Wie bekommt man ein reines Herz?

3 Juni, 2022

Kategorie: Erbauung

Bibelbuch: Matthäus

Wie bekommt man ein reines Herz?


»Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!« 

Matthäus 5,8

Es war ein herausragendes Merkmal unseres Herrn Jesus Christus, dass Seine Lehre ständig auf die Herzen der Menschen abzielte. Andere Lehrer gaben sich mit äußerlicher Sittenreform zufrieden; doch Er erforschte den Ursprung allen Übels, so dass Er die Quelle, der alle sündigen Gedanken, Worte und Taten entspringen, reinigen konnte. Er betonte immer wieder, dass das Leben erst dann gereinigt sei, wenn das Herz rein ist. Die bemerkenswerte Bergpredigt, die unserer Textstelle entnommen ist, beginnt mit der Seligpreisung: »Glückselig sind die geistlich Armen« bzw. »die Armen im Geist« (ELB), denn Christus sprach vom »Geist«, d. h. von dem inneren, geistlichen Wesen des Menschen. Das war mehr oder weniger bei allen Seligpreisungen der Fall, und diese trifft den Nagel auf den Kopf; denn Jesus sagt nicht: »Glückselig sind die, deren Sprache oder Taten rein sind«, und noch weniger: »Glückselig sind die, deren Vorschriften, Kleidung oder Speise rein sind«, sondern: »Glückselig sind, die reinen Herzens sind!« 

Während die heutige Christenheit sich mit einem unreinen Herzen zufriedengibt, ist das beim wahren Glauben nicht der Fall. Christi Botschaft an alle Menschen lautet immer noch: »Ihr müsst von Neuem geboren werden!« (Joh. 3,7); das heißt, das Innere muss eine göttliche Erneuerung erfahren, oder man kann das Reich Gottes, das Jesus in dieser Welt aufzurichten kam, nicht sehen, geschweige denn hineinkommen. Wenn eure Taten den Anschein geben, rein zu sein, doch die Motive hinter diesen Taten unrein sind, dann sind sie nichtig. Wenn eure Sprache tugendhaft ist, aber euer Herz sich in schmutzigen Fantasien ergeht, dann entspricht eure Stellung vor Gott nicht euren Worten, sondern euren Begierden. Ihr werdet von Ihm gemäß der Neigung eurer Gefühle, der wirklichen, inneren Vorlieben und Abneigungen beurteilt werden. Äußerliche Reinheit ist alles, was von Seiten der Menschen verlangt wird: »… denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an« (1.Sam. 16,7). Die Verheißungen und der Segen gehören denen, deren Herz rein gemacht wurde, und sonst keinem. 

Indem wir unsere Aufmerksamkeit dem Text zuwenden, will ich euch zuerst aufzeigen, dass die Unreinheit des Herzens die Ursache geistlicher Blindheit ist. Als nächstes werde ich aufzeigen, dass die Reinigung des Herzens uns einen herrlichen Ausblick schenkt: »… die reinen Herzens sind, … sie werden Gott schauen!« Dann werde ich noch zu zeigen haben, dass die Reinigung des Herzens durch das göttliche Wirken geschieht. Dieses Wirken kann nicht durch uns selbst oder die Vermittlung von Menschen vollbracht werden. Die Heiligung unseres Lebens muss durch unseren heiligen Gott geschehen. 

Unreinheit des Herzens ist die Ursache geistlicher Blindheit

Ein Betrunkener kann nicht klar sehen. Er sieht verschwommen oder doppelt. Es gibt noch andere Getränke außer dem Alkohol, die das geistige Auge in seiner Sicht behindern. Wer oft zu diesen Getränken greift, wird geistlich blind. 

