Woran erkennt man, dass jemand ein Christ ist?
Wenn wir die Bibel genau lesen, werden wir sehen, dass wir von Natur aus alle unter dem Zorn Gottes stehen und dass aus diesem Grund die Welt so ist, wie sie ist. Ein zuvor blinder Mann sagte einmal ein sehr wahres Wort: »Wir wissen aber, dass Gott nicht auf Sünder hört« (Joh. 9,31). Es hat keinen Sinn, von Gott zu erwarten, dass Er Menschen segnet, die Ihn bewusst abweisen, gegen Ihn rebellieren und Seinen heiligen Namen beleidigen. Zweifellos befindet sich die Welt in einem schlimmen Zustand, »denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten« (Röm. 1,18).
Viele ungläubige Menschen sagen, dass es keinen Gott gebe, dass sie ohne Gott leben und ihre Angelegenheiten selbst regeln könnten. Nun, dann sollen sie sehen, was passiert, wenn sie das tun. Das ist eine der Arten, in der Gott Seinen Zorn über die Rebellion und die Arroganz der Menschen deutlich macht.
Doch gleichzeitig glauben und predigen wir, dass die einzige Hoffnung für jeden einzelnen Menschen, die einzige Hoffnung in der Welt von heute das Evangelium unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus ist und dass die Gemeinde vom Herrn Selbst dazu berufen wurde, Seine Botschaft zu predigen und zu verbreiten. Der Bericht aus Apostelgeschichte 2 zeigt uns, wie Menschen Christen werden und wie sie vollkommen verändert werden, sodass sie neue Geschöpfe sind und zur Ehre Gottes leben können.
Dieses neue Leben mit dem Herrn wird sofort sichtbar. Ja, Leben drückt sich immer aus – es kann gar nicht anders sein. In dem Moment, in dem ein Kind geboren wird, zeigt sich die Tatsache, dass es lebendig ist: Es bewegt sich, es verlangt nach Nahrung, und so weiter. Leben ist nun einmal lebendig. So ist alles, was wahre Christen sind und tun, auch ein Ausdruck dieses neuen Lebens, das in ihnen ist. Dabei geht es nicht um jede einzelne Handlung, sondern um das, was ihrem Leben im Wesentlichen Richtung gibt und es kennzeichnet. Hat unser Herr nicht gesagt: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben« (Joh. 10,10)? Ohne Christus haben wir kein Leben; wir existieren bloß. Leben kann nur Er allein geben.
Auf welche Weise offenbart sich dieses neue Leben? Schauen wir uns einmal die positiven Ausdrucksweisen des Glaubens an, wie wir sie hier in der Apostelgeschichte sehen.
Gleich zu Anfang möchte ich hervorheben, dass dies für jeden von uns zu einer echten Prüfung gereicht. Wir müssen uns fragen: Entsprechen wir diesem Bild? Trifft dies auf uns zu? Ist das die Art und Weise, wie wir uns verhalten? Diese Dinge sind absolute Maßstäbe. Entweder sind wir wahre Christen oder nicht. Ob wir es sind, erkennen wir im Licht dieser Wahrheit aus Kapitel 2:
»Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten« (V. 42).
»Alle Gläubigen waren aber beisammen und hatten alle Dinge gemeinsam« (V. 44).
» … sie verkauften die Güter und Besitztümer und verteilten sie unter alle, je nachdem einer bedürftig war« (V. 45).
»Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens« (V. 46).
Besondere Betonung möchte ich auf die Verse 42 und 46 legen. Diese Menschen waren Christen geworden. Wie zeigten sie das? In negativer Hinsicht trennten sie sich völlig von der Welt. In positiver Hinsicht hingegen schlossen sie sich der Gemeinde an und blieben darin.
1. Christen kommen regelmäßig zusammen
Das Erste, was wir hier lernen, ist, dass die ersten Christen beständig zusammenkamen – »sie blieben beständig …«. Alle, die gläubig wurden, waren beständig zusammen. Daraus ergibt sich meine erste Aussage. Eine der ersten Prüfungen, denen du dich unterziehen musst, um herauszufinden, ob du ein wahrer Christ bist oder nicht, besteht darin, die Frage zu stellen:
Habe ich den Wunsch, mit anderen Christen zusammenzukommen?
Wenn du dieses Verlangen nicht hast, dann gibt es dafür nur eine Erklärung: Du bist kein Christ. Eigentlich sollte man meinen, dass es unnötig sei, so etwas ausdrücklich sagen zu müssen; aber leider ist diese Warnung heute notwendig.
