Bist du von oben geboren?
Es ist sehr schwer zu sagen, inwieweit ein Mensch religiös sein und doch in seinen Sünden sterben kann, wie sehr er einem Erben des Reiches Gottes ähneln und dennoch ein Kind des Zorns sein kann. Jede Gnadengabe kann nachgeahmt werden, ebenso wie Juwelen nachgemacht werden können.
Anhand der Geschichte von Isaak und Ismael zeigt Spurgeon den Unterschied auf zwischen dem natürlichen Menschen und demjenigen, der aus Gott geboren ist. Was ist ihr jeweiliger Ursprung? Wie unterscheiden sich ihre Lebensweisen und ihre Zukunftsperspektiven voneinander?
Einleitung
»Prüfe mich, HERR, und erprobe mich; läutere meine Nieren und mein Herz!« (Ps. 26,2).
Zwischen ähnlichen Dingen den Unterschied zu erkennen, ist von größter Bedeutung, denn der äußere Schein kann trügen. Dinge, die dem Anschein nach gleich sind, können doch dabei das genaue Gegenteil voneinander sein. Ein Skorpion kann wie ein Ei aussehen und ein Stein wie ein Stück Brot, aber sie sind weit davon entfernt, dasselbe zu sein. Was auf den ersten Blick gleich aussieht, kann sehr unähnlich sein. Das ist besonders in geistlichen Dingen der Fall, und deshalb sollten wir hier besonders auf der Hut sein.
Es ist sehr schwer zu sagen, wie weit ein Mensch religiös sein und doch in seinen Sünden sterben kann, wie sehr er einem Erben des Reiches Gottes ähneln und dennoch ein Kind des Zorns sein kann. Viele Unbekehrte haben einen »Glauben«, der dem wahren biblischen Glauben ähnlich sieht und doch kein wahrer Glaube ist. Manche Menschen zeigen fromme Neigungen, die die Wärme geistlicher Liebe aufweisen, aber sie besitzen nicht das Gnadenleben. Jede Gnadengabe kann nachgeahmt werden, ebenso wie Juwelen nachgemacht werden können. Wie künstliche Edelsteine den echten erstaunlich ähnlich sehen, so ähneln scheinbare Gnadenwirkungen erstaunlich dem Wirken des Geistes Gottes.
In Angelegenheiten der Seele ist es nötig, genau achtzugeben, sonst betrügt man sein eigenes Herz. Es ist zu befürchten, dass schon viele im Irrtum befangen sind und ihre Täuschung nicht einsehen werden, bis sie ihre Augen in jener Welt des Verderbens öffnen, wo ihre Enttäuschung in der Tat schrecklich sein wird.
Der natürliche Mensch – das heißt der geistlich Tote – kann sich äußerlich den Christen anpassen, aber er wird von sich aus nicht zu einem echten, lebendigen Kind der Gnade werden. Das göttliche Leben in der Seele schafft einen unendlichen Unterschied zwischen dem Menschen, der es hat, und dem, der es nicht hat. Worauf es ankommt, ist, gewiss zu werden, dass wir dieses Leben haben.
Bist du gewiss, dass du Leben aus Gott hast?
Bist du gewiss, dass du Ihn hast?
Wie furchtbar ist es, »Friede, Friede« zu rufen, wo es doch keinen Frieden gibt (Jer. 6,14), und sich selbst angenehme Dinge einzureden, sein Herz leicht zu machen und sein Gewissen in Schlummer zu wiegen – und niemals aus dem Schlaf zu erwachen, bis ein Donnerschlag des Gerichts dich aus deiner Vermessenheit aufschrecken und in endloses Grauen stürzen wird.
Ich möchte dir, lieber Leser, gern bei der Selbstprüfung helfen, und ich wünschte, dass du weiter kommst als nur bis zur Prüfung: dass du zu solch einer Gnadenfülle gelangst, dass dein heiliger und glückseliger Zustand dir selbst zu einem Zeugnis wird.
Dieses kleine Buch soll ein Sieb sein, das die Spreu vom Weizen trennt. Mögest du es auf dich selbst anwenden; es dürfte das beste Tagewerk sein, das du je getan hast. Wer seine Kassenbücher durchsieht und feststellt, dass sein Geschäft nur Verlust gemacht hat, wird vor dem Bankrott bewahrt. So dürfte es auch manchem meiner Leser ergehen. Solltest du jedoch entdecken, dass dein geistliches Geschäft gedeiht, so wird dir dies ein großer Trost sein. Kein Mensch verliert dadurch etwas, dass er sein eigenes Herz aufrichtig erforscht. Lieber Freund, versuche es doch jetzt!