Es gibt sittliche Schönheit und den unmoralischen Schrecken, die von manchen Menschen aufgrund der Unreinheit ihres Herzens nicht wahrgenommen werden. Nehmt zum Beispiel einen habgierigen Menschen, und ihr werdet schnell entdecken, dass kein Staub so vollständig blendet wie Goldstaub. Es gibt viele Geschäfte, die als durch und durch unsauber gelten; doch wenn ein Geschäft für jemanden einträglich ist und diese Person habgierig ist, wird es fast unmöglich sein, sie davon zu überzeugen, dass es sich um ein übles Geschäft handelt, das einem Narren so ähnlich ist, dass er leicht mit einem solchen verwechselt werden könnte. Er bewundert das, was mit Leichtigkeit erhascht werden kann. Je mehr er es für sich sicherstellen kann, desto zufriedener ist er. Wenn er einen schmutzigen Trick angewandt hat, bei dem er alle Anstandsregeln verletzt hat, der aber zu seinem Vorteil ist, spricht er zu sich: »Das war ein kluger Schachzug!« Es wäre sinnlos, wenn ich mit einem Habgierigen diskutieren wollte, um ihm das Schöne an der Freigebigkeit aufzuzeigen. 

Die wichtige, zentrale Lehre vom Sühneopfer Jesu kann erst dann voll wertgeschätzt werden, wenn das Herz gerechtfertigt worden ist. Die Menschen mit dem reinsten Herzen, die es jemals gab, sind diejenigen, die sich darüber freuen, dass Gottes gerechtem Gesetz durch den Tod Christi als Stellvertreter all derer, die an Ihn glauben, am Kreuz Genüge getan und es dadurch erhöht wurde. 

Dasselbe gilt bezüglich der gleichermaßen wichtigen Wahrheit von der Wiedergeburt. Die nicht reinen Herzens sind, können die Notwendigkeit der Wiedergeburt nicht erkennen. Sie erkennen nicht, dass unser menschliches Wesen völlig verdorben ist. Ein Ungläubiger erkennt nicht, dass sein Herz unrein ist und dass all seine eifersüchtigen, rebellischen und unmoralischen Gedanken böse sind. Er gesteht niemals seine Bedürftigkeit ein, eine neue Kreatur in Christus Jesus zu werden. 

Ihr aber, die ihr reinen Herzens seid, ist es für euch nicht die schwere Bürde, die ihr ständig mit euch herumschleppt? Sind nicht die Qualen des Herzens die schlimmsten Qualen unterm Himmel? Empfindet ihr nicht schon den Hang zur Sünde als ständiges Leid, und dass es für euch der Himmel auf Erden wäre, wenn ihr diesen Hang zur Sünde loswerden könntet? Die reinen Herzens sind, erkennen also die Lehre von der Wiedergeburt an, und diejenigen, die sie nicht anerkennen, sind solche, die nicht reinen Herzens sind.

Es gibt eine Form der Unreinheit, die das Auge mehr als alles andere für die geistliche Wahrheit blind macht; es handelt sich um die Falschheit des Herzens. Wer aufrichtig, ehrlich, kindlich ist, wird ins Himmelreich eingehen, wenn ihm das Tor geöffnet wird. Die Dinge des Reiches Gottes sind den Doppelzüngigen und Unredlichen verborgen, doch sie werden denen, die im Glauben kindlich sind, den einfältigen Menschen, deutlich offenbart. Mit ziemlicher Sicherheit wird ein Heuchler Gott nie schauen, solange er weiterhin heuchelt. Ja, er ist so blind, dass er nichts sieht, und schon gar nicht sich selbst, wie er in Gottes Augen wirklich ist. Wer sich mit der Bezeichnung »Christ« zufriedengibt, ohne das Leben eines Christen zu führen, wird Gott nicht schauen; er kann erst dann etwas sehen, wenn seine Augen auf göttliche Weise geöffnet werden. 

Auch der Formalist wird Gott nicht schauen, denn Formalismus schaut immer nur auf die Schale, die äußere Form, und dringt nicht zum Kern vor. Der Formalist leckt am Knochen und gelangt nicht zum Mark. Er überhäuft sich mit religiösen Vorschriften, die meistens seine eigene Erfindung sind. Wenn er diesen nachkommt, rühmt er sich, dass alles in Ordnung sei, auch wenn das Herz noch nach der Sünde gelüstet. So ein Mensch kann Gott nicht schauen. 