Wir wissen, dass es Leute gibt, die reine Traditionalisten sind, und dass es in den Gemeinden Menschen gibt, die keine Ahnung haben, warum sie eigentlich zum Gottesdienst gehen, geschweige denn, was es bedeutet, ein Christ zu sein. So etwas steht in direktem Widerspruch zu dem, was die ersten Christen taten und was alle anderen wahren Christen immer getan haben. Also, das erste Anzeichen des neuen, göttlichen Lebens ist der Wunsch, sich mit den Menschen zu versammeln, die dieses Leben ebenfalls haben.
Als der Apostel Petrus seine Predigt hielt, ging es ihm nicht darum, eine Gemeinde um sich zu scharen; sein Anliegen war es, dass Seelen errettet werden. Das ist die Aufgabe der Gemeinde Jesu: Menschen die Wahrheit des Evangeliums zu predigen. Deshalb wollen wir lernen, was die wahre Gemeinde und das wahre Evangelium ist.
Menschen, die keinen Gottesdienst besuchen, sind per Definition keine Christen; sie zeigen durch dieses Verhalten, dass das Leben Gottes nicht in ihnen ist.
Man kann ebenso sagen, dass diejenigen, die nur gelegentlich zum Gottesdienst gehen, bestenfalls sehr zweifelhafte Christen sind. Es gibt eine Menge Leute, die eher selten zum Gottesdienst gehen. Das tun sie meist dann, wenn sie nichts Besseres zu tun haben. Passt das mit dem zusammen, was wir hier lesen? – Diese Beschreibung ist der einzige Maßstab für uns; wir haben keine Möglichkeit, solche Menschen anders zu beurteilen. Es geht nicht darum, was wir oder andere denken, was Menschen zu Christen macht, sondern was Gott darüber sagt.
Die meisten haben gar keine Ahnung vom wahren Christentum. Sie glauben, sie wüssten darüber Bescheid, aber ihr Denken und noch mehr ihr Handeln beweisen, dass dies nicht der Fall ist. Viele, die sich Christen nennen, erhalten gewissermaßen nur ihre Mitgliedschaft aufrecht; sie geben ihren Zehnten und denken, damit sei alles in Ordnung. Sie glauben, sie seien Christen. Sie glauben, sie gehörten der wahren Gemeinde an. Passt das mit dem zusammen, was wir in der Apostelgeschichte lesen?
Schon beim ersten Blick auf unseren Text wird deutlich, dass für Menschen, die Christen geworden sind, die wiedergeboren sind, die dieses neue Leben in sich tragen, die Gemeinschaft mit anderen Christen das Bedeutendste ist, der Mittelpunkt ihres Lebens! »Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern …« Wenn das nicht vorhanden ist, kann man dann behaupten, dass es Anzeichen für wahres Christentum gebe?
2. Christen kommen bereitwillig zusammen
Die zweite Aussage ist, dass die Christen nicht nur regelmäßig zusammenkamen – sie kamen auch bereitwillig zusammen. Sie kamen nicht widerwillig oder in einer Haltung der Angst zum Gottesdienst; sie kamen nicht nur, um eine Aufgabe oder Pflicht zu erfüllen.
Müssen wir überhaupt jemanden auffordern, an öffentlichen Gottesdiensten teilzunehmen? Ich bin überzeugt, dass wir es nicht müssen, weil ich an die Apostelgeschichte und die Heilige Schrift als Ganzes glaube. Und ich glaube, dass wir niemanden zur Bekehrung nach vorne rufen müssen. Ich glaube auch, dass es eine Art zu predigen gibt, vom Wirken des Geistes bestimmt, das die Zuhörer dazu bringt, auszurufen: »Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder?« (V. 37). Ich sehe nicht ein, warum man Leute unter Druck setzen sollte, um sie zu einer Entscheidung zu bewegen oder sie überhaupt dazu zu bringen, in Gottesdienste zu gehen.
Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Wenn Menschen nicht gern zum Gottesdienst gehen, sind sie dann überhaupt Christen? Diese Gläubigen in Apostelgeschichte 2 waren wiedergeboren und zeigten das daran, dass »sie beständig und einmütig« in der Gemeinschaft blieben. Man musste sie nicht zusammentreiben, überreden oder vorwurfsvoll sagen: »Ihr wart bei der letzten Versammlung nicht da.« Die Christen in Jerusalem waren täglich, ja beständig zusammen; man konnte sie gar nicht davon abhalten, zu kommen.
