände seiner Wahl: Er war nicht verpflichtet, das zu tun, was er tat. Niemand überredete ihn dazu, solch einen Kurs einzuschlagen. Das, was er unternahm, geschah nicht gegen seinen Willen. Er entschied sich für diesen Weg; nichts konnte ihn daran hindern. Alles, was er tat, tat er aus freier Entscheidung – freiwillig, aus eigenem Antrieb, durch Glauben.
Urteile selbst, ob es nicht wahr sei, dass seine Wahl so verwunderlich war, ebenso wie seine Weigerung bezüglich der Genüsse und Reichtümer Ägyptens. Ich vermute, dass wohl seit Anbeginn der Welt niemand eine solche Wahl getroffen hat, wie Mose es tat.
Ein Auszug aus dem Buch »Seid heilig!«, 3L Verlag.