Die Heilige Schrift kann in einer Weise gelesen werden, dass sie einem Menschen nie dazu verhilft, Gott zu schauen. Solch ein Mensch öffnet die Bibel nicht, um zu entdecken, was in ihr steht, sondern um seine eigene Ansicht und Meinung zu untermauern. Wenn er die Bibelstellen nicht so vorfindet, wie er sie lesen möchte, wird er andere Stellen so hindrehen, bis sie irgendwie zu seinen Gunsten sprechen. Er wird aber nur so viel glauben, wie sich mit seiner vorgefassten Meinung in Einklang bringen lässt. Er möchte die Bibel gern wie einen Klumpen Wachs in ein ihm beliebiges Gebilde umformen. So kann er die Wahrheit natürlich nicht sehen. Er will sie ja auch gar nicht sehen. 

Schlaue und gerissene Menschen werden Gott auch nie schauen. Ich habe um keinen so große Befürchtungen wie um den Schlauen und Gerissenen, dessen Leitmotiv ist, immer »eine reine Weste« zu haben. Ich habe erlebt, wie sich grobschlächtige Seeleute bekehrt und dann Gotteslästerer, Huren und große Sünder fast jeden Kalibers zum Erlöser geführt haben, so dass sie durch Seine Gnade gerettet wurden. Sehr oft haben sie offen und ehrlich ihre Sünde bekannt und die traurigen Tatsachen ihrer Verdorbenheit auf sehr direkte Weise und unvermittelt zum Ausdruck gebracht. Wenn sie sich bekehren, denke ich schon oft, dass sie wie der gute Herzensboden sind, von dem unser Heiland sprach (Mt. 13,23). Sie haben trotz ihrer Schlechtigkeit ein gutes und aufrichtiges Herz. 

Doch mit Menschen, die wie Schlangen sind und zu euch »Ja, ja« sagen, wenn ihr mit ihnen über den Glauben sprechen wollt, aber es überhaupt nicht so meinen – Menschen, denen man nie trauen kann, wie Herr Aalglatt, Herr Schönredner und diese ganze Sorte von Menschen –, mit solchen tut selbst Gott nichts, sondern lässt sie in Ruhe. Nach meiner Beobachtung kommt Gottes Gnade selten zu den Unentschiedenen, die auf allen ihren Wegen unschlüssig sind. Diese Menschen werden Gott nicht schauen. 

Es ist bemerkt worden, dass unser Herr in unserem Vers wahrscheinlich auf diese Tatsache anspielte. Im Orient bekam man den König selten zu Gesicht. Er lebte zurückgezogen, und es war äußerst schwierig, eine Audienz bei ihm zu bekommen. Alle möglichen Arten von Plänen und Intrigen und vielleicht sogar krumme Dinge wurden geschmiedet, so dass man den König letztendlich doch sprechen konnte. Aber Jesus Christus sagt: »So kommt man nicht zu Gott.« Nein. Niemand gelangt durch schlaue Schliche zu Ihm – durch Pläne, Intrigen oder List. Der Einfältige jedoch, der demütig so vor Ihn kommt, wie er ist, und spricht: »Mein Gott, mich verlangt, Dich zu sehen. Ich bin schuldig und bekenne meine Sünde. Ich bitte Dich, sie um Deines lieben Sohnes willen zu vergeben«, – dieser wird Gott schauen. 

Ich glaube auch, dass es Christen gibt, die Gott nie so gut erkennen können, wie es bei manchen anderen der Fall ist. Einige Geschwister haben von Natur aus einen kritischen Geist. Sie sind gewöhnlich über die eine oder andere Lehrmeinung verwirrt, und ihre Zeit wird zum Großteil zur Abwendung von Einwänden und zur Beseitigung von Zweifeln beansprucht. Eine demütige, nicht sonderlich gebildete Frau hingegen, die im Gottesdienst sitzt und nur weiß, dass ihre Bibel wahr ist und Gott immer Seine Verheißungen einhält, sieht eine ganze Menge mehr von Gott als ihr gelehrter, spitzfindiger Bruder, der sich mit törichten Fragen abquält, die keinem etwas bringen. 