So war es bei den ersten Christen, und so ist es zu allen Zeiten einer Reformation oder Erweckung gewesen. Die Gläubigen hatten immer ein Verlangen danach, sich zu treffen. Und sie verlangten auch nicht nach einem Gottesdienst, der so kurz wie möglich wäre. Sie trafen sich jeden Tag und blieben stundenlang zusammen. Wenn sie ihr Tagewerk hinter sich gebracht hatten, besuchten sie sich gegenseitig in den Häusern, studierten die Bibel und beteten in kleinen Gruppen.
Sehen wir, wie wenig all dies mit dem zu tun hat, was inzwischen in vielen Gemeinden üblich geworden ist und was man sich allgemein unter dem Christentum vorstellt? Leute schleppen sich widerwillig am Sonntagmorgen in einen Gottesdienst und hoffen und beten – falls sie überhaupt beten –, dass er nicht zu lang werde, besonders die Predigt. Ich habe gehört, dass man inzwischen in gewissen Gemeinden den Predigern eine genau festgesetzte Zeit zum Predigen gibt, fast auf die Minute genau. Wenn er etwas länger spricht, dann lässt man ihn nicht einmal gewähren. Er muss aufhören. Der Gottesdienst darf nicht zu lange dauern.
Noch einmal frage ich: Passt so etwas mit der Apostelgeschichte zusammen? Sehen wir nicht, dass die Zusammenkünfte die größte Freude im Leben dieser jungen Christen waren? Ihr Instinkt trieb sie immer dazu, sich zu versammeln, und es war unmöglich, sie voneinander fernzuhalten. Das ist ein Ausdruck dieses neuen Lebens.
3. Christen kommen aus unterschiedlichsten Hintergründen zusammen
Das dritte Prinzip, das hier sichtbar wird, ist, dass Menschen verschiedenster Art zusammenkamen. Das ist ein höchst wichtiger Punkt. Hier in Jerusalem waren an diesem Pfingsttag Menschen aus allen Teilen der Welt versammelt. Wir lesen in Apostelgeschichte 2 ab Vers 5: »Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel … Parther und Meder und Elamiter und wir Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadocien, Pontus und Asia; Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Gegenden Libyens bei Kyrene, und die hier weilenden Römer, Juden und Proselyten, Kreter und Araber …« (Apg. 2,5.9-11) – so eine gemischte Versammlung hatte es noch nie gegeben! Aber schaut mal, was unter dem Einfluss der Predigt des Petrus in der Kraft des Heiligen Geistes geschah. Menschen aus all diesen verschiedenen Völkern und Gruppen wurden vereint und wollten den Glaubensweg gemeinsam weitergehen.
Mit anderen Worten – und das ist das wichtigste und grundlegendste Prinzip – ist diese Vielfalt in mancher Hinsicht einer der wichtigsten Beweise für die Wirklichkeit der Neugeburt, die Tatsache der Wiedergeburt. Der Beweis besteht darin: Hier waren Menschen, die von Natur aus sehr unterschiedlich waren: Es gab verschiedene Nationalitäten, verschiedene Gesellschaftsschichten; manche waren Arbeitgeber, andere Arbeitnehmer, einige Akademiker, andere Handwerker. Und nicht nur das – es waren Menschen, die nach Temperament und Intelligenz sehr unterschiedlich waren.
Das Großartige, das uns hier wie überall im Neuen Testament berichtet wird, ist, dass Menschen jeder Herkunft und mit all den unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammenkommen und eins gemacht werden – »ein Herz und eine Seele« (Apg. 4,32). Es herrscht eine außergewöhnliche Einheit, die tiefer begründet ist als alle oberflächlichen Versammlungen, bei denen es mancherlei Streitigkeiten und Trennungen gibt. Das hat sich in der Kirchengeschichte durch die Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag gezeigt. Dies ist für mich ein absoluter Beweis für die Wirklichkeit der neuen Geburt.
Es spielt keine Rolle, was wir von Natur aus sind. Ein Prediger des Evangeliums braucht – im Gegensatz zum Mediziner – nie alle Einzelheiten und Hintergründe über einen Menschen zu wissen. Was uns interessiert, sind nicht so sehr die Symptome als vielmehr die Krankheit selbst. Und es geht uns nicht um irgendwelche Krankheiten, sondern um die eine Krankheit. Es gibt im Grunde nur eine Krankheit, nämlich die Sünde. Was für ein Mensch man ist, spielt dann keine Rolle, denn wir sind alle von Geburt an Sünder.
