»Und ich hörte die Stimme des Herrn fragen:
Wen soll Ich senden, und wer wird für Uns gehen?
Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!«
Brüder, die Heiden sterben dahin, und es gibt nur einen Weg des Heils für sie; denn es ist nur ein Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem sie gerettet werden sollen! Gott in der herrlichen Einheit Seiner göttlichen Natur ruft nach Boten, die den Menschen den Weg des Lebens verkünden. Weil die Welt unter dem Fluch der Sünde liegt, sucht der lebendige Gott – der nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass er Buße tue – nach Dienern, die Seine Gnade verkünden; Er fragt nach solchen, die zu den sterbenden Millionen ausgehen wollen und ihnen die wunderbare Geschichte von Seiner Liebe erzählen. »Wen soll Ich senden? Durch wen soll Ich sprechen, um den Massen, die ins Verderben gehen, Leben zu bringen?« Und in der Dreieinigkeit Seiner Person fragt Er: »Wer wird für Uns gehen?«
Glücklich werden wir heute sein, wenn ernste Antworten in diesem Hause gehört werden. »Hier bin ich, sende mich!« Es ist auf jeden Fall unsere Aufgabe, euch die Sache im höchsten Ernst vorzulegen, Brüder in Christus; und während wir versuchen, die Sache Gottes fortzuführen, vertrauen wir, dass der Heilige Geist hier sein wird und von dem einen und anderen uns ganz Unbekannten sprechen wird: »Sondert Mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem Ich sie berufen habe!« Ja, möge die zwingende Stimme des besonderen Gnadenrufes zu dem Ohr einiger hier Anwesenden gelangen, die wie der junge Samuel antworten und sprechen: »Hier bin ich; denn Du hast mich gerufen!«
Zur Vorbereitung für eine so hohe Sendung wurde Jesaja in einen Zustand versetzt, der ihn nach menschlichem Urteil für künftige Wirksamkeit ganz untüchtig machen musste. Die herrliche Vision, die er sah, nahm ihm alle Kraft; er war so tief niedergeworfen, wie er nur konnte, durch ein Gefühl seiner eigenen Unwürdigkeit, und er empfand, dass er weniger als nichts sei. In der Gegenwart Gottes rief er: »Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen …« Ja, lieber Bruder, und dies ist unser Weg zum Erfolg; Gott will niemals irgendetwas mit uns wirken, ehe Er uns zuerst vernichtet hat. Wir müssen zuerst in Stücke zerlegt und einem Verfahren unterworfen werden, das sehr der Zerstörung gleicht, und dann sollen wir neugebildet werden nach einer edleren Form, die mehr für den Gebrauch unseres großen Herrn passend ist.
Es wird mir nicht leid tun, wenn jeder Bruder, der hier zum Werk des Herrn berufen ist, sich so fühlt, als wenn er nicht damit fortfahren könnte, und täglich seine Unfähigkeit, seine Unwürdigkeit und Mängel betrauert. Denn es ist gut für uns, in den Staub gelegt zu werden. Hinunter ins Zerbrochen-, Zertreten-, Zermalmt-, Zu-Staub-Werden müssen wir gehen; denn dies ist der Weg, um stark in dem Herrn zu werden und in der Macht Seiner Stärke. Der Tod des eigenen Ichs ist das Leben der Gnade. Wenn wir schwach sind, dann sind wir stark. Wir können nur so zur Fähigkeit für die höchsten Aufträge gelangen, indem wir von aller Selbstgenügsamkeit entleert und mit dem allgenugsamen Geist gefüllt werden.
Ich glaube nicht, dass ein Mann ein guter Missionar sein kann, wenn er Nachsicht mit der Sünde hat, die ihn umgibt. Wenn sie nicht in seiner Nase stinkt, wenn sie nicht seine Seele vor heiligem Unwillen sieden macht, wenn nicht sein Geist – wie der des Paulus – in ihm ergrimmt, wie kann er dann so sprechen, wie er die Botschaft seines Gottes sprechen sollte? Vertrautheit mit Bösem nimmt zu oft die Unterscheidungskraft des zarten Gefühls hinweg; die Menschen hören leicht auf, über die Sünde zu weinen, die immer vor ihren Augen steht. Ihr könnt auf den Aberglauben Roms so blicken, bis ihr beinahe das stattliche Gepränge bewundert; und ich vermute, ihr könnt heidnische Tempel so betrachten, bis die Majestät ihres Baues euch die Schändlichkeit ihres Zweckes vergessen lässt; aber es darf nicht so sein! Wir müssen fühlen, dass wir unter einem Volk von unreinen Lippen wohnen, und wir müssen ihre Sünde auf unserem Herzen tragen, so dass wir Buße für sie tun, wenn sie nicht Buße tun! Und unsere Herzen müssen brechen, weil ihre Herzen so hart wie Diamant gegen ihren Gott sind! Nur in solcher Herzensstimmung werden wir geeignet sein, in Gottes Namen auszugehen.
Wenn ein Bruder zu dem heiligen Werk zubereitet ist, so dauert es nicht lange, bis er einen Auftrag erhält. Wir wollen nun an den göttlichen Ruf denken. Es ist traurig, dass Gott Selbst von Seinem Thron rufen muss: »Wen soll Ich senden?« – Ach, mein Gott, sind keine Freiwilligen da für Deinen Dienst?!
Nun, Brüder, wenn es zu irgendeiner Zeit im Missionsfeld an Arbeitern fehlt, sollte nicht diese Tatsache jeden veranlassen, in sein Inneres zu sehen und zu sagen: »Wo bin ich? Welche Stellung nehme ich zu diesem Werk Gottes ein? Mag ich nicht gerade hierhin gestellt worden sein, wo ich jetzt bin, weil ich das tun kann, was andere nicht können?« Einige von euch jungen Männern besonders, die nicht die Verantwortung für eine Familie tragen – ihr könntet sagen: »Hier bin ich!« Und wenn Gott dir Reichtum verliehen, dir Talent gegeben und dich in eine günstige Lage gestellt hat, so bist du der Mann, der sagen sollte: »Vielleicht bin ich in das Reich gekommen gerade für eine solche Zeit wie diese; ich bin vielleicht absichtlich da hingestellt worden, wo ich bin, damit ich der Sache Gottes wesentliche Hilfe leiste. Ich fühle in meinem tiefsten Herzen, was ich Jesus Christus schuldig bin; ich sehe die Not der Sünder, ich liebe sie um Jesu willen und sage: ›Hier bin ich!‹ Du hast mich da hingestellt, wo ich bin; Herr, nimm mich, wie ich bin, und gebrauche mich, wie Du willst!«
Ein Mann ist kostbarer als reines Gold. Nun, meine mutigen Brüder, wer will gehen aus Liebe zu Jesus und zu jenen sterbenden Menschen? Und ihr, mutige Frauen, wollt ihr nicht die Trägen beschämen und dem Sturm trotzen aus Liebe zu Seelen, die in Gefahr des Todes und der Hölle sind?
Bewegt meine Mahnung ernstlich und sogleich in euren Herzen, denn es ist die Mahnung Gottes! Setzt euch nieder und horcht auf jene schmerzliche und doch majestätische Frage: »Wen soll Ich senden, und wer wird für Uns gehen?«. Und dann antwortet: »Wir sind bereit, ja, bereit für alles, wozu unser Erlöser uns ruft!« Lasst diejenigen, welche Ihn lieben – wenn sie rund um sich her die Anzeichen von der schrecklichen Not der Welt sehen –, in der Angst christlicher Liebe ausrufen: »Hier bin ich, sende mich!«