Die Reinigung des Herzens gibt uns einen herrlichen Ausblick 

»… die reinen Herzens sind, … sie werden Gott schauen.« Was bedeutet das? Zuerst, dass der Mensch, dessen Herz rein ist, Gott schon in der Natur entdecken kann. Er wird Gottes Stimme bei jeder Predigt hören, wenn sie auf Gottes Wort basiert. Außerdem entdecken diejenigen, die reinen Herzens sind, Gott, wenn sie die Heilige Schrift lesen. Unreine Herzen können in ihr keine Spur von Gott erkennen. Sie finden sogar Gründe, die biblische Echtheit des Johannes-Evangeliums anzuzweifeln. Das ist alles, was sie in der Bibel entdecken. Die aber reinen Herzens sind, entdecken Gott auf jeder Seite dieses heiligen Buches. Wenn sie es im Glauben und Gebet lesen, preisen sie den Herrn, dass es Ihm gefallen hat, sich ihnen so gnädig durch den Heiligen Geist zu offenbaren. Sie erkennen dankbar, dass Er ihnen die Gelegenheit und das Verlangen geschenkt hat, sich an der Offenbarung Seines heiligen Willens zu erfreuen. 

Daneben entdecken diejenigen, die reinen Herzens sind, Gott in Seiner Gemeinde. Die unreinen Herzens sind, können ihn dort gar nicht sehen. Für sie ist die Gemeinde Gottes nicht mehr als ein Haufen schwacher Menschen. Wenn sie auf diese Gruppe schauen, entdecken sie nichts als Fehler, Versagen und Unvollkommenheit. Man darf dabei nicht vergessen, dass man alles immer nur entsprechend der eigenen Natur sieht. Wenn der Geier in den Lüften schwebt, entdeckt er überall Aas. Wenn die Taube mit ihren silbernen Flügeln in den azurblauen Himmel steigt, sieht sie überall das geworfelte Getreide. Der Löwe findet seine Beute im Wald, und das Lamm findet seine Nahrung auf der grünen Wiese. Unreine Herzen entdecken wenig oder nichts Gutes unter Gottes Volk; doch die reinen Herzens sind, erkennen Gott in Seiner Gemeinde. 

Gott zu erkennen bedeutet jedoch viel mehr, als Spuren von Ihm in der Natur, der Heiligen Schrift und der Gemeinde zu finden. Gott zu erkennen bedeutet, dass diejenigen, die reinen Herzens sind, etwas von Gottes wahrem Wesen wahrnehmen. Wer in einem Gewittersturm gefangen ist und den krachenden Donner hört, den durch Blitzschläge angerichteten Schaden sieht, der erkennt, dass Gott mächtig ist. Doch zu erkennen, dass Gott ewig gerecht und doch unendlich freundlich ist, dass Er sehr streng und doch unermesslich gnädig ist – die verschiedenen Eigenschaften der Gottheit zu erkennen, wie sie wie die Farben des Regenbogens ineinander übergehen und ein einheitliches Ganzes bilden –, das bleibt den Menschen vorbehalten, deren geistliche Augen zuvor durch Gottes Geist geöffnet wurden. Nur diese Menschen erkennen, dass Gott immer gut ist, und beten Ihn in jeder Hinsicht an. Sie sehen, dass all Seine Eigenschaften vortrefflich ineinander übergehen und sich ausgleichen und jede Eigenschaft die anderen Qualitäten umso herrlicher erstrahlen lässt. Die reinen Herzens sind, werden Gott so schauen, denn sie werden Seine Qualitäten schätzen und Sein Wesen verstehen, wie die Ungläubigen es nicht können. 

Viele von uns könnten von wahrer Gemeinschaft mit Gott zeugen; doch man kann sie nur in dem Maß genießen, wie man die Vorliebe zum Bösen aufgibt. Man kann nicht mit Gott reden, nachdem man schmutzige Worte gebraucht hat. Man kann nicht mit Gott reden, wie ein Mann mit seinem Freund spricht, wenn man Freude daran hat, mit den Ungläubigen an einem Strang zu ziehen. Die reinen Herzens sind, können Gott schauen. Sie schauen Gott auch – aber nicht mit dem natürlichen Auge. Vielmehr sehen sie den großen Gott, der Geist ist, mit ihrem inneren, geistlichen Auge und haben eine geistliche, aber überaus reale Gemeinschaft mit dem Höchsten. 