»Es ist keiner gerecht, auch nicht einer« (Röm. 3,10). All die nationalen Unterscheidungen und all unsere Hintergründe, woher wir kommen und abstammen, machen diesbezüglich nicht den geringsten Unterschied. Jeder braucht dasselbe, und jeder bekommt dasselbe. Ihnen allen wird dasselbe Leben geschenkt, und dieses neue Leben kommt in ihnen allen zum Ausdruck. Es reicht tiefer als der Verstand, tiefer als die Nationalität, tiefer als der Charakter, tiefer als Begabungen und Besitz. Es bestimmt das ganze Leben und die ganze Sichtweise eines Menschen.
4. Christen kommen als Brüder und Schwestern zusammen
Das vierte Prinzip betrifft den Grund, warum all diese unterschiedlichen Menschen in Jerusalem zusammenkamen. Warum konnte man sie nicht voneinander fernhalten? Warum kamen sie so gern zusammen? Nun, die Antwort haben wir hier vor uns, und sie ist ganz einfach. Sogar die Welt weiß die Antwort. Sie ist in dem Sprichwort enthalten: »Gleich und Gleich gesellt sich gern.« Das trifft auch für den geistlichen Bereich zu. An die Gemeinde in Ephesus schreibt der Apostel Paulus über »die Einheit des Geistes … durch das Band des Friedens« (Eph. 4,3); und Judas spricht in seinem Brief über unser »gemeinsames Heil« (Jud. 3).
Warum kamen diese Leute in Jerusalem zusammen und »blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten« (Apg. 2,42)? Die Antwort ist schlicht und einfach: weil sie zu Mitgliedern derselben Familie geworden waren. Sie hatten dasselbe geistliche Leben. Sie waren aus dem Geist geboren, und das Leben Gottes war in ihre Seelen eingesenkt. Diese Leute zog es zusammen, wie es die Mitglieder einer guten Familie zusammenzieht.
Nun, es mag Streitigkeiten in unseren Familien geben; aber wenn ein Außenstehender uns angreift, dann sind wir uns sofort wieder einig, nicht wahr? »Blut ist dicker als Wasser«, wie man sagt – natürlich ist das so! Ja, und das Leben Gottes in der Seele ist sogar noch »dicker« als natürliches Blut. Hier ist etwas, das, wie wir gesehen haben, selbst in das Familienleben einschneidet. Es holt den einen aus einer Familie und den nächsten aus einer anderen und führt sie als Brüder zusammen.
All dies ist nur ein äußeres Zeichen dieses neuen Lebens, das in die Seele eines Menschen hineingekommen ist. Christen leben in derselben Welt wie alle anderen auch, aber sie haben eine andere Sichtweise; sie sehen sich selbst anders. Ein Weltmensch denkt nur an diese irdische Welt, an sein Geld und seinen Erfolg, an Essen, Trinken, Kleidung, Sex, Erlebnisse und Vergnügungen. Das ist seine Sichtweise, nicht wahr? Aber die christliche Sichtweise ist eine ganz andere. Alle wahren Christen haben dieselbe grundlegende Sicht vom Leben in dieser Welt und vom Zustand und der Geschichte der Welt. Sie haben auch die gleiche Sicht vom Tod. Sie wissen, dass viel wichtiger als diese Welt die zukünftige Welt ist, die sie nicht sehen können; das ist ihnen klar, obwohl sie noch in dieser Welt leben müssen.
Als Christen glauben wir der biblischen Wahrheit, dass wir nach dem Bild Gottes geschaffen sind, dass wir Ihm begegnen werden und dass das irdische Leben kurz und vorübergehend ist. Darüber müssen wir jetzt nachdenken. Solange wir ungläubig waren, haben wir versucht, solche Gedanken von uns fernzuhalten. Wir haben uns mit all den Dingen dieser Welt vollgedröhnt, nur um nicht nachdenken zu müssen.
Aber jetzt als Christen sagen wir uns: »Ich muss darüber nachdenken; es wäre eine Torheit, es nicht zu tun. Mein Leben geht weiter, und Gott und die Ewigkeit warten schon, wie auch das Gericht und mein ewiges Schicksal.« Davon wird jetzt unsere ganze Sichtweise bestimmt. Ist es da nicht ganz unvermeidlich, dass wir ein Verlangen danach haben, unsere Zeit mit solchen Menschen zu verbringen, die diese Welt mit denselben Augen betrachten? Wir wissen doch, dass wir jetzt als Christen anders sind als die Ungläubigen, und dass wir nicht mehr an ihren Vergnügungen teilhaben können wie früher. Das ist unvermeidlich. Es liegt daran, dass wir mit einer neuen Sichtweise leben, einem neuen Verständnis, einer neuen Orientierung, nicht wahr?