In Christus Jesus können die, die reinen Herzens sind, voller Mut und Vertrauen zum Thron der Gnade Zugang bekommen. Da sie durch das kostbare Blut Jesu gewaschen wurden, sind sie zu Dienern Gottes geworden, der sie als Seine Botschafter einsetzt und zu hohen, ehrwürdigen Missionstätigkeiten aussendet. Sie können Ihn sehen, wie Er Sein Reich hier auf der Erde baut, wie Sünder durch Sein Evangelium aus der Finsternis befreit werden. Schließlich wird die Zeit kommen, dass diejenigen, die Gott so auf Erden geschaut haben, Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden, nämlich dann, wenn Jesus wiederkommt. Welch eine brillante Aussicht! 

Reinigung des Herzens geschieht durch göttliches Wirken 

Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass dieses Wirken nie umsonst ist. Kein Mensch (mit Ausnahme von Jesus Christus) wurde je mit reinem Herzen geboren. Alle haben gesündigt. »Da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer!« (Röm. 3,12). 

Ich möchte euch versichern, dass dieses Wirken nie durch das Zelebrieren bestimmter religiöser Formeln vollbracht wird. Man kann sagen, was man will; aber keine Form der Taufe hat je das Herz des Menschen gebessert. Das Herz kann auch nicht durch äußerliche Reformen gereinigt werden. Sündern ein reines Herz zu erschaffen ist ein Wunder, das genauso gewaltig ist, als würde Gott eine Marmorstatue zum Leben erwecken, so dass sie atmen und gehen könnte. 

Das Herz kann nur durch Gottes Heiligen Geist gereinigt werden. Der Heilige Geist muss über uns kommen und unser Wesen überschatten (vgl. Lk. 1,35). Wenn Er so über uns kommt, wird erst dann unser Herz verändert, und nicht vorher. Wenn der Geist Gottes über uns kommt, reinigt Er die Seele, indem Er – um den Worten unseres Herrn in Matthäus 5 zu folgen – unsere geistliche Armut aufdeckt: »Glückselig sind die geistlich Armen!« Das ist die erste Gnadentat Gottes: uns spüren zu lassen, dass wir arm sind, dass wir nichts sind, dass wir Sünder sind und nichts verdient haben als nur den Zorn Gottes und die Hölle. Wenn der Geist Gottes fortfährt, an uns zu wirken, bringt Er uns als nächstes zum Trauern: »Glückselig sind die Trauernden!« Wir trauern bei dem Gedanken, dass wir so sehr gegen unseren Schöpfer gesündigt haben. Das großartige Wirken, welches das Herz dann reinigt, ist das Wirken des Blutes Jesu. Hier ist das Heilmittel zu finden, das sowohl von Schuld, von der Sünde, als auch von der Verdammnis befreit. Wenn der Glaube auf Christus schaut, erkennt er nicht nur die Vergebung für die Sünden der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart. 

Der Engel sprach zu Joseph, bevor Christus geboren wurde: »Du sollst Ihm den Namen Jesus geben, denn Er wird Sein Volk erretten von ihren Sünden« (Mt. 1,21). Den gesamten Vorgang der Errettung kann man kurz so erklären: Der Geist Gottes findet uns mit verdorbenen Herzen vor. Er kommt und leuchtet mit Seinem göttlichen Licht in uns hinein, so dass wir unsere Verdorbenheit erkennen können. Dann macht Er uns klar, dass wir als Sünder verdient hätten, den Zorn Gottes zu ertragen; und wir erkennen dann, dass es auch wirklich so ist. Schlussendlich zeigt der Geist Gottes uns, dass dieser Zorn schon von Jesus Christus getragen worden ist. Er öffnet unsere Augen, und wir erkennen, dass Christus für uns – an unserer Statt – gestorben ist. Wir schauen auf Ihn und glauben, dass Er stellvertretend für uns starb. Wir vertrauen uns Ihm an. Wir wissen dann, dass unsere Sünden um Seines Namens willen vergeben worden sind. Die Freude über die Vergebung der Sünden durchdringt uns, und wir erleben eine Freude wie nie zuvor. Im nächsten Augenblick ruft der Sünder, der Vergebung erfahren hat: »Jetzt, da ich gerettet bin, jetzt, da ich Vergebung erfahren habe, mein Herr Jesus Christus, werde ich für immer Dein Diener sein. Ich werde die Sünden abtöten, die Dich töteten. Wenn Du mir Kraft schenkst, werde ich Dir dienen, solange ich lebe.«

Zuvor hatte die Seele die Tendenz zum Bösen hin; doch in dem Moment, wo der Mensch erkennt, dass Jesus Christus für ihn starb und dass seine Sünden vergeben sind, fließt der ganze Strom seiner Seele in die umgekehrte Richtung, hin zu dem, was richtig ist. Obwohl der Mensch weiterhin gegen seine alte Natur anzukämpfen hat, ist er von jenem Tag an in seinem Herzen rein; das heißt, sein Herz liebt die Reinheit, es strebt nach Heiligung. 

Jetzt kann der Mensch Gott schauen, Gott lieben, sich an Gott erfreuen, sich danach sehnen, wie Jesus zu sein. Er wartet ungeduldig auf den Tag, an dem er bei Christus ist und Ihn von Angesicht zu Angesicht schauen wird. Diesen Reinigungsprozess könnt ihr tatsächlich durch das Wirken des Heiligen Geistes erleben. Wenn ihr euch in Wahrheit ein reines Herz und einen festen Geist wünscht (Ps. 51,12), wird euch beides großzügig gewährt. Wer die Toten mit einem Stoß in die Auferstehungsposaune auferwecken kann, kann auch euer Wesen allein durch Seinen gnädigen Willen ändern. Er kann in euch ein neues Herz und einen festen Geist schaffen und euch zu einem neuen Menschen machen. Jemand meinte: »Ach, wie ich mir wünsche, dass Er mein Herz erneuert und mein Wesen verändert!« Wenn das auch euer Herzenswunsch ist, dann wendet euch jetzt im Gebet zum Herrn. Lasst diesen Wunsch nicht in eurer Seele ersterben, sondern wandelt ihn in ein Gebet um, mit dem ihr euch an Gott wendet, und hört darauf, was Er euch zu sagen hat: »Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet werden …!« (Apg. 16,31). Ihr sollt von eurer Liebe zur Sünde, von euren alten Gewohnheiten errettet werden, ja, so gänzlich errettet werden, dass ihr zu Menschen mit reinem Herzen werden sollt, die Gott schauen werden. 

Vielleicht fragt ihr euch: »Was bedeutet es, an den Herrn Jesus Christus zu glauben?« Es bedeutet, Ihm zu vertrauen, sich auf Ihn zu verlassen. Ihr werdet eure Probleme erst dann los, wenn ihr an Ihn glaubt. Auch wenn ihr vergeblich gegen böse Gewohnheiten angekämpft habt, auch wenn ihr euch damit auseinandergesetzt und euch dagegen entschieden habt, nur um von euren großen Sünden und schrecklichen Begierden wieder besiegt zu werden, gibt es Einen, der alle Sünden für euch überwinden kann. Es gibt Einen, der eure bösen Begierden erwürgen kann, der eure Leidenschaften abtöten kann, der eure verdorbene Natur reinigen kann. Er kann euch innerlich rein machen und rein halten. 

Schaut auf Ihn! Er hing am Kreuz, von den Menschen verflucht, von Gott für uns zur Sünde gemacht, obwohl Er von keiner Sünde wusste, – »damit wir in Ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden« (2.Kor. 5,21). Er wurde dazu verurteilt, als unser Opfer für Sünde zu sterben, so dass wir ewig in der Liebe Gottes leben könnten. Vertraut auf Ihn! Er ist von den Toten auferstanden und in Seine Herrlichkeit eingegangen. Er sitzt zur Rechten Gottes und verwendet sich für die Übertreter. Ihr könnt nicht zugrunde gehen, wenn ihr Ihm vertraut. Ihr sollt leben, wie Millionen andere auch, die alle aus Gnade gerettet wurden, um von einem mächtigen Heiland zu singen, der alle ausnahmslos retten kann, die durch den Glauben an Christus zu Gott kommen. Gott schenke, dass ihr zu denen gehören mögt, die reinen Herzens sind und Gott schauen werden – zu denen, die nie aufhören werden, Gott zu schauen. Ihm gebührt die Ehre!

Amen.

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Wie bekommt man ein reines Herz?

von Lucas Derksen Lesezeit: 14 min