Darüber hinaus sehen wir, dass alle Christen genau dieselbe fundamentale Erfahrung gemacht haben. Als Christ weißt du, dass du ein neues Leben hast. Du bist befreit worden. In deinem Leben ist eine wesentliche Veränderung eingetreten. Obwohl du nicht vollkommen bist und noch nicht alles verstehst, weißt du, dass etwas in dir und an dir ist, das vorher nicht vorhanden war.
Die Veränderungen können von Fall zu Fall unterschiedlich sein; aber dies ist die gemeinsame Erfahrung aller Christen: Wir sind nicht mehr hoffnungslos, nicht mehr uns selbst überlassen. Wir kennen einen Anderen. Und das führt uns zu denselben Wünschen und denselben Interessen.
Die Christen in Jerusalem waren »jeden Tag … beständig und einmütig« zusammen (V. 46), weil ihr Blick auf etwas gerichtet war, das jenseits dieser Welt liegt und größer ist als diese Welt.
Wahre Christen schätzen diese Welt so ein, wie sie ist. Sie wissen, dass sie erst dann vollkommen sein wird, wenn der Herr sie neu schafft. Früher dachten wir, dass die Welt uns Erfüllung geben würde; doch jetzt haben wir unsere Erfüllung in Christus und in der Gemeinschaft der Gläubigen gefunden. Das ist es, was uns letzten Endes zusammenführt und uns eins macht.
Christen sind eins, weil sie alle dasselbe erkannt haben. Ihre Unterschiede sind bedeutungslos geworden, denn sie sind eins: eins in Christus, eins darin, Ihm die Ehre und das Lob zu bringen; eins darin, zu bezeugen, dass Er allein es ist, der rettet und gerettet hat und retten wird. Alle Christen schauen auf Ihn; sie sind bestrebt, Ihm zu folgen; bestrebt, Ihm zu gefallen; und sie setzen ihre Hoffnung auf Ihn und auf Ihn allein. So fahren sie mit der Einheit fort in der Lehre der Apostel, d. h. in der Belehrung über Ihn, und in der Gemeinschaft untereinander und mit Ihm, im Brotbrechen, durch das sie sich an Ihn erinnern, und in ihren Gebeten zu Ihm und zum Vater.
Wie können wir glauben, dass wir von Natur aus Sünder sind; wie können wir an Gott glauben; wie können wir an das drohende Gericht glauben; wie können wir an die Existenz der Hölle glauben; wie können wir an die Herrlichkeit beim Herrn glauben – und uns dennoch damit zufriedengeben, nur einmal wöchentlich, sonntags, und das womöglich ganz unwillig, zum Gottesdienst zu gehen? Es ist einfach unmöglich. Es ist unnatürlich. Es ist kein Ausdruck des neuen Lebens. Das Leben Gottes muss sich auf dieselbe Weise ausdrücken wie damals, sofort nach dem Pfingsttag – auf die Weise, auf die es sich auch weiterhin in denen offenbart hat, die wahrhaftig Christen sind.
Ich möchte dir jetzt zum Schluss noch eine Frage stellen: Gibt es in deinem Inneren etwas, das dich nach der Gemeinschaft mit Menschen verlangen lässt, die ihren Blick auf den Herrn Jesus Christus und die immerwährende Herrlichkeit richten?
Das geistliche Leben, das Leben mit Gott, zeigt sich auf diese Weise. Hast du dieses Leben? Wenn nicht, dann sage Gott, dass es dir fehlt. Bitte Ihn darum, und Er wird es dir schenken. Das ist alles, was du tun musst. Wende dich zu Gott und bekenne, dass du geistlich tot bist, und bitte Ihn, dir das neue Leben zu schenken. Bitte Ihn, dieses herrliche Werk der Neuerschaffung zu vollbringen. Bitte Ihn, etwas von diesem göttlichen Leben in dich hineinzulegen. Und dann wirst du unweigerlich feststellen, dass du dich so verhalten wirst, wie es die ersten Christen sofort nach dem Pfingsttag taten.
Entnommen aus dem Buch »Apostelgeschichte – Band 1«, 3L Verlag (eine gekürzte Version)